Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0328 - Die Flotte der gläsernen Särge

Titel: 0328 - Die Flotte der gläsernen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gewartet. In Abständen von fünf Stunden waren sie bei dieser Aufgabe von zwei anderen Besatzungsmitgliedern abgelöst worden.
    Garity blieb stehen. Er mußte gewaltsam das Verlangen niederkämpfen, den Astronomen einfach stehenzulassen und davonzugehen. Levinsky wartete geduldig, daß Garity weitergehen würde.
    Der Korporal hatte jedoch eine Nische mit einem Zapfautomaten entdeckt. Er steuerte darauf zu.
    „Kommen Sie, Levinsky!" rief er. „Vielleicht lösen ein paar Schlucke Wasser Ihre Zunge."
    „Ich hasse keinen Durst" sagte der junge Mann.
    Garity knurrte verächtlich. War das überhaupt ein Wesen aus Fleisch und Blut, das während der letzten Stunden mit ihm Wache gegangen war? Er warf Levinsky abermals einen verstohlenen Blick zu.
    Der Astronom hatte zerzaust aussehende Haare und ein kantiges Gesicht. Er war mittelgroß und hager.
    Er sieht völlig normal aus, dachte Garity. Wenn er sich nur auch so benehmen würde!
    Garity nahm zwei Plastikbecher aus dem Gestell und stellte einen davon in den dafür vorgesehenen Sockel des Zapfautomaten. Augenblicklich begann das Wasser zu fließen. Es hörte auf, als der Becher dreiviertelvoll war.
    „Nehmen Sie nur", sagte er gutmütig. „Es wird Sie erfrischen, auch wenn Sie keinen Durst haben."
    „Schon möglich", gab Boris Levinsky zu und nahm den Becher in Empfang.
    Garity hatte inzwischen auch für sich Wasser abgefüllt. Er hob den Becher und prostete Levinsky zu.
    „Auf das Ende des Zwerges!" sagte er.
    Levinsky hob die Augenbrauen.
    „Müssen wir ausgerechnet darauf trinken?" fragte er.
    Garity starrte ihn an. Er versuchte die Gedanken zu erkennen, die den jungen Mann bewegten, aber dann sagte er sich, daß dies wohl unmöglich war. Obwohl sie hier nebeneinander standen, gekleidet mit der gleichen Uniform, mit der gleichen Waffe über der rechten Schulter, mit dem gleichen Becher in der Hand, trennten sie Welten.
    „Ich weiß nicht", sagte Garity unsicher. „Worauf möchten Sie trinken?"
    „Auf nichts Bestimmtes", erwiderte Levinsky, und er überlegte, was für ein ungebildeter Tölpel Korporal Garity doch war. Der plumpe und vertrauliche Ton, mit dem Garity zu ihm sprach, war ihm zuwider.
    „Schließlich ist es nur Wasser", sagte Garity. Er nahm einen großen Schluck und schmatzte genießerisch.
    Levinsky nippte vorsichtig an der kalten Flüssigkeit.
    Es machte keinen Unterschied.
    Drei Minuten später waren sie beide tot.
     
    *
     
    Techno-Offizier Prudy kam zu sich. Er hatte ein Gefühl, als kochte das Blut in seinen Adern. Er mußte innerlich verbrannt sein. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Er hatte nach der Leiter gegriffen und war zurückgeschleudert worden. Vermutlich hatte er einen elektrischen Schlag erhalten.
    Er wagte nicht, an sich herabzusehen. Da er in der Krankenstation lag, mußte es ihn böse erwischt haben.
    „Doc!" krächzte er.
    Er hatte aus dem Nebenraum Geräusche gehört. Das zweite Bett, das in diesem Raum stand, war verlassen. Es sah jedoch zerwühlt aus. Offenbar hatte dort bis vor kurzem jemand gelegen.
    Ein junger Arzt kam aus dem Nebenzimmer. Sein Gesicht zeigte jenen Ausdruck fast geschäftsmäßiger Besorgtheit, den Prudy erwartet hatte. Sofort verschlechterte sich seine Laune. Er hätte gewünscht, Dr. Artur oder einen der Spezialisten hier zu sehen.
    „Ah!" machte der Mediziner, als hätte er Prudy zum erstenmal gesehen. „Wie geht es uns denn?"
    „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht", versuchte sich Prudy mit einem alten Witz. „Aber mir geht es verdammt schlecht."
    Der junge Mann errötete und ließ sich auf der Bettkante nieder. Er begann Prudy zu untersuchen.
    „Ich habe Durst", sagte der Techno-Offizier.
    „Ja, sicher", sagte der Arzt. Er erhob sich und kehrte wenige Augenblicke später mit einem Becher Wasser zurück „Sie können noch mehr haben", sagte er zu Prudy. „Aber trinken Sie langsam."
    „Ja, natürlich", antwortete der Verletzte. Das Wasser rann wie flüssiges Eisen in seinen Magen hinab. Er ächzte und streckte dem Arzt den leeren Becher entgegen.
    „Mehr", sagte er.
    Als der Arzt mit dem zweiten Becher wiederkam, war Techno-Offizier Prudy tot. Bestürzt begann ihn der Mediziner zu untersuchen. Prudy fühlte sich eigenartig fest an, als sei sein Zellgewebe erstarrt.
    Seltsam, dachte der Arzt.
    Konnte der plötzliche Tod und diese Veränderung des Gewebes eine Folge des elektrischen Schlages sein? Von solchen Symptomen hatte der Arzt noch nie gehört. Es war besser, wenn er sofort

Weitere Kostenlose Bücher