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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Lichter der Eisenbahnstation und der Werkstätten. Im Westen konnte man am hellen Schein, der sich über den Himmel zog, die Lage von London erkennen. Jim zog den Revolver aus der Tasche, schlich gebückt näher und schnellte dann, wie aus dem Boden geschossen, vor Bronson hoch. Er hielt ihm den Lauf ins Gesicht.
    »Wenn Sie einen Laut von sich geben, knalle ich Sie nieder! Verstanden?« Jim packte ihn mit der linken Hand am Kragen.
    Bronson war ein eher ängstlicher Mann, nur die Luft hatte für ihn keine Schrecken.
    »Wo ist der Kasten?« fragte Jim leise.
    »Was wollen Sie von mir? Wer sind Sie? Wie kommen Sie hierher?«
    »Fragen Sie nicht soviel auf einmal! Wo ist der Kasten?«
    »Auf dem Feld hinter dem Haus.«
    »Los, geradeaus - nicht hier!« befahl Jim, als Bronson auf das Haus zugehen wollte.
    »Wir müssen über den Zaun klettern, wenn wir nicht am Haus vorbeigehen«, erwiderte Bronson mürrisch.
    »Dann klettern Sie über den Zaun, das wird Ihnen guttun.«
    Sie gingen querfeldein. Die Umrisse des Flugzeuges tauchten auf.
    »Ausziehen!« fuhr Jim den entsetzten Bronson an.
    »Was fällt Ihnen ein? Ich kann mich hier doch nicht ausziehen!«
    »Das geht sehr gut - vor allem leichter und rascher, als wenn ich einem Toten die Kleider ausziehen muß.«
    Widerwillig knöpfte Bronson die Lederjacke auf.
    »Werfen Sie sie nicht ins nasse Gras! Ich will endlich was Trockenes zum Anziehen!«
    Eine rasche Bewegung Bronsons nach der Hüfttasche - Jim packte ihn gleichzeitig am Handgelenk, riß ihn herum und entwand ihm die Waffe.
    »So. Nun aber los - ziehen Sie Hosen und Stiefel aus!«
    Der drohend vorgehaltene Revolver veranlaßte Bronson, sich zu entkleiden. Er schüttelte sich vor Kälte, seine Zähne klapperten. Die Kleider, die Jim ihm hinüberreichte, waren noch nicht trocken.
    »Ich werde mich erkälten!«
    »Keine Sorge - eine Erkältung wird es nicht sein, woran Sie sterben!«
    Jim ging mit seinem Gefangenen weiter abseits; an einer trockenen Stelle hinter einer Hecke, wo er nicht mehr gesehen werden konnte, band er ihm die Hände auf dem Rücken zusammen, fesselte seine Füße und bewachte ihn so, bis der Himmel heller wurde. Dann steckte er Bronson ein Taschentuch als Knebel in den Mund und verschwand, um Villa zu wecken.
    Mit einer Verwünschung schoß Villa hoch.
    »Kommen Sie nachher herein und trinken Sie Kakao!«
    »Bringen Sie ihn mir lieber hinaus!« rief Jim, schon wieder hinter der Haustür, zurück. Er zog die Schutzbrille über die Augen und ging vor dem Haus auf und ab, wie Bronson es gestern abend getan hatte. Verstohlen nahm er die Pistole aus dem Lederetui, das er sich umgeschnallt hatte, und untersuchte sie. Sie war nicht geladen.
    Nach einer Weile rief Villa, der den Kakao brachte:
    »Hallo! Sie sind ja schon fertig zum Start?« Er gähnte.
    »Stellen Sie die Tasse einfach hin!« antwortete Jim. Er trank den Kakao in einem Zug aus, stapfte quer über die Felder zum Flugzeug und nahm die wasserdichte Decke vom Motor. Er untersuchte die Maschine und drehte den Propeller ein paarmal durch.

38
    Auch Eunice hatte ihren Kakao ausgetrunken und wartete. Sie fühlte sich ein wenig wohler, nur noch sehr müde. Die Auswirkungen der Spritzen hatten ganz aufgehört. Digby schien irgendwohin vorausgefahren zu sein, und sie war froh, daß sie ihn jetzt wenigstens nicht sehen mußte. Was würde dieser Tag bringen?
    Villa kam herein.
    »Sind Sie fertig, Miss?«
    Er trug einen schweren Mantel, hatte einen pelzgefütterten Helm auf und sah mit seinem Bart wie ein Russe im Winterpelz aus. Sie wunderte sich, daß er an einem so warmen Morgen so dick angezogen war, doch half er auch ihr in einen ebenso schweren Mantel.
    »Kommen Sie!« Er führte sie zum Flugzeug.
    Jim, der seinen Platz auf dem Fliegersitz schon eingenommen hatte, wandte sich halb um - Eunice! Villa führte sie am Arm. Sie sah sehr vorteilhaft aus.
    »Steigen Sie ein!« Villa stützte ihr den Arm beim Einsteigen und half ihr auf einen der beiden hinteren Sitze. »Ich werde den Propeller anwerfen!« sagte er zum Piloten und ging nach vorn.
    Jim, dessen Gesicht die große Schutzbrille fast ganz verdeckte, nickte. Er durfte sich nicht mehr umdrehen.
    Die Motoren setzten mit großem Getöse ein. Als sie ruhiger liefen, schrie Jim in dem immer noch beträchtlichen Lärm:
    »Schnallen Sie die Dame fest!«
    Villa kletterte flink zu seinem Sitz hinauf. Jim wartete, bis der Lederriemen um Eunice befestigt war, dann brachte er die Motoren auf Touren. Es

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