0325 - Das Zeitexperiment der Verbannten
brauchte er Zeit, um über das Gehörte nachzudenken. Als er schließlich zu sprechen begann, klang ein Unterton von unerbittlicher Harte in seiner Stimme.
„Unser Freund Danton, der sich in diesem Raum aufhielt, als die Signale empfangen wurden, verabschiedete sich wenige Sekunden danach, ohne einen Grund zu nennen, und begab sich an Bord des USO-Schiffes IMPERATOR. Atlan folgte ihm auf dem schnellsten Wege. Ich halte es für mehr als wahrscheinlich, daß Dantons rascher Abschied mit dem Empfang der Hyperimpulse zusammenhängt.
Über Atlans Motive läßt sich schwer eine Aussage machen. Es ist möglich, daß er wirklich nur nachsehen wollte, was Danton an Bord seines Schiffes zu suchen hatte. Ich gebe jedoch zu bedenken, daß die Beziehungen zwischen Danton und dem Arkoniden in den vergangenen Wochen immer freundlicher geworden sind - und daß Danton mehr als einmal eine Überraschung gegen uns losließ, über die Atlan lange vor uns informiert worden war."
„Mit anderen Worten, Perry", fiel ihm Reginald Bull ins Wort, „du hast Danton in Verdacht, er spiele doppeltes Spiel."
„Der Gedanke drängt sich auf", antwortete Rhodan sarkastisch.
„Halten Sie ihn für einen feindlichen Agenten, Sir?" erkundigte sich Julian Tifflor.
„Kaum, Julian. Das Schlimmste, was ich ihm zutraue, ist, daß er im Interesse der Freihändler agiert.
Daß er darauf aus ist, sich und seinen Leuten Vorteile zu verschaffen, ohne dabei darauf Rücksicht zu nehmen, ob seine Handlungsweise dem Imperium nützt oder schadet. Wir befinden uns in einer Lage, in der wir eine solche Handlungsweise nicht dulden können. Ich habe mich daher entschlossen, Roi Danton festzunehmen und solange in Gewahrsam zu behalten, bis er bereit ist, seine Karten auf den Tisch zu legen."
„Was, wenn er sich niemals dazu Bereit erklärt?" wollte Bull wissen.
Rhodans Blick war ernst. In den großen Augen schimmerte unerbittliche Härte.
„Dann werden wir Zwang anwenden, um zu erfahren, was er uns freiwillig nicht sagen will."
Bull senkte den Kopf.
„Amen", murmelte er leise.
„Sie sind sich darüber im klaren, Sir", meldete Tifflor sich zu Wort, „daß wir uns rechtlich in einer verzwickten Lage befinden. Danton befindet sich an Bord eines USO-Schiffes. Die Charta der USO besagt, sie sei eine überstaatliche, unparteiische Organisation mit eigener Souveränität. Unter diesen Umständen..."
„... haben wir kein Recht uns einfach an Bord der IMPERATOR zu begeben und dort eine Verhaftung vorzunehmen" vollendete Rhodan den begonnenen Satz. „Ich weiß, Julian. Aber wir befinden uns auf einem militärischen Unternehmen Ich wende Kriegsrecht an."
Er übersah Tifflors erstaunten Blick in dem sich Unbehagen ausdrückte.
„Ich bitte euch beide", fuhr er ohne Zögern fort, „mich zu begleiten. Ihr könnt ablehnen, wenn euch die Sache zu riskant erscheint, aber..." Zum erstenmal, seit sie eingetreten waren, huschte ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht.
„Ich gehe mit", brummte Reginald Bull. „Was hast du gedacht?"
Tifflor salutierte. „Ich stehe zur Verfügung, Sir."
Rhodan trat zu dem Funktisch in der Ecke. Man hörte ihn Anweisungen geben daß ein Kurzstreckenboot im Schleusenhangar des Kommandodecks fahrbereit gemacht werden sollte. Der Großadministrator vervollständigte seine Bewaffnung, indem er einen handlichen, kleinen Strahler zu sich nahm. Augenblicke später waren die drei Männer auf dem Weg zum Schleusenhangar.
Das Schott hatte sich kaum hinter ihnen geschlossen, als unmittelbar neben dem großen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, die Luft auf merkwürdige Art zu flimmern begann. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verdichtete sich die eigenartige optische Erscheinung und nahm die Form eines Wesens an, das, etwa einen Meter groß, auf einen buschigen, sich löffelförmig verbreiternden Schwanz gestützt, reglos neben dem Tisch stand. Der Mund war wie vor Überraschung halb geöffnet und ließ einen einzigen, kräftigen Nagezahn erkennen.
Das Wesen trug die Uniform der Solaren Flotte. Es erwachte rasch aus der anfänglichen Starre und sah sich um. Dabei murmelte es im Selbstgespräch vor sich hin: „Sie sind schon weg. Du liebe Güte, da liegt Unheil in der Luft. Perry will mit dem Kopf durch die Wand. Ich muß ihn finden. Wenn er nur wußte..."
Die Luft begann von neuem zu flimmern, und einen Augenblick später war das Wesen verschwunden.
Gucky, der Mausbiber, hatte sich auf den Weg gemacht, um eine Katastrophe zu
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