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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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danach.
    Das unbefestigte Seil gab sofort nach und rutschte über
den Balken. Staub wirbelte auf. Iwan prallte zu Boden und wurde von zwei
kräftigen Händen herumgezogen. Der Russe wehrte den Angriff ab. Aber sein
rechter Fuß steckte wie in einer Klammer und hinderte ihn daran, sich frei zu
bewegen. Mit aller Gewalt versuchte er freizukommen – vergebens. Er drehte
seinen Oberkörper, blockte den Schlag der schattengleichen Gestalt vor sich ab,
konnte aber nicht verhindern, dass die Linke seines Gegners sofort nachschoss.
Iwan sah den Schlag zwar kommen und warf den Kopf zurück. Die Faust des anderen
verfing sich in seinem Jackett, und er hörte, wie der Stoff riss. Durch den
wuchtig geführten Schlag flog das handliche Funkgerät im hohen Bogen aus der
Tasche, zischte durch die Luft – und landete genau in der Gosse.
    Knirschend wurde es von den Mühlsteinen zermahlen ...
    Es war der Augenblick, in dem Iwan Kunaritschew seine
Rechte einsetzen konnte. Mit seinen Bärenkräften richtete er sich auf, während
er gleichzeitig seinen Gegner zurückstieß und sah sich einem Mann gegenüber,
der wohl über ebenso große Kräfte wie er selbst verfügte.
    Das war nicht Retley! Der Mann, den er verfolgt hatte,
war groß und schmal.
    Doch Iwan hatte nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu
machen. Er setzte sich zur Wehr. Seine Taktik, sein Können und vor allen Dingen
die geschickte Beherrschung seines durchtrainierten Körpers verschafften ihm
einen entscheidenden Vorteil. Obwohl er noch immer mit dem Fuß in der Diele
steckte, wusste er sich seiner Haut zu erwehren.
    Sein Gegner wurde zurückgeschleudert und verlor das
Gleichgewicht, als er mit den Beinen gegen den Rand der Gosse stieß. Er ruderte
mit den Armen, aber er ließ nicht den blitzenden Dolch los, mit dem er den
Russen attackierte.
    Iwan trat mit dem rechten Bein nach. Sein Gegner rutschte
ab, seine Hand, die das Messer hielt, verschwand in dem Loch und wurde unter
die beiden mahlenden Steine gerissen. Es gab ein widerliches Geräusch, als der
Stahl des Dolches und die Knochen zerbrachen, gefolgt von dem schrillen
Aufschrei des Mannes.
    Schwankend ging Iwan zur Stiege, als wispernde Stimmen
erklangen. Es raschelte überall und es bewegte sich etwas. Zunächst glaube er
an Ratten oder Mäuse, als er eine Bewegung zwischen seinen Beinen spürte. Aber
es waren Puppen, die ihn umringten – und es wurden immer mehr. Iwan hörte ihre
hellen Stimmen flüstern, erfasste aber auch den großen, lautlosen Schatten
neben sich, erahnte eine kräftig geführte Bewegung – und konnte doch nicht mehr
ausweichen.
    Ein harter Gegenstand krachte auf seinen Schädel.
    Das Raunen der Puppen, die den PSA-Agenten umringten,
verebbte. Alles Leben schien aus den kleinen, eben noch beweglichen Körpern zu
weichen.
     
    ●
     
    Die Unruhe wuchs.
    Es war fünf Uhr morgens – und keine weitere Nachricht von
Iwan Kunaritschew. Larry Brent machte sich ernsthafte Sorgen. Er hatte in der
Zwischenzeit mehr als einmal versucht, Funkkontakt zu seinem russischen Freund
aufzunehmen. Das Gerät von X-RAY-7 sprach nicht einmal auf ein Signal an.
    Larry versuchte es ein letztes Mal, als seine hübsche
Tischdame für einen Moment den Platz verlassen hatte, um eine Freundin zu
begrüßen.
    Wieder nichts.
    Was war geschehen?
    Larry bezahlte die Rechnung und ging, nachdem er sich von
der hübschen Chinesin verabschiedet hatte.
    Im Osten ging bereits die Sonne auf. Der Himmel war noch
ein wenig trübe. X-RAY-3 fühlte sich müde, er hatte die ganze Nacht gewacht.
Aber er wusste, dass auch jetzt noch nicht der Zeitpunkt gekommen war, um sich
schlafen zu legen. Es blieb einiges zu tun. Er winkte einem Taxi. »Zum Chang
Li-Hotel«, sagte er.
    Während der Fahrt überdachte er die Botschaft, die Iwan
Kunaritschew ihm gegen zwei Uhr nachts übermittelt hatte und wusste, was zu tun
war. Er und X-RAY-7 waren zwar im selben Hotel, jedoch in verschiedenen
Stockwerken untergebracht. Sie waren getrennt angereist, niemand hatte sie
während ihres Aufenthaltes in Hongkong bisher gemeinsam gesehen.
    Offiziell gab es keine Verbindung zwischen ihnen. Sie
waren zwei Fremde, die zufällig ein und dasselbe Hotel bewohnten.
    Und zum ersten Mal fühlte Larry so etwas wie Angst in
sich aufsteigen.
    Im Chang Li-Hotel herrschte
Ruhe. Nur ein Portier versah seinen Dienst und blickte kurz auf, als Larry
Brent durch die breite Glastür kam. X-RAY-3 nickte grüßend, griff nach seinem
Schlüssel und nahm unbemerkt auch den

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