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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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war eine ideale Abflugstelle. Die Maschine rollte über die Wiesen, steigerte von Sekunde zu Sekunde ihre Geschwindigkeit, Jim zog das Höhensteuer an - das Stoßen hörte auf, das Flugzeug erhob sich in die Luft.
    Eunice war noch nie in ihrem Leben geflogen. Für einen Augenblick vergaß sie ihre gefährliche Lage ganz. Sie hatte das Gefühl, als ob nicht das Flugzeug sich von der Erde erhöbe, sondern die Erde unter ihr wegsänke.
    Sie hoben sich immer höher und höher. Villa war darüber höchst erstaunt. Bronson kannte doch den Weg nach Kennett Hall, er mußte sich nicht erst aus der Höhe orientieren.
    »Herrlich!« rief Eunice aus.
    Doch Villa hatte kein Auge für die Schönheit der Gegend. Er konnte sich mit dem Piloten nur durch das Bordtelefon verständigen. Jim hatte den Hörer um den Kopf geschnallt. Nach einer Weile hörte er Villa fragen:
    »Worauf warten Sie eigentlich noch - Sie kennen doch den Weg?«
    Jim nickte. Den Weg nach London kannte er wohl - wenn er erst einmal die Eisenbahnlinie gesichtet hätte.
    Eunice schaute erstaunt auf die weite Fläche, die wie ein Schachbrett da unten lag. Weiße und blaue Linien und Bänder zogen darüber hin, es mußten Wege und Kanäle sein, und die grünen und braunen Flecke waren Felder und Weiden. Kleine Wolken, wie Schleier zwischen ihnen und der Erde ... Das Verhalten ihres Begleiters schreckte sie aus ihrer versunkenen Betrachtung auf. Sie sah ihn von der Seite an. Er war rot im Gesicht und brüllte etwas in die Muschel, das sie bei dem ohrenbetäubenden Lärm der Motoren nicht verstehen konnte. Sie sah nur, daß der Pilot nickte und die Maschine nach rechts steuerte. Villa schien darüber befriedigt, denn er ließ sich in seinen Sitz zurücksinken.
    Ganz langsam wandte sich die Spitze des Flugzeugs wieder südwärts. Lange Zeit bemerkte Villa es nicht. Erst als er die Stadt vor sich sah, schrie er von neuem ins Mikrophon.
    »Fliegen Sie nach rechts, Bronson! Sind Sie verrückt? Haben Sie völlig den Verstand verloren?«
    Das Manöver begann von vorne. Aber Villa war nun auf der Hut, sein Ton wurde drohend.
    »Was ist mit Ihnen los, Bronson?«
    »Nichts. Ich weiche nur einer gefährlichen Luftströmung aus.«
    Villa glaubte immer noch, daß Bronson am Steuer sitze.
    Jim flog jetzt konstant nach Westen. Er hätte Bronson nach dem Ziel fragen sollen. Daß aus seiner Unkenntnis Schwierigkeiten entstehen könnten, daran hatte er nicht gedacht. Er wollte unbedingt nach London fliegen. Noch einmal versuchte er abzudrehen.
    »Gehorchen Sie jetzt, oder ...« brüllte ihm Villa ins Ohr. Jim spürte die Pistole auf seiner Schulter. Er drehte den Kopf zurück.
    Eunice, die den Vorfall fassungslos beobachtete, erkannte ihn und stieß einen Schrei aus.
    Villa sprang auf und beugte sich vor.
    »Steele!« schrie er und hielt ihm die Pistole an den Kopf. »Befolgen Sie sofort meine Befehle! Halten Sie rechts, Richtung Oxford, das Sie links liegenlassen, bis ich Ihnen sage, wo Sie landen sollen!«
    Jim blieb nichts anderes übrig, als diesen Weisungen zu folgen. Es wäre für alle Teile wohl besser gewesen, wenn er nach London hätte fliegen können - aber da Villa es nicht anders wollte ... Es ging hart auf hart. Jim wandte sich halb in seinem Sitz um, schaute Eunice an und lächelte ihr ermutigend zu. Zugleich warf er einen prüfenden Blick auf die Lederriemen, mit denen sie angeschnallt war, und streifte flüchtig auch Villa. Nun wußte er alles. Er mußte warten, bis die Pistole hinter seinem Kopf endlich verschwand.
    Sie flogen über Oxford hinweg, das sich mit seinen grauen Häusermassen von der grünen Umgebung abhob. Ein feiner Dunstschleier lag über der Stadt. Doch Jims Aufmerksamkeit war jetzt durch einen Maschinendefekt in Anspruch genommen, einer der Motoren setzte aus. Villa brüllte ihm einen neuen Kurs, mehr westlich zu. Der Motor setzte wieder ein. Die Schwierigkeit schien behoben zu sein, das Flugzeug lag gut in der Luft. Jim schaute nochmals zurück. Villas Pistole steckte zwischen den Knöpfen seiner Lederjacke. Jetzt konnte er nicht länger warten.
    Eunice, die die Gegend unter sich bestaunte, fühlte plötzlich, wie sich die Spitze des Flugzeugs senkte, als ob sie zur Erde niedergingen. Sie hatte keine Angst, wunderte sich nur, daß die Maschine plötzlich wieder stieg, und zwar so schnell und schwindelerregend, daß der Himmel nach unten zu sinken schien. Die Lederriemen spannten sich um ihren Körper an, und als sie nach unten schauen wollte,

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