0307 - Die Macht der Gläsernen
Direktüberspielung. Alarm abschalten. Ich will erst sehen, wer sich erdreistet, den zur Zeit Ruhenden zu stören."
Die Roboter zogen sich zurück. Der Klartext interessierte sie nicht mehr. Ihnen ging es um den Kode, und der war nun in der Maschine verschwunden.
Zwei Minuten später lag die Auswertung vor. Der Klartext erschien auf einem Ampexstreifen mit vorbereiteter Tonwiedergabe.
Menehl riß ihn ab, las und begann unvermittelt zu grinsen. Er las nochmals, und das genügte, um ein unterdrücktes Lachen zu entlocken.
„Anscheinend geht es doch nicht um die Existenz der Menschheit", meinte der Korporal. „Darf man als dreifach vereidigtes Mitglied der USO-Funkgarde erfahren, wer etwas zu berichten hat?"
Menehl wurde plötzlich lebhaft. Er rannte zum großen Schaltpult des Hypersenders hinüber, nahm auf dem Sessel des nicht anwesenden Chefoffiziers Platz und ließ seine Finger über Tasten und Knöpfe huschen.
Tief unten im Leib des zweieinhalbtausend Meter durchmessenden Schiffsgiganten wurde ein Leistungsmeiler des für die Versorgung des Senders vorgesehenen Atomkraftwerks hochgefahren. Die Richtstrahler auf der oberen Polkuppel rührten sich nicht, doch dafür wurde die große Rundstrahlantenne entfaltet.
Niemand unterbrach Menehls Tätigkeit. Kichernd zog er nach erfolgter Justierung das Mikrophon vor die Lippen und begann zu sprechen. Er wußte, daß alle anderen Schiffsstationen ebenso wie die der IMPERATOR ständig auf Empfang standen. Die Senderleistung war gerade groß genug um den Rundruf für alle anderen Einheiten der Morgenrotflotte hörbar zu machen.
„IMPERATOR III, Sergeant Menehl an alle Interessenten", gab der Mukaler durch. Schon der Anruf war ausgesprochen vorschriftswidrig. Das reichte aus, um etwa dreitausend Hyperfunker aufhorchen zu lassen.
„Ich halte es im Interesse aller Einsamen und Wartenden für erforderlich, mitzuteilen, daß sich soeben der König der galaktischen Freifahrer, Roi Danton, gnädigst herabgelassen hat, die IMPERATOR über Chefkode anzurufen. Woher ihn der Gauner kennt, sollte mich niemand fragen. Ich weiß es auch nicht. Wir dürfen diese Tatsache als weiteres Rätsel zu den vielen anderen Rätseln hinzufügen, die Seine Majestät bereits umgeben."
Menehl machte eine Pause. Das plötzlich aufbrandende Gelächter bestärkte ihn in seiner Auffassung, mit dem unerlaubten Rundspruch ein gutes Werk getan zu haben.
Er fuhr fort: „Beruhigt euch. Freunde er kommt wirklich. Die - äh! - dienstliche Dringlichkeit dieser Durchsage resultiert aus meiner Kampferfahrung und dem blitzschnellen Erfassen einer Situation, die unter Umständen zur Vernichtung eines nicht ordnungsgemäß angemeldeten Raumschiffes führen könnte."
Die Lautsprecher über Menehl dröhnten. Der Funkoffizier eines USO-Schlachtschiffes meldete sich. „Ihr Kommandant wird Ihnen bestimmt einige sehr freundliche Worte sagen, Sergeant. Wer hat Sie mit dem Rundruf beauftragt?"
Menehl hüstelte. Die grinsenden Gesichter seiner Untergebenen übersah er. „Mein Gewissen, Sir. Roi Danton kann jede Sekunde aus dem Linearraum kommen. Es wäre vielleicht zu spät gewesen, wenn ich erst den Kommandanten oder gar den Chef angerufen hätte. Ein guter Soldat soll Komplikationen möglichst..."
„Hören Sie nur auf mit Ihren durchsichtigen Argumenten", unterbrach ihn der Offizier. „Schalten Sie ab, Mann. Wir wissen Bescheid."
Menehl schaltete tatsächlich ab. Dann drückte er auf den Rufknopf zum Zentraleoffizier und gab ihm den Wortlaut durch. Der Diensthabende informierte den Kommandanten. Nur eine Minute später summte in Atlans Kabine der Verbindungsschirm.
Der Lordadmiral lag wach auf dem ungewöhnlich harten Polster seines Bettes. Er hatte die Arme hinter dem Nacken verschränkt und dachte über Dinge nach, die ihm aufgefallen waren.
Atlan drehte den Kopf, sah zu dem Wandschirm hinüber und überlegte sich, ob er den Ruf annehmen sollte. Schließlich betätigte er doch die Fernbedienung an der Kopfleiste seines Bettes. Das Gesicht des Flaggschiffskommandanten, Gys Reyht, erschien.
Oberst Reyht gehörte zu den ganz wenigen Epsalern, denen es in mühevoller Arbeit gelungen war, die Andeutung eines Vollbartes zu züchten. Ebenso breit wie hoch gebaut, stand er in der Zentrale vor der Aufnahme und wartete auf das Empfangssignal.
„Oh, Mr. Reyht, wie schön, Sie schon wieder zu sehen", vernahm er Atlans Stimme. „Welche drohende Gefahr veranlaßt Sie, mich zu stören?"
„Ein galaktischer
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