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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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passiert.«
    Lucy lachte auf. »Noch, du sagst es. Und wenn der Totenvogel wieder schreit? Was sagst du dann? Vielleicht sind wir dann an der Reihe. Mit dem Druck und der Belastung kann ich nicht mehr leben.«
    »Da verstehe ich dich. Auch für mich ist es schwer.« Harry lehnte sich zurück. »Aber denk mal nach. Wir können nicht einfach weglaufen, sondern müssen etwas tun.«
    »Wir?« Die Frage klang erstaunt.
    »Nicht nur«, erwiderte Harry. »Ich muss mal mit dem Baron reden. Der kann sich auch…«
    »Nein, Harry, nein. Der Baron kümmert sich einen Dreck darum. Hast du überhaupt mit ihm schon einmal über den Totenvogel gesprochen?«
    »Klar. Vor einigen Wochen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Eigentlich nichts. Er lachte nur.«
    »Das habe ich mir gedacht. Der Duke of Hanlock nimmt uns doch nicht ernst. Du kannst einfach nicht verlangen…«
    Harry schüttelte den Kopf, stand plötzlich auf und sagte: »Sei mal still, Lucy!«
    Die Frau wurde noch blasser. Sie dachte wieder an den Totenvogel, doch es war ein anderes Geräusch, das beide vernahmen. Ein seltsames Knirschen und Rollen.
    »Da kommt die Kutsche des Barons«, flüsterte Lucy.
    »Das habe ich auch gehört.«
    »Will der zu uns?«
    »Bestimmt.«
    Der Duke of Hanlock war ein seltsamer Mensch und mit der Vergangenheit verwachsen. Er fuhr nur sehr selten in seinem Rolls weg. Die Strecken auf seinem Land legte er stets in der Kutsche zurück, die immer von zwei Rappen gezogen wurde. Er brauchte auch keinen Kutscher, sondern führte die Zügel selbst.
    Beide waren aufgestanden, ans Küchenfenster getreten und hatten eine Gardinenhälfte zur Seite geschoben.
    Sie schauten auf den Weg, der in einem Bogen auf das kleine Haus zuführte und aus dem Wald kam. Harry Finley hatte den schmalen Weg eigenhändig gepflastert, so lange er noch das Grundstück des Hauses zerschnitt. Jetzt glitzerte auf den Steinen das Eis.
    Die Kutsche war bereits zu sehen. Wie immer wurde sie von den beiden schwarzen Rössern gezogen. Auf das Wort Ross legte der Baron stets großen Wert.
    Er selbst führte wieder die Zügel und hockte auf dem Bock des ebenfalls schwarzen Gefährts. Die Ahnherren des Barons waren in der Kutsche noch über Land oder in die Stadt gefahren. Heute nahm der Baron seinen Rolls, doch für die kurzen Strecken war die Kutsche ideal.
    Eine schwarze Gestalt saß auf dem Bock. Sie wirkte wie ein düsterer Vampir aus einem Gruselfilm. Die Pferde trugen Federbüsche auf den Köpfen, und vor den Mäulern dampfte der Atem.
    »Der Mann kann mir Furcht einflossen«, sagte Lucy. Sie war neben ihren Mann getreten und schüttelte sich.
    Harry lachte. »Der Baron?«
    »Natürlich.«
    »Wieso denn?«
    »Sieht der nicht aus wie ein längst Verstorbener aus dem letzten Jahrhundert? Der passt doch überhaupt nicht in die neue Zeit. Wenn der so ankommt, habe ich immer das Gefühl, einen Film zu erleben.«
    »Lass ihm doch den Spleen.« Harry Finley drehte sich um. »Ich werde ihm mal öffnen.« Er verließ die Küche, ging in den Flur und wandte sich der Haustür zu.
    Seine Frau blieb am Fenster. Sie trug einen dicken, selbst gestrickten Pullover. Auch in ihm fror sie und hob fröstelnd die Schultern.
    Der Baron war ihr unheimlich.
    Harry hatte die Tür inzwischen geöffnet. Die Pferde liefen die letzten Schritte, bevor Hanlock die Zügel straffzog und die Tiere zum Halten brachte.
    Harry ging vor. Er half seinem Brötchengeber vom Kutschbock.
    Der Baron trug einen schwarzen Wintermantel mit Pelzkragen. Ihn hatte er hochgestellt. Unter der ebenfalls dunklen Fellmütze wirkte sein Gesicht ziemlich blass, wenn auch die Wangen durch die Kälte gerötet waren.
    »Guten Morgen, Herr Baron!« grüßte Harry höflich. »Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?«
    »Ach, so einiges.« Hanlocks Stimme klang immer ein wenig nasal und gequetscht. Er sah Harry überhaupt nicht an und starrte nur zur Haustür.
    »Wenn Sie sich aufwärmen wollen, Herr Baron…«
    »Ja, natürlich, kommen Sie. Ich habe etwas mit Ihnen zu bereden, Finley.«
    »Sehr gern.« Harry eilte voran und öffnete seinem Brötchengeber die Tür. Der Baron trat ein, zog die Nase hoch, und Harry verstand.
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Da wäre ich nicht abgeneigt.«
    Lucy kam herbei und begrüßte den Baron mit einem gequälten Lächeln.
    Im Wohnraum nahmen sie Platz. Der Baron zog seinen Mantel aus und nahm die Pelzmütze ab. Beides brachte Harry zur Garderobe.
    Als er zurückkam, hatte der Duke of Hanlock die

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