0310 - Sie starben, wenn er Zeichen gab
Telefon.«
»Ich habe den Auftrag erledigt, Ontario. Anschließend habe ich mich in der Stadt herumgedrückt.«
»Okay, das kannst du alles Rocco erzählen. Du sollst sofort zu uns kommen. Wir sind in dem Bootshaus am Roosevelt Drive.«
»Jetzt, mitten in der Nacht?«
»Auf der Stelle, Norman. Rocco will dich auszahlen, denn wir verlassen New York. Er hat seine Pläne geändert.«
»Okay, Ontario. Ich mache mich sofort auf die Socken.«
Ich legte den Hörer auf. »Jetzt wird es ernst, Gould. Aber die sollen ihr blaues Wunder erleben.«
Wir gingen wieder hinunter. In meinem Jaguar betätigte ich das Sprechfunkgerät. Gould gab mir eine genaue Beschreibung des Bootshauses, die ich der Zentrale durchgab. Ich forderte zehn Mann an, die das Gelände abriegeln sollten. Dann fuhr ich los.
Unterwegs legte ich in de First Avenue noch einmal eine Zigarettenpause ein, damit wir nicht zu früh auf dem Plan erschienen. Es war ungefähr ein Uhr nachts, als ich vor dem Roosevelt Drive abbog. Ich stoppte den Wagen hinter einer kleinen Bretterbude. Dann löste ich Goulds Handschellen.
»So, Gould. Du weißt, dass keiner aus dieser Mausefalle herauskommt. Ein Fluchtversuch erübrigt sich also. Als Boss der Kettenbande warst du nur Roccos Befehlsübermittler. Er dirigierte den Tod, dem die Opfer aus zweiter Hand erhielten. Du hast eine große Chance, Gould. Sie besteht in der Rolle des Kronzeugen. Allerdings unter besseren Perspektiven als Wallie Blender. Wenn du deine Aussagen vor Gericht machst, werden alle, die dir gefährlich werden könnten, hinter Schloss und Riegel sitzen. Wenn du zu dumm bist, um deine Chance zu erkennen, werde ich von der Schusswaffe Gebrauch machen, klar?«
»Klar, G-man!«
»Dann los.«
Wir stiegen aus und wateten durch den losen Sand. Das Bootshaus lag auf dem schmalen Landstreifen am West Channel. Es war ein flacher Holzbau. Wir kamen ohne Aufenthalt bis an die Tür. Drinnen waren laute Stimmen zu hören. Sie schienen gar nicht auf den Gedanken zu kommen, dass bei Goulds Attentat etwas schief gegangen sein könnte. Nun, es war ja auch ein Zufall, dass wir gerade zu Lee wollten, als es passiert war.
Ich klopfte laut gegen die Tür und zog mich dann in den Schatten der Holzwand zurück. Die Tür wurde geöffnet. Eine völlig fremde Stimme sagte: »Hallo, Gould? Komm rein, Junge. Wir erwarten dich schon sehnlichst. Du sollst deinen Lohn bekommen.«
Gould trat ein.
Ich schob mich nach vorn. Bevor der Kerl die Tür wieder schließen konnte, war ich heran. Ich schob den Fuß in den Spalt und hielt ihm meine Special unter die Nase.
»Ich komme zwar uneingeladen, aber man sagt ja, je später der Abend, umso schöner die Gäste.«
Verblüfft ließ der Bursche die Tür los. Ich stieß sie auf und sprang hinein. Gleichzeitig gab ich Gould einen Stoß, sodass er hinter ein aufgebocktes Segelboot stürzte. Dann hechtete ich hinterher. Es war keine Sekunde zu früh. Sie feuerten aus allen Rohren, und das waren nicht gerade wenige. Der ganze Verein war versammelt.
Der Bursche an der Tür drehten sich um seine eigene Achse und brach zusammen. Dann klirrten Fensterscheiben. Gleichzeitig brummte draußen ein Motor auf. Gleißendes Scheinwerferlicht beleuchtete die Tür. Unsere Leute schossen durch die Fenster. Der ganze Spuk dauerte nur dreißig Sekunden, dann streckten die Gangster die Waffen. Ontario und Franconi ergaben sich. Der Kerl an der Tür war tot. Neben seinem Kopf lag eine schwarze Melone. Ich wusste sofort, dass ich den Mörder Tonio Alvaredos vor mir hatte. Es fehlte nur die Strumpfmaske.
Es hatte noch einen Mann erwischt. Er lag mit gebrochenem Blick über dem Bug einer Jolle. Es war Woody Epstein, der Wallie Blender in die Luft gesprengt hatte. Im Nu trugen Franconi und Ontario Handschellen. Ich zog den kleinen Mario beiseite.
»Wer ist das?«, fragte ich und deutete auf den Melonenträger.
»Mannie Lehman aus New Orleans.«
»Er war bei dem Bankraub dort beteiligt?«
»Yes. Jetzt ist doch alles egal.«
»Wo ist Rocco?«
»Wahrscheinlich bei Mona Stanwick. Er will mit dem Vier-Uhr-Zug nach Albany fahren.«
»Allein?«
»No, mit Mona. Sie hat die Bar verkauft.«
»Warum wurde Alvaredo umgebracht?«
»Er wusste von dem Bankeinbruch in New Orleans. Als Rocco hörte, dass ihn Alvaredo suchte, glaubte er an eine Erpressung.«
Ich knöpfte mir Franconi direkt im Bootshaus vor und quetschte ihn aus. Jetzt, wo er in der Klemme saß, gönnte er Rocco natürlich nicht seinen Triumph. Als
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