0299 - Das Lagunen-Monstrum
künftiger Schüler war.
»Ja, gell, schau, der Assi!« dehnte Leopold von Sterzing in seiner Sprache.
»Wenn du jetzt noch ›Grüß Gott‹ sagst, werde ich wild!« fauchte der Fürst der Finsternis böse.
»Aber gehns!« ließ sich der zukünftige Dämon vernehmen. »Des sagen mer doch net. I weiß doch, was sich g’hört in unseren Kreisen. Lassens uns doch gute Freunde sein, Herr Asmodis, gell? I bin halt der Poldi für Sie, wenns belieben. Habe die Ehre!«
Asmodis kochte vor Wut. Doch er hatte sich eisern unter Kontrolle. Es gelang ihm sogar, mit Leopold von Sterzing, der diesen Namen dem Begriff »Dämonius« vorzog, ein erstes klärendes Gespräch zu führen.
»Sie sind also im Seelenhandel unser Bevollmächtigter mit Unterschriftsbefugnis!« sagte Asmodis, wobei sie den Touristen wie zwei Geschäftsleute erschienen, die einen gemeinsamen Abschluß tätigten. »Allerdings werde ich die Verträge noch einmal gewissenhaft prüfen und… Was, bei Satanachias Ziegengehörn, ist das?«
Asmodis und sein Auszubildender sprangen auf. Sie sahen die Attacke der Tauben und erkannten die Knochenhand des Mannes, als die Tauben von ihm abließen.
»Schwarze Magie in starker Konzentration. Doch ich habe davon nichts gespürt!« stieß Asmodis hervor. »Was war es?«
»I kann hingehen und fragen!« schlug der zukünftige Dämon vor. »Vielleicht ist der Herr dort auch an einem Seelenpakt interessiert.«
Asmodis atmete tief durch. Wenn sich dieser Narr in die Gefahr stürzen wollte, konnte es ihm recht sein. Schwarze Magie, die er nicht ortete, war ihm unheimlich.
»Amun-Re. Das ist das Werk von Amun-Re!« zischte Asmodis.
»Vielleicht ist mit diesem Herrn auch ein Geschäft in Sachen Seelen zu machen!« schlug Leopold von Sterzing vor. Asmodis strahlte. Das war die Gelegenheit, den Kerl auf legale Art wieder loszuwerden. Man mußte nur noch feststellen, wo sich der Herrscher des Krakenthrons jetzt befand.
Vorerst war jedoch der Mann mit der Skeletthand wichtiger.
»Folge ihm, und biete ihm einen Pakt an!« befahl er dem zukünftigen Dämon mit strenger Stimme. »Hiermit gebe ich dir die Macht, ihm für einen Pakt eine neue Hand zu versprechen. Wenn er unterschreibt, dann sage folgende Worte, und auf den Knochen wird neues Fleisch wachsen. Geh nun, und mach deine Sache gut. Alles zum Ruhme Satans!«
»I geb’ mir halt redlich Mühe!« sagte Leopold von Sterzing. Dann ging er mit schnellen Schritten hinter dem Mann mit der Skeletthand her.
Asmodis grinste satanisch.
»Die meisten Aufgaben lösen sich ganz von selbst!« sprach er zu sich. »Man darf sie nur nicht dabei stören…!«
***
Eine halbe Stunde später war Asmodis einem Tobsuchtsanfall nahe.
»Aber schauns’, Herr Asmodis!« sagte Leopold von Sterzing in seinem Wiener Dialekt. »Der nette Herr hat den Pakt sofort akzeptiert. Er hat mit seinem Künstlernamen unterschrieben, weil er ein ganz bekannter Musiker ist. Und daher hat er eine neue Hand bekommen. Es ist vorbei mit der Skeletthand, und alles ist in Ordnung!«
»In Ordnung! Ja, für den schon!« brüllte Asmodis. »Aber wir akzeptieren natürlich keine Künstlernamen. Und außerdem ist hier mit ganz normalem Kugelschreiber unterschrieben worden. Einen Höllenpakt unterschreibt unser zukünftiger Kunde mit seinem Blut und mit seinem richtigen Namen. Der Pakt ist wertlos. Vollkommen wertlos!«
»Ach, net gar?« wunderte sich von Sterzing. »Nun, das Autogramm von dem Herrn könnte doch bei seinen Fans noch einiges einbringen. Die meisten von ihnen sind ganz narrisch, wenn’s eine persönliche Signatur von ihrem Star bekommen können. Damit ist doch wenigstens ein kleiner Erfolg zu verbuchen !«
Die Worte, die Asmodis hervorstieß, wären selbst in der Hölle auf die Mißbilligung der Zensur gestoßen.
»Das nächste Mal mache ich es so wie im Leben, wenn ich eine Lebensversicherung verkauft habe!« meinte Leopold von Sterzing zerknirscht.
»Und wie haben Sie das gemacht?« fragte Asmodis lauernd.
»I hab’ das Honorar dafür sofort in Heurigen umgesetzt, weil man immer in Gefahr war, daß die sofort wieder gekündigt wurde!« erklärte der Dämonenanwärter. »Und dann hab’ ich es beim nächsten Mal besser gemacht… Beflügelt vom Heurigen, falls verstehen, was i mein, Herr Asmodis!«
»Nun reden Sie mal Klartext!« befahl Asmodis streng.
»Wenn i a Schwipserl vom Weindel hab’, dann gelingt mir alles dreimal so gut!« sagte Leopold von Sterzing. »Wanns das Budget der Hölle
Weitere Kostenlose Bücher