0325 - Das Zeitexperiment der Verbannten
Mann einen eigenen Charakter hatte. Einen starken Charakter.
Und doch...
Die Ähnlichkeit mit Perry Rhodan war nicht zu leugnen.
*
Niemand wußte später zu sagen, wieviel Zeit verging, bis Perry Rhodan sich zu rühren Begann.
Minutenlang hatte er den jungen Mann vor sich angestarrt, ohne ein Zeichen zu geben, daß er überhaupt wahrnahm, was er sah.
Jetzt holte er tief Luft, als hätte er unter dem Aufprall der Überraschung die ganze Zeit über den Atem angehalten. Er setzte den linken Fuß ein Stück zur Seite und stand auf gespreizten Beinen.
Gucky, tief in den Sessel gekauert, gab ein ängstliches Geräusch von sich. Reginald Bull spannte die Muskeln und rüstete sich seelisch gegen das Unwetter, das nun kommen mußte.
Er wurde getäuscht. Langsam, unendlich langsam wich der starre Ausdruck von Rhodans Gesicht.
Fältchen bildeten sich um die Augen. Falten entstanden auf der Stirn.
Und da stand Perry Rhodan, der Mann, von dem jeder erwartet hatte, daß ihn die plötzliche Gegenüberstellung aus dem Gleichgewicht werfen würde - mit einem jungenhaften Grinsen auf dem Gesicht.
Er trat einen Schritt auf den Mann zu, der sich Roi Danton nannte.
„Michael Rhodan", sagte er mit einer Stimme, die völlig normal klang. „Manchmal muß es, weiß der Himmel, seltsam zugehen, bevor der Sohn sich seinem Vater zu erkennen gibt."
Es war diese Bemerkung Rhodans, die später von Logikern unter die Lupe genommen wurde und zu der Vermutung Anlaß gab, Perry Rhodan habe, als er Tifflor und Bull zu sich bestellte, um sich ihrer Begleitung bei der Verhaftung Dantons zu versichern, schon genau gewußt, daß Roi Danton in Wirklichkeit sein seit Jahren verschollener Sohn Michael sei. Der Verdacht wurde von seiten des Großadministrators niemals als ungerechtfertigt bezeichnet, auf der anderen Seite gab es niemals eine Äußerung, die darauf hinzielte, daß er zu Recht bestehe. Es wird bis ans Ende aller Zeiten dem einzelnen überlassen bleiben zu mutmaßen, wieviel Perry Rhodan wußte, als er sich in Begleitung seiner beiden Marschälle am 5. Januar 2436 an Bord des USO-Flaggschiffes IMPERATOR III begab.
Roi Danton alias Michael Reginald Rhodan hatte die Reaktion seines Vaters auf die Gegenüberstellung mit Spannung und Sorge verfolgt. Es war ihm anzusehen, daß ihm ein Stein vom Herzen fiel, als er Perry Rhodan die Sache so unerwartet leichtnehmen sah.
Er streckte die Hand aus, und Perry Rhodan schlug ein.
Zum erstenmal fand auch ein anderer den Mut zur Sprache wieder.
„Allen großen Göttern sei Dank", stöhnte Atlan. „Ich dachte, es käme zu Tätlichkeiten."
Die Hand des Vaters mit der eigenen noch fest umschlossen, richtete Danton den Blick auf ihn.
„Ich hätte sie nicht verdient", antwortete er spöttisch. „Ich habe die Ohrfeigen schon hinter mir, erinnern Sie sich?"
„Und ob", polterte der Arkonide. Er bemerkte Rhodans fragenden Blick. „Als ich ihm hinter die Schliche kam, war meine erste Reaktion, ihm ein paar zu langen. Normale psychische Entspannungsreaktion, nehme ich an. Das Opfer hat mir den Ausbruch nicht verübelt, ich hoffe, der Vater halt's ebenso."
Perry Rhodan lächelte.
„Ich bin froh, daß jemand anders es für mich erledigt hat. Er hat die Ohrfeigen verdient, aber mich hättet ihr nie dazu gebracht, sie ihm zu verabreichen."
Reginald Bull und Julian Tifflor empfanden das Bedürfnis, Vater und Sohn sich selbst ihrem Glück zu überlassen, und baten darum, sich verabschieden zu dürfen. Perry Rhodan jedoch war anderer Ansicht und schlug die Bitte rundweg ab. Es entspann sich eine etwa halbstündige Unterhaltung, über deren Wortlaut bis heute noch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist und an der sich schließlich auch Gucky, der Mausbiber, beteiligte, der eine Zeitlang unter der niederdrückenden Erkenntnis gelitten hatte, daß eine bedrohlich aussehende Situation sich zum Besseren bekehrt hatte ohne daß es ihm vergönnt gewesen war, dabei Hilfestellung zu leisten.
Fest steht lediglich, daß Michael Rhodan schließlich doch Vorwürfe von seinem Vater darüber zu hören bekam, daß er sich ihm nicht früher offenbart hatte woraufhin Michael an seinen alten und oftmals zum Ausdruck gebrachten Vorsatz erinnerte, seinen Weg in der Welt zu machen, ohne dabei auf die Unterstützung zu bauen, die der Name Rhodan verlieh. Er war stolz auf die Stellung, die er errungen hatte, und es wurde ihm von allen Anwesenden bestätigt, daß er unter widrigen Umständen eine
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