030 - Die zweite Realität
und nach der Wirklichkeit suchen, die ihm irgendwann verloren gegangen war. In Smythes Realität blieben ihm kaum Möglichkeiten. Entweder er fügte sich dem Willen des offensichtlich paranoiden Professors, oder er musste sich gegen die MPis zur Wehr setzen. In diesem Fall würde er entweder erschossen werden oder Unschuldige töten, wahrscheinlich beides. Schließlich blieb noch Mikes Version der Dinge. Wenn er Recht hatte, war nichts von all dem, was Matt umgab, wirklich wahr. Dann war er nur Teil einer großen, unfassbaren Simulation, konstruiert zu dem einen Zweck, ihn zu befragen und zu testen… Drei Möglichkeiten, drei Realitäten -und keine davon gefiel Matt sonderlich. Fieberhaft sann er darüber nach, was er tun sollte. Und plötzlich, als würde sie aus den unergründlichen Fluten des Ozeans auftauchen, der ihm umgab, wusste er die Lösung. Die Antwort auf alle drei Fragen. Es war so einfach. Er wandte sich an beide Männer. »Okay, Sie haben gewonnen. Ich gebe auf. Aber auf meine Art!« Ein flüchtiges Grinsen huschte dabei über seine Züge. Dann, mit einer blitzartigen Bewegung, zu schnell, als dass irgendeiner der Umstehenden hätte reagieren können, richtete er die Beretta gegen sich selbst.
Einen Lidschlag lang blickte er in die hässlich schwarze Mündung der Waffe, sah Endgültigkeit darin - und Wahrheit. »Nein!«, brüllten Smythe und Sirwig gleichzeitig - und Matt drückte ab. Einen Augenblick lang verspürte er lähmende Angst, hörte den ohrenbetäubenden Knall. Dann war es vorbei....
***
Schlagartig hatte Matt das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ihm war, als wäre lauter Wasser um ihn, als schwimme er inmitten blauer Unermesslichkeit, die seinen Lungen keine Chance ließ. Oder war es umgekehrt? Lag er wie ein Fisch auf dem Trockenen, nicht in der Lage, die Luft zu atmen, die ihn umgab…? Plötzlich merkte er, wie etwas aus seinem Hals gezogen wurde. Er würgte und spuckte, sein Magen rebellierte - doch dann konnte er wieder frei atmen. Gierig und keuchend sog er die kühle Luft, die nach Metall und Säure roch, in seine Lungen. Er fühlte seinen Pulsschlag wieder, hörte das Pochen seines Herzens.
Dann schlug er die Augen auf. Er lag auf einer blankpolierten Fläche aus Metall, war an Hand- und Fußgelenken mit stählernen Spangen gefesselt. Unzählige Kabel und Schläuche ragten aus seinem Körper, erfüllten Funktionen, die er nicht einmal erahnen konnte. Matt blinzelte, brauchte einige Augenblicke, bis sich seine Augen an das gleißende Licht gewöhnt hatten. Dann sah er das Monstrum, das über ihm lauerte. Es war eine Siragippe! Eine gewaltige Spinnenkreatur mit gewaltigen, vielgliedrigen Beinen, die über ihm an der Decke hing, bereit, mit ihren tödlichen Fängen auf ihn herab zu stoßen. Matt stieß einen verzweifelten Schrei aus, wand sich im Griff der eisernen Fesseln - vergeblich.
»Commander!«, drang eine menschliche Stimme an sein Ohr.
»Beruhigen Sie sich! Es ist alles in Ordnung…« Matt schloss für einen Moment die Augen, zwang seinen hämmernden Puls zur Ruhe. Als er seine Lider schließlich wieder hob, sah er, dass seine überreizten Sinne ihm einen Streich gespielt hatten. Das Ding an der Decke war kein Lebewesen, sondern eine metallene Apparatur - eine fremdartige Vorrichtung, die mit ihren unzähligen Sonden und Fühlern wie ein gewaltiges Insekt aussah. Bunte Lichter flackerten daran in unregelmäßigen Abständen, und die meisten der Schläuche und Kanülen, die aus Matts Körper ragten, endeten irgendwo im metallenen Rumpf der bedrohlich aussehenden Maschine. »Was…?«, brachte Matt nur hervor. Seine Stimme klang seltsam nah.
»Ruhen Sie sich aus, Commander«, trug ihm die Stimme auf, die ihm irgendwie bekannt vorkam. »Sie haben einiges hinter sich.«
»W… wo…?«, brachte Matt nur hervor. »In Washington«, kam die Antwort prompt. »Im Quartier des Weltrats.« Matt wandte seinen Kopf, sah den Mann, der neben ihm stand und mit besorgter Miene auf ihn herab blickte - und erkannte ihn. Es war General Arthur Crow. Der Sicherheitsinspektor der neuen Regierung… »Willkommen in der wirklichen Welt, Commander«, sagte Crow. Einen Augenblick lang sprach Matt kein Wort, blickte den hageren Mann mit den kantigen Zügen fassungslos an. »Also doch«, war alles, was er schließlich hervor brachte.
»Warum?«, fragte Matt nur. Dann noch einmal, lauter und energischer:
»Warum!« Crow saß ihm in dem zweckmäßig ein- gerichteten Quartier gegenüber, das
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