Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Ende ihrer Kraft. Wenn sie sich wenigstens etwas hinlegen und ausruhen könnte -schlafen durfte sie nicht, solange die Gefahr nicht gebannt war.
    Sie ging in den nebenan liegenden Salon, dann ins Bad, um zu sehen, ob man nicht von dort aus in ihre Räume eindringen konnte. Aber von dieser Seite war sie sicher. Sie hatte alle Paneele nach Geheimtüren abgesucht.
    Als sie in den Schlafraum zurückkam, wurde sie plötzlich von hinten angefallen. Digby hatte sich hereingeschlichen und neben der Tür versteckt auf sie gelauert. Er entwand ihr den Revolver, polternd fiel er zu Boden. Seine Hände umklammerten sie, er preßte sie an sich, ihr Rückgrat schmerzte, sie wehrte sich verbissen, stemmte sich gegen ihn. Eine Weile rangen sie keuchend, dann bemerkte er, wie sie zur Tür schaute, und erfuhr herum.
    Der kleine Kapitän stand dort, die Hände in die Hüften gestemmt, und beobachtete den Vorgang.
    Digby ließ Eunice los.
    »Was, zum Teufel, suchen Sie hier?« schrie er. »Machen Sie, daß Sie hinauskommen!«
    »Ein Flugzeug ist hinter uns her. Wir haben einen Funkspruch aufgefangen.«
    »Was für ein Flugzeug? Wie heißt der Funkspruch?«
    »Nichts gesichtet - fliege nach Süden. Dann ist noch die genaue Lage des Flugzeugs angegeben. Wenn er weiter nach Süden hält, wird Mr. Steele uns sichten.«
    Digby erschrak.
    »Steele?«
    »Ja. Mit diesem Namen ist die Nachricht unterzeichnet. Ich glaube, Sie sollten jetzt mir mir an Deck kommen, Mr. Groat.«
    »Ich komme an Deck, wann es mir beliebt!« brüllte Digby. »Verschwinden Sie jetzt!«
    Er sah die rasche Bewegung des Kapitäns nicht - ein dröhnender Knall erfüllte die ganze Kabine. Die Holzverkleidung hinter Digbys Kopf splitterte.
    »Ich hätte Sie ebensogut auch erschießen können«, sagte der Kapitän. »Aber ich wollte zuerst einmal einen Warnschuß an Ihrem Ohr vorbei abgeben. Kommen Sie bitte mit an Deck!«
    Digby gehorchte. Oben lehnte er sich verstört an die Reling und sah finster auf den Brasilianer.
    »Sagen Sie mir endlich, was das bedeuten soll, Sie Schwein!«
    »Ich habe Ihnen einiges zu sagen, das Sie vermutlich nicht gerne hören.«
    Digby dämmerte ein Verdacht.
    »Haben Sie ihr den Revolver gegeben?«
    »Ja. Ich wollte Sie davor bewahren, unüberlegte Handlungen zu begehen. Spätestens in einer Stunde wird Mr. Steele uns sichten. Ich kann Ihnen auf der Karte zeigen, wo er sich bereits befindet. Wollen Sie sich denn unbedingt noch mehr aufs Gewissen laden?«
    »Das ist meine Sache«, zischte Digby Groat. Er glaubte, ersticken zu müssen, wenn die Wut, die sich in ihm aufgespeichert hatte, nicht irgendwie zur Entladung kam.
    »Aber es ist auch meine Sache. Ich beabsichtige nicht, in ein englisches Gefängnis zu ziehen. In England ist es mir zu kalt, ich würde den Winter nicht überleben. Es bleibt uns jetzt nur eins - wir müssen unseren westlichen Kurs einhalten. Möglich, daß uns das Flugzeug nicht bemerkt. Wenn es uns aber entdeckt...«
    »Machen Sie, was Sie wollen«, sagte Digby kurz, wandte sich ab und ging in seine Kabine.
    Er war geschlagen. Das Ende kam heran. Er holte aus der Schreibtischschublade ein Fläschchen mit einer farblosen Flüssigkeit und leerte sie in ein Glas, das er auf dem Tisch bereitstellte. Ein Schluck -er würde sofort einschlafen, alles wäre vorbei. Dieser Gedanke beruhigte ihn.

47
    Eine kleine Rauchfahne im Süden hatte Jim einer falschen Fährte folgen lassen. Das Schiff erwies sich als Frachtdampfer, der seinen Funkruf aus irgendeinem Grund nicht aufgefangen und beantwortet hatte. Als Jim den Charakter des Schiffes erkannte, drehte er seine Maschine herum und verfolgte einen Kurs nach Nordwesten. Er sah sich nach seinem Passagier um, doch Inspektor Maynard fühlte sich recht wohl auf seinem Sitz.
    Das Flugzeug konnte höchstens vier Stunden in der Luft bleiben, und zwei davon waren schon vergangen. Wenn sie mit dem vorhandenen Brennstoff das Land wieder erreichen wollten, konnte Jim nur noch eine halbe Stunde weitersuchen.
    Er wollte schon aufgeben, als er in großer Entfernung eine dünne Rauchfahne sah. Das Schiff konnte er noch nicht erkennen. Er sandte einen Funkspruch, aber es kam keine Antwort. Erwartete eine Minute, und als das Stillschweigen anhielt, funkte er dringender. Danach vernahm er einen hohen, schrillen Ton - der Dampfer antwortete. »Was für ein Schiff ist das?« fragte er zurück. Er wartete. Wieder kam das hohe Summen. P-e-a-l-i-g-o, lautete die Antwort.

48
    Wenn sie doch entkommen sollten!

Weitere Kostenlose Bücher