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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schnaufend und rauchspeiend zurück. Ein klagendes Gebrüll hallte hinter den Fliehenden her.
    Allmählich fiel die Zentaurin aus dem Galopp in einen lockeren Trab, folgte aber weiter gewundenen, schmalen Pfaden. Monica versuchte sich den Weg zu merken, aber nach dem fünften - oder war es der sechste?
    - Wechsel auf einen anderen Pfad gab sie es auf. Dieser Wald war ein Labyrinth.
    Es würde schwer werden, den Weg zurück zur Steintreppe und zum Weltenstahltor zu finden.
    Wenn es dieses Tor noch gab…
    ***
    Die Drachenechse wußte jetzt, was das Mensch-Pferd getan hatte. Es hatte mit der Zauberstimme ein Loch in der Welt geöffnet und einen Menschen herüberkommen lassen.
    Einen Menschen!
    Im Bewußtsein der Drachenechse gab es so etwas wie einen Kurzschluß. Sie griff sofort an. Sie achtete nicht mehr darauf, wie gefährlich das Mensch-Pferd ihr werden konnte, sondern brach sich ungestüm ihre Bahn durch den Wald dorthin, wo das Tor entstanden war.
    Die Drachenechse griff an!
    Doch das Mensch-Pferd reagierte schneller. Es packte den Menschen, schleuderte ihn förmlich auf seinen Rücken und galoppierte davon, so schnell und durch solche Wege, auf denen die Drachenechse nicht so schnell vorankam wie sie es eigentlich gewollt hatte. Die ersten Bäume brachen unter der Kraft der Echse, aber dann ging es nicht mehr so rasch. Sie blieb förmlich im Gehölz stecken.
    Das Mensch-Pferd konnte triumphieren. Die Drachenechse glaubte förmlich das lautlose Hohngelächter zu vernehmen.
    Wütend arbeitete sich die rotschuppige Echse rückwärts wieder frei und kehrte zu der Stelle zurück, an der der Mensch aus dem Loch in der Welt getreten war.
    Ein Mensch in dieser Welt! Das war seltsam und vielleicht auch ein wenig bedrohlich. Menschen hatten hier nichts verloren. Warum hatte das Mensch-Pferd den Menschen geholt?
    Die Echse versuchte, das Tor zu finden. Sie schob sich über die Stufen der Steintreppe, die vor Jahrhunderten von den Göttern selbst angelegt worden war, als hier ein Tempel gebaut worden werden sollte. Doch der Tempel war nie zustandegekommen. Die Drachenechse hatte es verhindert.
    Und plötzlich sah die Drachenechse in eine andere Welt!
    Und die war verblüffend klein.
    ***
    »Hast du etwas erreichen können?« fragte Tony Cramert, als Uschi wieder in seiner Wohnung auftauchte.
    »Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn Zamorra nicht kommt«, sagte Uschi. »Ich denke, daß er in den frühen Morgenstunden hier sein kann, wenn er sich beeilt. Sag mal, du riechst etwas nach Whisky…«
    »Ja. In der Küche steht das Glas.«
    Es war noch halb voll. Uschi Peters nippte ebenfalls an dem Getränk. Wohler war es ihr danach nicht, aber der Alkohol vertrieb vorübergehend die innerliche Kälte, die sich seit dem Verschwinden ihrer Schwester in ihr ausbreitete. Doch Alkohol, wußte sie, war keine Lösung. Alkohol vergrößerte Probleme nur.
    Wohldosiert, konnte er auch anregen.
    Außerdem wärmte er auch »äußerlich«; draußen war es kühl geworden, und die letzten Meter vom Telefon bis zum Haus hatte sie im dünnen T-Shirt doch gefroren. Sie lehnte sich an Tony. Er streichelte ihren Arm.
    »Wer ist dieser Zamorra?« fragte er.
    »Ein Parapsychologe aus Frankreich«, sagte Uschi. »Professor Zamorra. Zwei Doktortitel, ein paar Dutzend Sachbücher und Hunderte von Artikeln über allerlei Phänomene des Übersinnlichen. Er wohnt in einem Schloß an der Loire, unten bei Feurs, Roanne…«
    »Sagt mir alles nichts.«
    »Lyon…«
    »Das schon eher. So tief unten? Ist es da nicht besser, wenn er fliegt? Wir müßten ihn abholen…«
    »Wie ich ihn kenne, wird er fahren«, erwiderte Uschi. »Zamorra wird dieses Weltentor wieder öffnen können. Er hat einige Erfahrung damit.«
    »Du sprichst davon, als wäre es für dich alltäglich«, sagte Tony.
    »Ist es leider auch«, erwiderte Uschi. »Hat sich im Schlafzimmer inzwischen etwas Neues ereignet?«
    »Was meinst du damit?«
    »Nun«, sagte Uschi langsam und gedehnt. »Es könnte sein, daß… etwas aus der Wand, aus diesem Foto-Wald, herauskommt… etwas, das nicht Moni ist.«
    »Das ist doch verrückt!« entfuhr es Tony. »Was sollte das sein? Der Gehörnte mit dem Bocksfuß und dem hübschen Schwänzchen vielleicht?«
    Uschi verzichtete auf eine Antwort. Was sollte sie darauf sagen? Und sie konnte Tonys Unglauben durchaus verstehen. Er war ein Mann, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Wirklichkeit stand. Übersinnliches hatte in seinem Weltbild keinen Platz -

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