Tatort www

Jeder Internetnutzer wünscht sich Sicherheit im Internet und vielleicht haben Sie persönlich auch schon Einiges dafür getan, indem Sie eine Antivirensoftware und eine Firewall installiert haben. Aber ist das wirklich genug? Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie vielleicht überrascht sein, was trotzdem noch alles passieren kann.
    Die Idee zu diesem Projekt entstand während meiner Live-Hacking-Vorträge, die ich seit fast zehn Jahren vor unterschiedlichem Publikum halte. In meinen Vorträgen erlebe ich wiederholt entsetztes Erstaunen bei den Teilnehmern, wenn sie live nachverfolgen, wie einfach Antivirenprogramme und Firewalls umgangen werden können. Es ist immer wieder spannend zu beobachten, dass nicht nur private Internetnutzer, sondern auch IT-Spezialisten aus allen Wolken fallen. Bedenken Sie: Wenn die Schutzvorkehrungen von einzelnen Computern oder ganzen Unternehmensnetzwerken einmal geknackt sind, gibt es kein Halten mehr für Hacker. Ob diese dann als Spanner über Webcams und Mikrofone in Ihre Intimsphäre eindringen, Ihren Webbrowser mit einem Trojaner verseuchen und dann Onlinebanking-Überweisungen umleiten und Ihnen so Ihr Geld stehlen oder über Ihre Computer- und Internetanschlüsse Straftaten begehen, für die Sie theoretisch angeklagt werden können, wenn Sie nicht wissen, wie Sie sich wehren müssen – die Möglichkeiten sind nahezu unendlich.
    Beinahe täglich treffen ich selbst oder meine Mitarbeiter auf Opfer von Hacking- und Mobbing-Attacken und Internetbetrügereien. Die Auswirkungen für die Betroffenen können beängstigend sein.
    Wie kann Schutz für Internetnutzer geschaffen werden?
    Sinnvoll kann dies nur durch Aufbau von Wissen und Befolgen von Sicherheitsregeln erreicht werden. Anders als in gewissen TV-Spots in der Vergangenheit suggeriert wurde, reicht es nicht aus, ein Kabel einzustecken und schon „drin“ zu sein. Wer sich sicher imInternet bewegen möchte, muss wissen, was er dort macht und welche Schutzmaßnahmen notwendig sind.
    Denken Sie immer daran, Schutzsysteme wie Antivirenprogramme und Firewalls reduzieren definitiv die Gefahr, dass Ihr Computer gehackt und manipuliert werden kann, mehr aber nicht. Wer optimale Sicherheit im Internet möchte, muss mehr machen.
    Darum geht es mir in diesem Buch. Ich habe jedes Kapitel zu den wichtigsten Sicherheitsthemen mit ausführlichen Fallbeispielen eingeleitet. Auch wenn sie auf dem ersten Blick drastisch wirken – sie sind mir alle in meiner langjährigen Praxis so untergekommen und keineswegs künstlich dramatisiert.
    Ich hoffe, dass die Schicksale der betroffenen Menschen Ihnen besser dabei helfen, ein ausreichendes Sicherheitsbewusstsein zu entwickeln und Fahrlässigkeiten zu vermeiden. Wie Sie sich in Zukunft absichern können und was Sie dafür tun sollten, wird in den jeweiligen Ratgeberteilen des Buches und auf der Buch-Website unter www.tatort-www.de beschrieben.
    Mai 2013
    Götz Schartner



Die folgende Geschichte ist dem Bruder eines Teilnehmers meiner Vorträge passiert. Im Laufe von einigen Monaten habe ich immer wieder Kontakt mit beiden Brüdern gehabt. Um die Familien beider Brüder zu schützen, habe ich diverse Änderungen an der Geschichte vorgenommen. Angefangen bei den Orten, Namen, Berufen und einigen Details. Der Kern der Geschichte und alle schrecklichen Erlebnisse der Opferfamilie entsprechen den Tatsachen
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Der Fall Till Weber
    Ein kalter Februarmorgen in Hamburg. Es ist 6.15 Uhr. Einige Kriminalpolizisten gehen auf die Haustür eines Einfamilienhauses zu. Einer von ihnen bedient die Türklingel und schlägt mit der Faust gegen die Tür. Mehrmals. Hartnäckig. Nach drei Minuten wird die Tür von innen aufgerissen. Nur in Boxershorts, noch den Schlaf und Ärger im Gesicht, raunzt der Hauseigentümer: „Was soll das? Was wollen Sie?“ Einer der Kripo-Beamten hält ihm seinen Dienstausweis unter die Nase: „Kripo Hamburg, Hausdurchsuchung. Sie sind doch Dr. Till Weber?“ So nimmt die Geschichte ihren Lauf …
Vier Wochen vorher
    Zufrieden blickte der Unternehmensberater Dr. Till Weber auf seine Ehefrau Susan und die gemeinsame Tochter Emma. Anlässlich von Emmas siebzehntem Geburtstag hatte Till einen Tisch im Hamburger Sternerestaurant „Zur Ente“ in der Elbchaussee reserviert. Den achtjährigen Paul hatten die Webers vorher bei Tills Bruder Björn und dessen Familie abgeliefert. Paul wollte lieber mit seinem Cousin spielen, als stundenlang im Nobelrestaurant stillzusitzen. Nach dem