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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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1. Kapitel
     
    London, April 1859
     
    Lily Bradshaw schlüpfte hastig aus dem Bett. Sicherheitshalber drapierte sie die dicke Decke so, dass es den Anschein hatte, sie läge noch schlafend darunter. Dann kauerte sie sich neben die verschlossene Tür. Es gab kein anderes Versteck, und es würde auch nicht lange dauern, bis man sie dort entdeckte.
    "Ist sie schon aufgewacht?" ertönte ein heiseres Flüstern, das Lily nach der vorangegangenen Stille allerdings überlaut vorkam.
    "Unter den gegebenen Umständen wird das wohl eine Weile dauern", lautete die gleichmütige Antwort, wobei der Sprecher sich nicht einmal die Mühe machte, die Stimme zu dämpfen.
    Nach ihrer eigenen Einschätzung war Lily bereits seit beinahe einer Stunde wach. Sie hatte dagelegen, die Finger um die kratzige Decke geklammert, und sie war vor Angst wie gelähmt gewesen. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das schwache Licht, das durch das kleine, vergitterte Fenster oben in der Tür fiel. Der Raum, eigentlich eher eine Zelle, roch nach Urin und Verzweiflung. Und es war kalt. Sehr kalt. Auch jetzt zitterte sie. Sie zwang sich, langsamer zu atmen, um einer Panikattacke entgegenzuwirken. So etwas konnte sie sich im Augenblick nicht leisten.
    "Ist sie allein dort drinnen?" Ein Schatten schob sich vor das helle Rechteck, als spähte jemand zu ihr herein, doch derjenige konnte anscheinend nichts erkennen und verschwand wieder.
    "Ja. Hier isolieren wir die Neuzugänge, bis sie untersucht und in die eigentliche Abteilung verlegt werden können. Dazu hatten wir bei ihr natürlich noch keine Zeit, denn sie wurde ja als Notfall eingewiesen. Möchten Sie sie sehen?" Diese samtige, glatte, dunkle Stimme war weitaus furchteinflößender als die grollende des Spähers.
    "Nicht nötig. Sie wissen, was Sie als Nächstes zu tun haben?"
    "Natürlich." Der Mann mit der Samtstimme machte eine kleine Pause, ehe er weitersprach. "Heute Abend, ehe sie vollends aufwacht, werde ich ihr eine weitere Dosis Laudanum verabreichen. Dadurch ist sie leichter zu lenken. Später werde ich ihr dann ein anregendes Mittel geben, damit sie in bester Verfassung für die Untersuchung ist. Haben Sie die zuständigen Behörden benachrichtigt?"
    "Gleich morgen früh wird das geschehen, sobald ich von Ihnen gehört habe, dass hier alles in Ordnung ist."
    "Ausgezeichnet."
    Lily zuckte zusammen, und sie presste die Hand vor den Mund, um ein entsetztes Aufstöhnen zu unterdrücken. Sie war sich nicht ganz sicher, wer sie da untersuchen wollte, aber dem Heulen und Schreien nach, das sie in der vergangenen Stunde in den Fluren vernommen hatte, lag eine Vermutung nahe. Jemand hatte sie in ein Irrenhaus gesperrt und wollte beweisen, dass sie wahnsinnig war.
    Ihr nächster Gedanke galt Beau. Was hatten sie mit ihrem Sohn angestellt? Bestimmt war er noch wohlbehalten auf Sylvana Hall. Gut aufgehoben bei seinem Kindermädchen, spielte er gewiss mit seinen Spielsachen, las in seiner Fibel und zählte die ersten Zahlen zusammen. Niemand konnte irgendeinen Grund haben, einem kleinen siebenjährigen Jungen etwas antun zu wollen. Andererseits hatte aber auch niemand einen Grund, sie in eine Anstalt zu bringen. Oder etwa doch?
    Schlagartig meldete sich ihr gesunder Menschenverstand zurück, und sie erkannte ganz deutlich, wer davon profitieren würde. Wenn sie für wahnsinnig erklärt wurde, würde Clive, der Bruder ihres Mannes, ihren Sohn und das Erbe in der Hand haben. Als Beaus Onkel und einzigem männlichen Verwandten trennte ihn dann nichts mehr von dem Titel. Nur der kleine Junge, der ihn jetzt trug.
    Jonathan war vor zwei Jahren gestorben. Hatte Clive absichtlich so viel Zeit verstreichen lassen, um keinen Argwohn zu erregen? Vielleicht war sein eigenes Vermögen aufgebraucht, oder ihn hatte ganz einfach die Gier übermannt.
    Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob sich hinter der grollend flüsternden Stimme ihr Schwager verbarg, aber möglich war es, ja sogar wahrscheinlich. Wer sollte es sonst sein?
    Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, ertönte prompt wieder dieses Flüstern. "Angenommen, sie ist bei klarem Verstand, wenn sie kommen? Zwei kurze Anfälle von Hysterie reichen ihnen vielleicht nicht aus, um sie endgültig für geistesgestört zu erklären."
    "Keine Angst, sie wird sie schon überzeugen." Lily konnte regelrecht das Lächeln aus der Stimme des anderen Mannes heraushören. "Doch sobald Sie die Einweisungsverfügung erhalten haben, sollten wir sie schleunigst nach

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