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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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kaufen, wenn ich möchte. Mein Nettoeinkommen übersteigt das eines erbärmlichen Werwolfs bei weitem.“
    „Das hat er doch wohl nicht wirklich zu Viola gesagt, oder?“, fragte ich meinen Bruder Max, der sich neben mir auf der Couch räkelte.
    Es war Sonntagabend, und die Dinnerparty meiner Mutter war bereits in vollem Gang. Genau wie mein Dad. Er stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, hatte seinen Lieblingsgolfschläger in der Hand und demonstrierte wieder einmal seinen neuesten Abschlag.
    Max schüttelte den Kopf. „Jedenfalls nicht ins Gesicht. Er hat ihr über Hugo einen Brief zukommen lassen.“ Er zeigte auf einen großen, stattlichen Mann, der in der Ecke stand.
    Hugo Divine war der neueste Bodyguard/Laufbursche meines Vaters. Er war kräftig und einschüchternd, mit faltigem Gesicht, grünem Anzug und zurückgegeltem Haar: das menschliche Produkt von ungeschütztem Sex zwischen Mrs Shrek und Anthony Soprano.
    „Das ist seine neueste Strategie“, fuhr Max fort, „um Viola das Gefühl zu geben, sie sei minderwertig und verletzlich, damit sie dem Druck erliegt, ihm die Kettensäge zurückgibt und sich ihm bewundernd zu Füßen wirft.“
    „Klingt eigentlich genau wie seine alte Strategie.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Du kennst doch Dad. Der ändert sich nicht mehr.“
    Zumindest meine Mutter (ich hätte niemals gedacht, dass ich das eines Tages sagen würde) schien sich langsam weiterzuentwickeln. Sie war (schluck) tatsächlich fast nett, vielleicht eine Spur zu besorgt.
    Mein Blick wanderte von meinem Vater zu meinem Bruder Jack, der gleich neben ihm in einem Sessel saß. Er hatte die Füße hochgelegt, ein Glas Blut in der Hand, während meine Mutter ein Riesentheater um ihn machte.
    Er bewegte sich ein wenig, und schon gab sie Sally, einer ihrer Haushälterinnen, ein Zeichen, die sofort herbeieilte, um Jacks Kissen aufzuschütteln.
    Wohlgemerkt: Ich spreche von einer Weiterentwicklung, nicht von Geisteskrankheit. Sie sah natürlich nicht ein, wieso sie selbst auch nur einen Finger bewegen sollte, wo ihr doch eine ganze Armee von Dienstboten zur Verfügung stand, die sämtliche erforderlichen Bewegungen an ihrer Stelle ausführen konnten.
    Aber ja, sie war ohne Frage ziemlich nett. Sie hatte noch nicht eine abwertende Bemerkung zu Mandy gemacht.
    Okay, sie hatte genau genommen auch noch kein Wort mit Mandy gewechselt, weil meine zukünftige Schwägerin eine Doppelschicht in der Pathologie übernehmen musste und Jack solo gekommen war. Aber ich war ziemlich zuversichtlich, dass Jacqueline Marchette ihre Sticheleien diesmal für sich behalten hätte.
    Ich war schon ganze fünfundvierzig Minuten hier, und sie hatte bislang kaum einen Blick für mich übrig gehabt, geschweige denn ein Wann besorgst du dir denn endlich einen richtigen Job? oder ein Gruella DeMaurier hat schon sechsundneunzig Enkelkinder, und ich nicht mal ein einziges.
    Sie hatte sich sogar jeglichen Kommentars zu meiner Kleidung enthalten. Ich trug ein neues, rückenfreies Chiffonkleid von Rebecca Taylor in Crinkle-Optik (nach meiner Konfrontation mit Psycho-Vamp hatte ich unbedingt etwas gebraucht, um mich aufzumuntern), Sandalen von Vivia aus Python- und normalem Leder und eine silberne Clutch mit Perlen von Chan Luu. Wenn ich auch total fabelhaft und über jede Kritik erhaben aussah (wie sonst auch), meine Mutter fand doch immer irgendetwas. Aber nicht heute Abend.
    Mein Blick wanderte zu Nina Eins, die ein gutes Stück von mir entfernt in der Ecke stand und über etwas lachte, das Rob gerade gesagt hatte. Sie verstanden sich wirklich richtig gut, und ich hatte das Gefühl, zumindest dem lüsternen Glanz in Ninas Augen zufolge, dass sie - noch bevor die Uhr Mitternacht schlug - den Whirlpool meiner Eltern ausprobieren würden. Oder das Schlafzimmer. Oder den nächsten Schrank.
    Alles in allem entwickelte sich die Dinnerparty, die ich so gefürchtet hatte, gar nicht mal übel.
    Ich hätte doch eigentlich glücklich sein sollen.
    „Zu schade, dass Remys Mutter nicht kommen konnte“, bemerkte Max.
    Von wegen glücklich. Ich sollte vor Freude außer mir sein.
    Meine Aufmerksamkeit verlagerte sich zu Remy, der bei meinem Vater stand und ein ungebrochenes Interesse an dessen neuestem Golfschwung heuchelte.
    Der Polizeichef sah ohne jeden Zweifel ziemlich verlockend aus in seinen dunklen Jeans, einem grauen Henley-Hemd und braunen Slippern. Sein braunes Haar hatte er mit etwas Mousse in Form gebracht, und seine Augen funkelten. Er

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