0325 - Die Loge der Henker
Werwolf nicht nur gesehen – ich habe mit ihm gekämpft!« rief Pedro Sanchez mit laut hallender Stimme. »Doch ich hatte keine Chance gegen ihn. Ich war unbewaffnet und gegen die Stärke eines Werwolfs kann ein Mensch nichts ausrichten. Meine Flucht war keine feige Ehrlosigkeit sondern der Wille, zu überleben und hier, vor der Loge der Dämonenhenker, die fürchterliche Anklage auszusprechen!«
»Wer ist es?« fragte Esteban Sanchez für die ganze Loge. »Nenne den Namen, wenn wir ihn kennen!«
»Ihr kennt ihn alle! Es ist Juan Munilla!« rief Pedro Sanchez laut.
»Lüge!« brüllte Rodrigo Munilla. »Wie sollte mein Sohn ein Werwolf sein!«
»Sind meine Wunden nicht Beweise genug?« fragte Pedro. »Und ich bin bereit, jeden Eid zu schwören, den ihr verlangt. Ich will verdammt sein und meine Seele soll der Teufel noch heute Nacht hinwegtragen, wenn ich lüge!«
Das Raunen der Dämonenhenker wurde immer lauter. Rodrigo Munilla taumelte wie ein Betrunkener auf Pedro Sanchez zu. Aus seiner Kutte zog er ein Kruzifix und ein kleines Buch.
»Das Zeichen unseres Erlösers und die Heilige Schrift!« krächzte Rodrigo Munilla. »Bist du bereit, diesen Schwur im Angesicht von Kreuz und Bibel zu wiederholen? Denn erst dann glaube ich dir. Und ich sage euch, daß ich es selbst sein werde, der die Silberkugel in das Herz des Werwolfs treibt – auch wenn er mein Sohn ist. Doch wenn du, Pedro Sanchez, mit diesen Worten den heiligen Namen verspottest und einen Meineid schwörst, dann wisse, daß der ewige Richter diese Sünde niemals vergibt!«
Pedro Sanchez schauderte zurück. Der Werwolf in seinem Inneren wich vor dem Kreuz und dem Wort Gottes zurück. Doch der Mensch wußte, daß alles verloren war, wenn er die Wiederholung des Eides verweigerte.
Obwohl es ihn bis ins Innerste fast verbrannte, legte er die Hände auf das Kreuz und die Bibel und wiederholte den entsetzlichen Schwur.
Der Teufel vernahm diese Worte. Und auch Lykon, der Wolfsgeist.
Denn Lykon, der Dämon, gehört ebenfalls zu den vielgestaltigen Wesen, die in ihrer Gesamtheit den Teufel ausmachen…
***
»Da oben. Ein Licht. Was ist das?« stieß Juan Munilla angstvoll hervor, während Nicole Duval den Cadillac auf einer schlecht ausgebauten Serpentinenstraße zum zerfallenen Kloster lenkte.
»Ein Hubschrauber oder so was Ähnliches!« sagte Nicole. »Oder ein UFO, das zur Landung ansetzt!«
»Oder der Teufel!« stieß Juan tonlos hervor, der weder von Hubschraubern noch von UFOs etwas wußte. »Da… er senkt sich herab!«
»Zamorra!« stieß Nicole in einer Ahnung hervor. Sie spürte seine Anwesenheit förmlich, obwohl sie wußte, daß der Meister des Übersinnlichen einen Tag in Heidelberg bleiben wollte, um von dort aus in Heppenheim an der Bergstraße den Vorsitzenden der Zamorra-Association zu besuchen. Der Besuch bei Stefan Bayerl in der Kettelerstraße 1 war lange fällig gewesen, Stefan Bayerl bekam immer die meisten Erkenntnisse des Parapsychologen als erster zu hören und teilte sie in einem besonderen Magazin all denen mit, die mehr Hintergründe über Professor Zamorra, seine Freunde und seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen wissen wollten. Briefe, die an diese Adresse gerichtet waren, landeten meist auf Zamorras eigenem Schreibtisch und wenn Zeit da war, beantwortete er sie auch selbst. Rückporto mußte allerdings beigelegt sein.
Nicole Duval spürte es jetzt ganz deutlich. Zamorra mußte auf Château Montagne angerufen und nicht gerade einverstanden sein mit ihrem Alleingang. Daß Nicole kombinierte, daß der Hubschrauber zum Möbius-Konzern gehörte, lag auf der Hand. In allen Fahrzeugen Zamorras waren kleine Transfunkgeräte eingebaut, die firmeneigene Frequenz des Möbius-Konzerns. Nicole rief den Hubschrauber und wunderte sich nicht, daß sie von Professor Zamorra persönlich Antwort bekam. Zusammen mit Juan dirigierten sie den Helikopter auf eine etwas ebene Fläche. Während der Hubschrauber wieder aufstieg und in Richtung auf Frankfurt beidrehte lagen sich Professor Zamorra und Nicole in den Armen.
Aber die Begrüßung war nur kurz. Mit wenigen Worten setzte ihn Nicole über alles in Kenntnis, was sich in den letzten Stunden abgespielt hatte. Die letzten Sätze der kurzen Information vernahm Zamorra, als sie bereits, mit dem Cadillac so schnell es ging auf das vergessene Kloster zufuhren…
***
Sie erreichten die verfallene Ruine der alten Abteikirche in dem Augenblick, als Pierre Lacom und Philippe Gardin
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