Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
032 - Das Monster aus der Retorte

032 - Das Monster aus der Retorte

Titel: 032 - Das Monster aus der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
bewachsen. Die Frau war tot, ausgestopft, wie eine Attrappe, die
man zu Lehrzwecken aufstellte. Tanizaki schluckte. Er hatte es mit Wahnsinnigen
zu tun, denen das Handwerk gelegt werden mußte!
    Gerade als er sich anschickte, nach Yondo zu fragen,
den er noch immer nicht gesehen hatte, erscholl eine Stimme von links.
    „Sie mögen zwar in der Lage sein, sich auf zwei Dinge
gleichzeitig zu konzentrieren. Aber drei zu beachten und zu überblicken, das
dürfte doch ein bißchen viel verlangt sein, zumal in Ihrem Zustand...“
    Reima Tanizaki wirbelte herum. Er starrte in die
Richtung, aus der die Stimme kam, sah aber niemand.
    „Lassen Sie die Pistole fallen“, fuhr der unsichtbare
Sprecher fort. Tanizaki gehorchte. Scheppernd fiel die Waffe zu Boden. Der
Beamte sah, wie der dunkle Vorhang an der Seite links neben der Wand sich
bewegte. Ein kleiner älterer Mann mit grauem Haar und dunklen, sezierenden
Augen kam zum Vorschein. In der Rechten hielt er eine Pistole. Professor
Yondo !
    „Sie dürfen nicht vergessen, daß mir nichts entgeht,
was in meinem Haus passiert. Von außen mag es aussehen wie eine halbe Ruine.
Aber in Wirklichkeit ist es eine befestigte Burg.“ Seine Stimme hatte einen
unangenehmen Unterton, der dem japanischen Kriminalbeamten Yondo sofort
unsympathisch machte. Der Professor war schmal, beinahe hager, sein Gesicht
spitz und knochig. Die Backenknochen waren hoch abgesetzt, die Augen lagen tief
in den Höhlen, und es schien, als sei dieser Mann schon seit Tagen nicht mehr
ins Bett gekommen. Seine Haut war wächsern, müde und abgespannt.
    Tanizaki schloß für einen Moment die Augen, als ein
Schwächeanfall ihn überfiel. Er taumelte. Doch der Einäugige, der indessen die
zu Boden geworfene Pistole aufgehoben hatte, kannte kein Pardon. Unbarmherzig
trieb er den Beamten zu der Wand, neben der eine schmale Metalltür angebracht
war. Dort gab es ein winziges, vergittertes Fenster. Als Tanizaki darauf
zuging, konnte er einen Blick in den Raum dahinter werfen, und er sah zwei reglose Gestalten am Boden liegen. Die beiden
Geldräuber! Durch Gas vergiftet oder betäubt? Der Polizist mußte sich gegen
die Wand lehnen. Er spürte den Wunsch in sich aufsteigen, sich zu setzen; der
Boden unter ihm bewegte sich wie unter einer heftigen Wellenbewegung auf und
ab.
    Yondo trat näher. Er legte die Pistole einfach achtlos
auf einen der Arbeitstische. Ein teuflisches Lächeln umspielte die Lippen des
Alten. Er fuhr mit einer nervösen Handbewegung durch sein schütteres, graues
Haar. „Interessant, mein Reich, nicht wahr? Gerade in der letzten Zeit haben
sich einige Leute immer stärker für das interessiert, was hier vorging. Nun,
das war nicht ganz zu vermeiden. Völlig geräuschlos ging es hier seit einiger
Zeit nicht mehr zu. Das brachten die Umstände mit sich...“
    Er wurde unterbrochen, als so ein Umstand sich in
diesem Moment wieder ereignete. Das ungeheuerliche, riesige Wesen unter dem
Glaszylinder öffnete das affenähnliche Maul. Dann entfuhr den wulstigen,
bebenden Lippen ein lauter, markerschütternder Schrei, dem jeder menschliche
Ausdruck fremd war. Die Glaswand rundum schien zu vibrieren. Dann wieder
Stille. Yondos Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengepreßt. Ein tiefer
Atemzug hob und senkte seine schmale Brust.
    „Tonko lebt“, kam es wie ein Hauch über seine Lippen.
„Es war ein langer Weg bis zu diesem Augenblick. Er lebt schon seit Jahren,
aber es war mehr ein Dahinvegetieren, ein Heranwachsen. Und Sie müssen
verstehen, daß ich nach dieser langen Anlaufzeit nicht zulassen kann, wenn
jetzt irgendwelche Störungen das außergewöhnliche Experiment in Frage stellen.“
    Tanizaki leckte sich über die trockenen Lippen. „Ich
weiß nicht, was Sie getan haben, aber ich sehe das Ergebnis. Yondo, Sie haben
mit Menschen experimentiert...“ Die Stimme des Beamten klang schwach. „Sie
werden sich der verdienten Strafe nicht entziehen können.“ In den Augen des
Professors glitzerte es kalt. „Experimente mit Menschen?“ Er lachte rauh. „Ihre
Worte beweisen mir, daß Sie keine Ahnung von dem haben, was mir wirklich
gelungen ist. Ich machte Experimente mit Menschen – ich tue es noch immer. Da
drüben...“ Er wies auf die ausgestopfte, stark behaarte, häßliche Frau. „Ich
kam darauf, als ich Zeuge des furchtbarsten aller Verbrechen wurde, des
Atombombenabwurfs in Hiroshima! Ich war unter denen, die den Verletzten und um
Hilfe Schreienden erste ärztliche Versorgung brachten.

Weitere Kostenlose Bücher