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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Nur der Körper war noch der eines Ungeheuers. Aber das Innere, das war der Pedro Sanchez, den alle kannten. Donnerartig kam ihm zur Erkenntnis, was er durch sein leichtsinniges Tun angerichtet hatte. Erst war es wie ein Spiel … die Verlockung des Unbekannten … dann hatte er sich dem Bann des Bösen nicht entziehen können. Und jetzt erkannte er, was er angerichtet hatte. Einen Menschen hatte er getötet. Den unglücklichen Escamillo Faria erweckte niemand mehr zum Leben.
    Tränen glitzerten in den Augen des Werwolfs während der Schatten des Wolfsgeistes Lykon über ihn sank um das Unsterbliche aus dem Körper zu erhaschen und mit hinunter in die Hölle zu zerren.
    »Mein Gott… Barmherzigkeit … Vergebung!« stieß der sterbende Werwolf hervor. »Es wird Nacht … finstere Schwärze … und die Schwärze lebt … grauenvoll quillt es daraus hervor … Gnade … Erbarmen … auch für mich…!«
    »Erlöse ihn. Hilf ihm, den Frieden zu finden!« flüsterte Professor Zamorra und umklammerte mit beiden Händen das Amulett.
    Lykon, der Wolfsgeist, ahnte die Gefahr. Heulend stieg er auf. Und im gleichen Moment raste ein weißsilberner Flammenstrahl aus dem Amulett, der den Körper des toten Werwolfs vollständig einhüllte.
    Heulend verschwand Lykon im Nichts. Für den Bruchteil eines Herzschlages schien der Himmel aufzureißen und ein milder Strahl fuhr herab und ließ für einen Moment zwei Körper sichtbar werden.
    Unter dem verzerrten Körper des Werwolfs war noch einmal die Gestalt des Pedro Sanchez zu erkennen. Tiefer Frieden lag über seinem Gesicht. Der Strahl des Erbarmens hatte ihn erreicht, weil seine Reue echt war.
    Im nächsten Moment war der ganze Körper verschwunden.
    Die Stille, die aber über der Landschaft lastete, hatte tausend Schreie. Nur das Feuer knisterte. Es hatte die Reisighaufen erreicht, auf denen Professor Zamorra und Nicole verbrannt werden sollten.
    Hochauf loderten die Flammen und leckten am Stamm des uralten Gerichtsbaumes empor, der sofort Feuer fing. Die alten Ruinen der Abtei schienen im Flackern der Flammen von geisterhaftem Leben erfüllt.
    Juan Munilla ging zu seinem Vater und warf sich in seine Arme.
    Kein Wort wurde gesagt, und die Tränen, die auf den Gesichtern der beiden Männer glänzten, redeten mehr als tausend Worte.
    Professor Zamorra legte seinen Arm um Nicole Duval. Er sagte nichts. Denn das war nicht mehr nötig.
    Langsam legten die Dämonenhenker ihre Kutten und Kapuzen ab.
    Sie gingen hinüber zum Feuer und warfen sie hinein in die Flammen, wo der Stoff sofort aufglühte und verbrannte. Auch Esteban Sanchez, der aus seiner Ohnmacht erwachte, warf angewidert die Kutte ins Feuer. Es folgten die Tische, Bänke und das Buch. Den Schluß bildeten die Hinrichtungsgegenstände. In stummer Prozession verließen die Männer von Estradas den Ort.
    Die Loge der Dämonenhenker gab es nicht mehr. Nie wieder sollte ein Unschuldiger verdächtigt und hingerichtet werden. Das letzte Erbe der spanischen Inquisition war für alle Zeiten dahingegangen.
    Professor Zamorra zog Nicole Duval enger an sich und küßte sie auf den Mund. Über ihnen wurde der helle Wolfsmond von einem schwarzblauen Wolkenschleier verborgen…
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 317 »Der Seelenschmied«

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