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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Arm, sie stolperten die Böschung hinab, gerieten in hohes Gras. Es regnete mit ungewöhnlicher Heftigkeit. Schuhe und Strümpfe waren bereits vollständig durchnäßt. Man konnte kaum einen Meter weit sehen, aber Digby schien den Weg zu kennen. Er fluchte, weil er sich in seinem Kleid verfing, hielt einen Augenblick an, lauschte - nichts, nur der Regen.
    »Ich hätte darauf geschworen, daß da noch jemand durch den Morast ging. Kommen Sie, dort drüben steht der Wagen.«
    Sie durchquerten die Wiese, wateten durch sumpfiges Feld.
    Als Eunice zurückschaute, sah sie, daß der Zug weiterfuhr, und sie wunderte sich, warum er gerade an dieser Stelle gehalten hatte. Sie verlor einen Schuh und warf auch den ändern fort. Die Sohle war so aufgeweicht, daß sie leichter in Strümpfen ging.
    Ein Lichtschimmer. Sie erreichten einen festen Weg, der sie nach einigen Schritten auf eine Fahrstraße brachte. Dort erwartete sie ein Wagen. Digby schob Eunice hinein, sprach leise mit dem Fahrer und stieg ebenfalls ein.
    »Verfluchter Regen! Aber ich will mich nicht beklagen, er hat unsere Flucht begünstigt.« Er tastete nach den Zigaretten, sie fielen zu Boden, er leuchtete mit der Taschenlampe. »Wo haben Sie Ihre Schuhe?«
    »Ich habe sie auf dem Feld verloren.«
    »Verdammt, warum haben Sie das getan? Sie wollten wohl eine Spur zurücklassen?«
    »Seien Sie nicht unvernünftig, Mr. Groat. Es waren doch nicht meine Schuhe, also kann ja auch niemand darauf kommen, daß ich sie getragen habe.«
    Er antwortete nicht. Zusammengekauert saß er in seiner Ecke. Regen, Dunkelheit. Nach einer Viertelstunde hielt der Wagen vor einem einsamen Haus.
    Aus dem Hausflur schlug ihnen ein dumpfer Geruch entgegen.
    »Haben Sie Feuer gemacht?« fragte Digby über die Schulter zurück den Fahrer.
    »Jawohl, im hinteren Zimmer. Ich dachte mir schon, bei dem Regen ... «
    »Machen Sie auch im andern Kamin Feuer.«
    Digby stieß eine Tür auf. Das flackernde Kaminfeuer war das einzige Licht im Zimmer. Gleich darauf brachte der Fahrer eine Lampe.
    Digby bot einen traurigen, ja lächerlichen Anblick. Die graue, durchnäßte Perücke hing ihm tief ins Gesicht, das schwarze Kleid war über und über mit Schlamm und Schmutz bespritzt.
    Eunice befand sich in keinem besseren Zustand, sie fror und zitterte, trat zum Feuer und rieb sich die Hände.
    Digby ging aus dem Zimmer, sie hörte ihn draußen leise sprechen. Der Mann, mit dem er sich unterhielt, war nicht der Fahrer. Sie überlegte, wo sie diese Stimme schon gehört hatte, und nach einer Weile kam es ihr in den Sinn. Es war der Mann, den sie und Jim damals aus dem Haus am Grosvenor Square, als sie sich auf den Stufen vor der Haustür verabschiedeten, hatten heraustreten sehen.
    Digby kam mit einem Handkoffer zurück.
    »Sie müssen sich jetzt umziehen, hier finden Sie alles, was Sie brauchen.« Er stellte den Koffer ab und zeigte auf ein Bett in der Zimmerecke. »Wir haben keine Handtücher hier, aber vielleicht können Sie eins der Bettücher verwenden, um sich abzutrocknen.«
    »Ihre Sorge ist geradezu rührend«, sagte sie verächtlich und wartete, bis er das Zimmer verließ.
    Die Tür war nicht verschließbar. Sie stellte einen Stuhl unter die Türklinke, entkleidete sich rasch und nahm das Bettuch, um sich trockenzureiben.
    Die Fenster waren vergittert. Die Einrichtung des Zimmers bestand nur aus einer Bettstelle und einem Stuhl. Die Tapete hing in Fetzen von den feuchten Wänden. Die Asche war schon lange nicht mehr aus dem Kamin geräumt worden, und ein stickiger Geruch verursachte Übelkeit.
    An Entkommen war nicht zu denken. Die Zimmertür wurde bestimmt bewacht. Trotzdem wollte sie sich vergewissern, sobald die Geräusche im Haus verstummten.
    Als sie auf den dunklen Gang hinausging, trat sie auf Villas Hand, der dort schlief. Fluchend richtete er sich auf.
    »Brauchen Sie etwas, Miss?«
    »Nein, nichts.« Sie ging ins Zimmer zurück.
    Hoffnungslos! Sie mußte warten, was ihr der Morgen bringen würde. Obwohl sie wach bleiben wollte, legte sie sich hin. Die Müdigkeit, die Wärme im Zimmer überwältigten sie. Sie glaubte nur einige Minuten geschlafen zu haben, als sie aufwachte. Villa stand mit einer großen Tasse Kakao vor dem Bett.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie schon stören muß. Leider kann ich Ihnen keinen Tee anbieten.«
    »Wie spät ist es?«
    »Fünf Uhr. Der Regen hat aufgehört. Wir haben gutes Flugwetter.«
    »Flugwetter?«
    »Ja, ein kleiner Flug steht uns bevor.« Villa freute

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