0325 - Die Loge der Henker
daß Dagmar Holler auf Château Montagne angerufen hatte, war es kein Problem mehr, einen Hubschrauber zu bekommen.
»Bring die Dagmar gleich mit!« sagte Carsten, als sie sich vor dem Helikopter kurz trafen und sich der Junge mit dem alten, verwaschenen Jeansanzug entschuldigte, daß er aus Geschäftsgründen nicht mitkommen konnte. »Sag ihr, hier wartet viel Arbeit… und ich … na, sag ihr, daß ich sie hier brauche … nein, sag ihr einfach, daß ich sie brauche!« stammelte Carsten Möbius, der in gewissen Dingen immer gern um den heißen Brei herumredete.
Dann trug der Hubschrauber Professor Zamorra in die Nacht…
***
»Wölfe!« stieß Juan Munilla angstvoll hervor. »Sie haben das Auto blockiert und werden sich auf uns stürzen. Das ist das Ende!«
»Nur, wenn wir Furcht zeigen und fliehen!« flüsterte Nicole. »Es sind echte Wölfe. Sie haben zwar den Befehl ihres Leitwolfs – aber immer noch den Charakter eines Wolfs. Und der ist im Grunde genommen feige, wenn er eine leichte Beute bekommen kann, vergißt er den Kampf. Auch, wenn die Beute die eigenen Rudelsgefährten sind. Wenn wir Glück haben, ist der Einfluß des Werwolfs auf sie nicht besonders stark. Wir werden sehen!«
Mit diesen Worten erhob Nicole den Revolver und ging langsam ins Ziel. Sie nahm einen großen, fast schwarzen Wolf aufs Korn, der sich langsam aufrichtete und zum Sprung duckte.
»Achtung. Er greift an!« krächzte Juan Munilla angstvoll. »Die anderen folgen ihm. Wir müssen fliehen und…!« Im selben Moment zog Nicole den Stecher der Waffe durch. Der schwarze Wolf wurde getroffen. Es war, als würde er mitten im Lauf von einer unsichtbaren Leine zurückgerissen. Heulend überschlug sich die Bestie und blieb liegen.
Das Rudel war verunsichert. Mit bebenden Flanken blieben die Wölfe stehen. Das Blut, das aus dem Einschußloch im Körper des toten Leitwolfs sickerte, verunsicherte sie. Lange, rotfarbene Zungen hingen hechelnd aus den spitz zulaufenden Mäulern. Die Schädel drehten sich von den beiden Menschen hinüber zum Kadaver ihres Anführers.
Noch einmal erklangen Schüsse. Jedesmal wurde ein Wolf getroffen. Das genügte, um das Rudel auf Abstand gehen zu lassen.
»Los. Vorwärts. Und keine Angst zeigen!« befahl Nicole leise. »Sie wissen, daß wir stärker sind und den Tod in ihre Reihen tragen. Unter diesen Umständen haben wir eine Chance, den Schock auszunutzen und zum Auto zu kommen. Sie wissen ja nicht, daß ich den Revolver leergeschossen habe!«
Juan Munillas Lippen bewegten sich in flüsternden Stoßgebeten während er hinter Nicole herging, die bewußt forsch den Wölfen entgegentrat.
Haß und Furcht blickte ihnen aus den Augen der Wölfe entgegen.
Aber die Bestien zogen sich mit eingekniffener Rute zurück, als Nicole auf sie zuging und die Türen des Wagens öffnete.
»Langsam einsteigen. Ohne Hast. Sonst werden die Biester doch noch zum Angriff provoziert!« sagte Nicole leise und Juan mußte alle innere Kraft aufbringen, so vorsichtig wie möglich einzusteigen.
Dann drehte Nicole den Zündschlüssel, ließ die Scheinwerfer aufflammen und der Cadillac rauschte davon.
Hinter ihnen stürzte das Wolfsrudel auf die toten Artgenossen…
***
»Die Zeit ist da und der Vollmond leuchtet hell!« rief Miguel Lopez.
»Doch die beiden Angeklagten verändern sich nicht. Sie sind unschuldig!«
»Wir werden dennoch warten, bis der Morgen graut!« entschloß Esteban Sanchez. »Der Teufel ist schlau und voller Tücke. Wer beweist uns, daß sie sich in dieser Nacht nicht verwandeln?«
»Ich!« erklang eine Stimme aus dem Dunkel. »Denn ich habe den Werwolf gesehen. Nie hätte ich die Bestie in dem Menschen vermutet, der einmal mein bester Freund war!«
In der Runde der Dämonenhenker murmelte es wie die rauschende Brandung des Meeres. Jeder richtete sein Augenmerk auf die Kuttengestalt mit der Kapuze, die jetzt langsam aus dem schwarzen Nachtschleier trat. Langsam zog Pedro Sanchez für einen kurzen Moment die schwarze Kapuze vom Kopf, obwohl es gegen jede Tradition war, hier im Angesicht der heimlichen Richter seine Identität zu enthüllen.
»Seht ihr, wie er mein Gesicht gezeichnet hat?« fragte er. Dann entblößte er den linken Arm und zog die Kutte etwas über der rechten Brust auf, wo ihn die Silberkugeln Nicoles getroffen hatten. Das ausgetretene Blut war verkrustet und machte die Einschußlöcher unsichtbar. In der Dunkelheit mußten die Verletzungen jeder für Bißwunden halten.
»Ich habe den
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