0333a - Makler, Mädchen und Moneten
Das Tonband lief noch. Daher das surrende, schleifende Geräusch. Ich drückte die Stopptaste und notierte die Uhrzeit auf einem Stück Papier.
Der Portier lehnte kreidebleich an der Seidentapete. Mir fiel ein, das Worenko die Tür abgeschlossen hatte. Ich schickte deshalb den Portier nach unten, um sie aufzuschließen.
Als er fort war, ging ich ins Nebenzimmer.
Ich wählte LE 5-7700 und sagte unserer Zentrale, dass Phil mich bei Ponder & Spears erreichen könnte. Anschließend ließ ich mich noch mit Mister High verbinden. Ich erstattete ihm mit wenigen Worten Bericht. Der Chef hörte aufmerksam zu und sagte dann: »Das sieht aus wie ein Schlag gegen die Firma Ponder & Spears. Jerry, prüfen Sie an Ort und Stelle gleich die Tonbandgeschichte. Vielleicht erhalten Sie da einige Tipps.«
»Okay, Chef. Bin auf dem besten Weg. Ich melde mich, sobald ich irgendetwas Neues herausgefunden habe. Darf ich Sie zu Hause anrufen?«
»Vorläufig bin ich noch im Office«, erwiderte unser Chef.
Als ich den Hörer auf die Gabel legte, heulten draußen die Polizeisirenen. Ich ging zum Fenster. Zwei Wagen der Mordkommission fuhren vor.
Wenige Minuten später betraten die Kollegen der Mordkommission den Raum. Lieutenant John Mabel führte sie an.
»Hallo, Cotton«, sagte er und ging an mir vorbei auf Ponder zu.
Ich trat zur Seite und gab den Blick vollständig frei. Mabel hatte seine Mitarbeiter ausgezeichnet ausgebildet. Sie blieben hinter ihm stehen und warteten auf seine Befehle. Er winkte dem Fotografen.
»Los, Smith, fangen Sie an. Aber sehen Sie zu, dass Sie fertig sind, wenn der Doc auf der Bildfläche erscheint«, sagte Mabel mit seiner ungewöhnlich hohen Tenorstimme. Der Fotograf hatte bereits im Flur seine Gerät montiert, brachte jetzt zwei Scheinwerfer in den Raum und knipste schnell die notwendigen Fotos. Dann traf auch schon der Arzt ein. Er schob den Leiter der Mordkommission zur Seite, trat an den Schreibtisch heran und murmelte: »Hat jemand bereits den Tod festgestellt?«
Ich deutete wortlos auf die Blutlache vor dem Schreibtisch.
Der Doc trat neben Ponder und hob den Kopf des Toten leicht an. Dabei betrachtete er die Stirn, die auf dem Schreibtisch gelegen hatte.
»Beide Kugeln scheinen an den hinteren Rippenbögen abgeprallt zu sein und stecken noch im Körper«, erklärte der Doc nach der Untersuchung. »Eine Kugel hat wahrscheinlich das Herz glatt durchschlagen.«
»Es sieht also nach einem Berufskiller aus?«, fragte ich.
Der Doc zuckte die Schultern und murmelte: »Selbstmord scheidet in jedem Fall aus. Mehr kann ich selbstverständlich erst nach der Autopsie sagen. Das werden Sie verstehen.«
Ich nickte.
Phil erschien noch vor den Sanitätern auf der Bildfläche.
Ich stellte Lieutenant Mabel meinen Freund vor und informierte Phil mit wenigen Sätzen. Dann warteten wir, bis die Sanitäter den Toten hinausgeschafft und der Doc sich verabschiedet hatte. Mabel setzte seine Leute mit der Infrarotlampe auf Spurensuche. Ich holte das Tonbandgerät aus dem Schreibtischfach, schleppte es in den Nebenraum und holte Mabel heran.
»Das Band lief noch, als ich in der Tür stand, Lieutenant. Vielleicht erfahren wir auf diese Art sogar den Namen des Mörders«, sagte ich und merkte mir die Nummer auf dem Zählwerk.
»Auf jeden Fall werden wir jetzt die genaue Zeit des Mordes rekonstruieren können«, behauptete ich.
Ich spulte das Band bis zum Anfang zurück und drückte den Wiedergabeknopf. Aus dem Lautsprecher kamen einige geschäftliche Unterredungen. Eine davon mit Kenneth Spears. Ponder telefonierte mit seinem Kompagnon, der sich in Florida befand. Sie sprachen über Wochenendhäuser, die keine Abnehmer fanden. Dieses Gespräch war älter als vierundzwanzig Stunden und wurde an einem Abend geführt. Es folgten noch fünf kurze, geschäftliche Besprechungen per Telefon. Interessenten riefen an und erkundigten sich nach einigen Objekten, die Ponder & Spears in der Zeitung angeboten hatten.
Dann hörten wir Ponders krächzende Stimme, die seinen Namen in die Muschel hustete.
Wir kauerten uns vor den Lautsprecher, um jede Silbe der folgenden Unterhaltung mitzubekommen.
»Hallo, Pat, ich wusste doch, dass du auf einen Anruf wartest«, begann die eiskalte Stimme am anderen Ende der Leitung.
Well, selbst mir lief bei diesem Gespräch eine Gänsehaut über den Rücken.
***
»Wir stehen immer vor dem gleichen Problem«, sagte Mister High. »Den zeitlichen Vorsprung der Gangster müssen wir durch
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