0334 - Aufruhr in der Unterwelt
das gemacht haben soll. Beweisen kann ich es ihm nicht, sonst wäre ich zu den Cops gegangen.«
»Und wenn Sie mir nun noch sagen, warum Collo Ihnen ans Leder wollte, so bin ich restlos zufrieden«, meinte ich.
»Ich wußte, daß er mir böse war. Er fuhr vor einem Jahr nach San Franzisko, ohne sich von mir zu verabschieden, obwohl wir sehr gute Freunde gewesen waren. Er beantwortete auch keinen meiner Briefe. Darum ging ich heute zur Station, um ihn zu fragen, was er gegen mich habe.«
»Warum aber nahmen Sie Guy und Ned mit?«
»Guy hielt es für sicherer, und Ned behauptete glattweg, Collo nehme wohl an, ich hätte ihn damals verpfiffen, und er werde sich möglicherweise an mir rächen. Obwohl Ned und Guy sich anhaltend meinetwegen stritten — keiner von ihnen hatte übrigens Grund —, nahm ich ihr Angebot an. Jedenfalls kann ich Ihnen schwören, ich habe Collo damals nicht in die Pfanne gehauen. Ich glaube auch gar nicht daran, daß er das ernsthaft meinte. Irgend jemand muß ihn aufgehetzt haben.«
»Und was wollte Collo hier?«
»Genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Ich nehme an, er war im Begriff, ein neues Geschäft aufzuziehen oder ein bereits bestehendes zu übernehmen. Wenn Sie so genau im Bilde sind, so wissen Sie ja auch, welchem Verein Mario Collo angehörte.«
»Dem Syndikat.«
Sie deckte erschreckt die Hand über den Mund und blickte sich nach allen Seiten um.
»Wissen Sie denn nicht, daß man das nicht sagt?«
»Gewiß«, lächelte ich. »Aber es ist nun einmal so.«
»Ich habe Angst«, sagte Bess. »Solange ich bei Ihnen bin, brauchen Sie sich nicht zu fürchten.«
Ich warf einen Blick auf die Armbanduhr. Es war zwei Uhr fünfzehn. »Wann machen Sie hier Schluß?«
»Wann ich will. Ich kann jederzeit Weggehen.«
»Dann schlage ich Ihnen vor, daß wir noch in einem anderen gemütlichen Lokal einen Drink nehmen, ehe ich Sie nach Hause bringe. Auf diese Weise kann Ihnen nichts passieren.«
»Dann muß ich mich aber erst umziehen«, lächelte sie. »In diesem Aufzug kann ich mich ja nirgends sehen lassen.«
»Ich warte solange.«
Sie versprach, sich zu beeilen.
Ich verlangte die Rechnung, zahlte und wartete. Es dauerte gar nicht lange.
Jetzt, da sie sich umgezogen und einen kleinen Hut auf das rote Haar gestülpt hatte, sah Bess ganz manierlich aus. Wir gingen zu Fuß ein paar Häuser weiter in ein Lokal, das sich »Little Club« nannte, obwohl es gar kein Club war.
Es war klein, solide und darum nicht übermäßig besetzt.
Wir suchten uns eine stille Ecke. Ich bestellte zwei Highballs und wartete darauf, daß Bess etwas sagen würde. Sie drehte ihr Glas zwischen den Fingern und schien recht nachdenklich zu sein.
»Sind Sie eigentlich Privatdetektiv?« fragte sie schließlich.
»Klar. Das müssen Sie ja doch gemerkt haben.«
»Sie könnten ja auch ein Cop sein.«
»Sehen Cops aus wie ich?« lachte ich. Sie schüttelte den Kopf.
»Wenn ich nur wüßte, ob ich Ihnen trauen kann«, sagte sie leise. »Ich möchte nämlich wissen, was im Gaslight Club eigentlich gespielt wird. Seit vierzehn Tagen existiert das Lokal. Ich bin dort seit einer Woche und ich weiß immer noch nicht, wem es gehört. Anscheinend weiß das niemand. Und außerdem ....« sie schüttelte den Kopf. »Sie können das heute abend nicht so schnell mitbekommen haben, aber es gibt eine ganze Anzahl Gäste, die regelmäßig alle paar Tage kommen, einen Drink nehmen, zahlen und wieder gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, was diese Leute eigentlich wollen.«
»Was sind denn das für Leute?«
»Es ist nichts Besonderes an ihnen. Es sind jüngere und ältere Herren und, was mich besonders kopfscheu gemacht hat, auch Frauen, und zwar Frauen, die man als Damen bezeichnen könnte.«
»Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wer der Besitzer des Clubs ist?«
»Nicht die geringste. Wir haben einen Geschäftsführer, übrigens einen ekelhaften Kerl, von dem ich nur den Vornamen Mel weiß. Es gibt auch ein Office mit der Aufschrift: Manager. Aber das ist stets verschlossen. Trotzdem bin ich sicher, daß dieser Manager des öfteren im Club ist, ohne daß ihn jemand erkennt. Die Mädels haben schon ein paarmal darüber gesprochen.«
Ich versuchte, sie darüber auszuhorchen, wer ihr derzeitiger Freund sei. Aber sie wich mir aus. Um sie nicht mißtrauisch zu machen, gab ich es auf. Nach drei Uhr fragte ich, ob ich sie nach Hause bringen dürfe.
Sie war einverstanden. Ihre Adresse war Hubert-Street in Greenwich Village. Wir
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