0329 - Astaroths Höllenbote
nicht mehr vorhanden ist. In unserem Sprachgebrauch würde man sagen, er liegt im Koma. Sein Geist wurde irgendwo hingeschleudert und befindet sich jetzt an einem Ort, von wo er keinen Weg zurückfindet.«
»Wir sollten den Körper zerstören, Chef!« empfahl Nicole.
»Im Gegenteil!« erklärte Zamorra. »Wir werden dafür sorgen, daß er sorgfältig erhalten wird. Dieser Höllensohn wird uns einige Fragen beantworten müssen, falls er den Weg zurückfindet – wenn überhaupt!«
»Sie verstehen was von Hölle und Teufeln?« fragte Mondega mißtrauisch.
»Ich denke, wir sollten uns mal in Ruhe darüber unterhalten!« gab der Meister des Übersinnlichen zurück.
***
Carlos Mondega ließ Kaffee ausgeben, um die flatternden Nerven zu beruhigen. Doch für Professor Zamorra und seine Freunde gab es noch einiges zu tun.
»Wir müssen diese Illusion hier verschwinden lassen!« erklärte Professor Zamorra kategorisch. »Alles was wir hier sehen, ist letztlich dämonische Substanz. Sie muß verschwinden. Die Erde muß von diesem Höllenzeug gereinigt werden!«
»Sieh da! Der Meister des Übersinnlichen als Frau Saubermann!« machte Carsten Möbius einen Witz und kassierte dafür einen strafenden Blick von Nicole Duval.
»Es gibt Dinge, über die man nicht scherzen sollte!« sagte die zierliche Französin kategorisch. »Niemand soll die Gefahren, die von der Hölle ausgehen, zu sehr auf die leichte Schulter nehmen oder lächerlich machen. Wenn niemand mehr die Bedrohung durch die Schwarze Familie ernst nimmt, sieht man sie nicht mehr als Gefahr an. Und dann hat der Teufel einen Vorteil. Unterschätze niemand die Macht und die Heimtücke des ewigen Versuchers!«
»Na los, Zamorra. Der Anblick von Drachen-Gulasch in dieser Form verdirbt mir den Appetit!« mischte sich Michael Ullich ein.
»Aber gib acht, daß du mein Schwert nicht mit wegzauberst. Das liegt da nämlich irgendwo zwischen. Aber ich habe keine Lust, in diesen Drachenfragmenten rumzuwühlen und die Klinge zu suchen, wenn es auch einfach geht!«
»Der Zauber läßt nur das verschwinden, was in dieser Welt keine Realität hat und niemals hier war!« erklärte Professor Zamorra. »Die Landschaft und die Burg sind Vorspiegelungen des Teufels, die durch seine Macht hier feste Form angenommen haben. Ebenso der Höllenwurm. Ich bin sicher, es gelingt mir, sie dorthin zurückzuschleudern, von woher die Abbilder genommen wurden!«
»Dann fang an. Der Anblick ist wirklich ekelerregend!« bat Nicole Duval.
Professor Zamorra nickte und zog wieder das Amulett hervor.
Langsam richtete er die Silberscheibe auf die Szenerie. Seine Finger glitten vorsichtig über die Zeichen des chaldäischen Tierkreises. Die Lippen des Parapsychologen bebten, doch es war nicht der Hauch eines Wortes zu vernehmen.
Ganz allmählich begann Merlins Stern zu leben. Ein unwirkliches blaurotes Leuchten ging von der Silberscheibe aus; an den Rändern schwach, im Zentrum des Drudenfußes am stärksten. Immer mehr stabilisierte sich die Helligkeit. Sie schmolz eine Handbreit vor dem Amulett zusammen und wurde nadeldünn wie ein Laserstrahl.
Aber einen Meter entfernt fächerte sich das Licht wieder auf. Nur war es jetzt von gleicher Intensität wie der Punktstrahl.
Die blaurote Lichtaura beschien das ganze Set und ließ das, was vom Höllenwurm übrig geblieben war, wie gewaltige Steinbrocken aus reinem Rubin erglänzen. Der gelbe Sand erschien wie Goldstaub, die vorher graue Burg schimmerte wie reines Platin und der blaue Himmel erinnerte an einen strahlenden Amethyst.
Stumm betrachteten die Menschen diesen unerklärlichen Vorgang.
Scheu sahen sie Professor Zamorra von der Seite an. Wer war dieser Mensch, der so etwas fertig bringen konnte?
Was sie gestern und heute erlebt hatten, das war einfach zuviel.
Niemand würde ihnen das jemals glauben. Es war einfach zu fantastisch…
Langsam und allmählich verschwammen die Konturen der Landschaft. Farben flossen ineinander über und wurden irgendwann von den weißgrauen Farbtönen der Studiowand überlagert.
Der Alptraum war vorbei.
Für den heutigen Tag wenigstens…
***
Die Schergen des Lucifuge Rofocale hatten Leonardo de Montagne gerufen, sich dem Gericht von Satans Ministerpräsidenten zu stellen.
Mit flammenden Worten formulierte Astaroth persönlich die Anklage. Er stellte den Verlust des Chandras so dar, als ob er damit den Vertreter seines Erzkanzlers verloren hätte. Andere Dämonenfürsten, die als Beisitzer anwesend waren,
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