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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einen kurzen Befehl, und alle Lichter an Bord wurden gelöscht. Die Pealigo drehte in einem Halbkreis um und fuhr in der Richtung, aus der sie gekommen war, zurück.
    Digby hatte die Wache vor der Kabinentür vergessen. Links und rechts vom Schiff schwankte der Lichtkegel über die Wasserfläche, ohne es zu berühren, und ging manchmal nur wenige Meter daran vorbei. Jetzt traf der Strahl die Stelle, wo die Pealigo gewendet hatte.
    »Wohin fahren wir jetzt?«
    »Zunächst zehn Meilen zurück, später versuchen wir, zwischen dem Schiff und der irischen Küste durchzukommen. Irland liegt dort -« Der Kapitän zeigte auf den Punkt am Horizont, an dem ein Leuchtturm blinkte.
    »Wir verlieren aber wertvolle Zeit«, sagte Digby vorwurfsvoll.
    »Es ist besser, Zeit zu verlieren als ...«
    Digby hielt sich an der Reling fest. Sein Mut sank, als das Scheinwerferlicht immer näher tastete. Aber sie hatten Glück. Kaum war die Gefahr gebannt, erinnerte er sich daran, warum er überhaupt auf der Kommandobrücke stand.
    »Sie haben einen Wachtposten vor die Kabine der Dame gestellt! Was soll das heißen?«
    Der Kapitän stand im Deckhaus und beugte sich über eine Seekarte der britischen Admiralität. Er antwortete nicht, und Digby mußte seine Frage wiederholen.
    »Die Zukunft der Dame hängt ganz davon ab, wie Sie Ihr Versprechen halten, Sir!« Er richtete sich steif auf.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt...«
    »Sie haben das Versprechen aber noch nicht eingelöst.«
    »Zweifeln Sie an meinem Wort?«
    »Ich zweifle nicht daran. Wenn Sie mir das Geld in meine Kabine bringen, wird die Angelegenheit geregelt.«
    Digby dachte einen Augenblick nach. Die Aufregungen und Gefahren, denen er sich gegenübersah, hatten sein Interesse an Eunice stark vermindert. Es lag eigentlich kein Grund vor, schon heute nacht zu zahlen. Wenn er gefangengenommen werden sollte, hatte er das Geld für nichts hinausgeworfen. Der Gedanke, daß es dann ohnehin verloren wäre, kam ihm gar nicht. Er ging in seine Kabine, die kleiner und weniger luxuriös als die von Eunice war, schob einen Armsessel an den Schreibtisch und setzte sich davor.

45
    Während Digby Groat in seiner Kabine saß und über seine Lage und die noch vorhandenen Möglichkeiten nachdachte, hörte Eunice, daß Schritte sich ihrer Tür näherten. Sie war überzeugt, daß es Digby sei.
    Ein Uhr nachts. Sie sah, wie die Türklinke langsam hinuntergedrückt wurde, der Türflügel sich einen Spalt öffnete. Weiter ging es nicht, ohne das Mobiliar, das dahinter aufgebaut war, zu beschädigen. Eunice wurde steif vor Schrecken, als die Tür noch etwas weiter aufgedrückt wurde.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, Miss!« sagte jemand. Es war nicht Digby.
    Sie sprang auf.
    »Wer ist da?«
    »Der Kapitän.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen, Miss. Aber Sie müssen erst diese Dinge da wegstellen, sonst muß ich zwei Matrosen rufen, für die es eine Kleinigkeit ist, damit aufzuräumen.«
    Eunice sah die Nutzlosigkeit ihrer Barrikade ein. Mit einem Seufzer begann sie, die Möbel wegzuziehen. Der Kapitän trat, seine Mütze in der Hand, ein und schloß hinter sich die Tür.
    »Gestatten Sie, Miss«, sagte er höflich und stellte alles wieder an seinen Platz. Dann öffnete er nochmals die Tür und schaute hinaus.
    Sie sah, daß draußen ein großer Matrose stand, der ihr den Rücken zukehrte. Offenbar ein Wachtposten. Sie war gespannt, was das bedeuten sollte.
    Mit fremdländischem Akzent begann ihr der Kapitän auseinanderzusetzen, daß er nur ein armer Seemann sei, der seinen gefährlichen Beruf für elende zweihundert Milreis im Monat ausübe. Aber er habe, so betonte er und schlug sich auf die Brust, doch ein Herz ...
    Sie dachte schon, daß er ihr als nächstes anbieten würde, gegen Zahlung einer Geldsumme seinen Herrn zu verraten. Wenn dies der Fall wäre, wollte sie mit Freuden zustimmen. Bei seinen nächsten Worten schwand jedoch diese Hoffnung.
    »Mr. Groat ist mein Herr, ich muß seine Anordnungen befolgen. Wenn er sagt: Fahren Sie nach Callao oder nach Rio de Janeiro, dann muß ich es tun. Aber wenn ich auch seinen Befehlen gehorchen muß, als Kapitän kann ich es nicht dulden, daß eine Frau hier an Bord zu Schaden kommt. Verstehen Sie?«
    Sie nickte eifrig und wartete. Anscheinend hatte er noch mehr zu sagen.
    »Ich selbst kann mich nicht darum kümmern, daß Ihnen nichts geschieht, und ich kann auch meine Matrosen nicht ständig vor Ihrer Tür Wache stehen lassen. Doch

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