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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Übersinnlichen.
    Andererseits gewann Eysenbeiß dadurch einen unschätzbaren Vorteil. Denn er - besaß ebenfalls eines dieser Amuletts!
    Nur er selbst wußte davon, niemand sonst. Es war eines der insgesamt sieben Amulette. Eines nach dem anderen hatte der weise Zauberer Merlin einst geformt und dabei experimentiert, aber keines hatte seinen Vorstellungen entsprochen. Schließlich war das siebte entstanden, das jetzt Zamorra besaß. Aber so wie ein Gerücht besagte, daß die sechs anderen Amulette zusammen dem siebten gleichwertig waren, so sagte ein anderes wiederum, daß alle sechs zusammen stärker waren als das siebte.
    Es war nie der Beweis für die Richtigkeit der einen oder der anderen Behauptung erbracht worden. Eysenbeiß wußte auch nicht, wo die restlichen fünf Amulette sich befanden, die optisch nicht voneinander zu unterscheiden waren. Seines hatte er durch einen Zufall entdeckt, und bei der Eroberung waren die Peters-Zwillinge und sogar Professor Zamorra ganz in der Nähe gewesen, ganz dicht dran - in der Urzeit der Straße der Götter. Um so größer war Eysenbeiß’ Triumph gewesen.
    Nicht einmal Leonardo deMontagne wußte etwas davon.
    Und Eysenbeiß hütete seinen magischen Schatz sorgfältig. Denn er wollte nicht auf alle Zeiten der Berater des Höllenfürsten bleiben. Er wollte mehr, viel mehr! Und er wollte es vor allem Wang Lee Chan zeigen, der rechten Hand des Teufels. Der mongolische Leibwächter sah verächtlich auf Eysenbeiß herab und schikanierte und beleidigte ihn, wo immer er konnte. Eysenbeiß schluckte alles. Er wußte, daß er Wang eines Tages alles mit doppelter Münze zurückzahlen würde.
    Sein Weg an den Gipfel der Macht hatte erst begonnen. Das erbeutete Amulett war dabei seine stärkste Waffe. Sein Trumpf…
    Aber jetzt war erst einmal der Schlag gegen die Zamorra-Crew wichtig. Leonardo hatte den Köder ausgelegt, und Zamorra hatte, wie die Beobachtung durch die Kristallkugel ergab, angebissen, ohne zu wissen, worum es wirklich ging.
    Eysenbeiß übernahm den Fall. Sein Fürst hatte andere Dinge zu tun. Er, der Emporkömmling, der einst selbst als verlorene Seele im Höllenfeuer brannte, hatte genug Neider in den eigenen Reihen, gegen die er sich als Dämonenherrscher behaupten mußte. Er war den meisten alteingesessenen Dämonen der Schwarzen Familie ein Dorn im Auge, und hinzu kam, daß er als Leibwächter und Berater zwei Sterbliche zu sich in die Höllen-Tiefen geholt hatte. Wang und Eysenbeiß. Das gefiel den Dämonischen nicht, und sie intrigierten gegen den Montagne.
    Der war aber selbst ein Meister der Intrige und der Boshaft, nur hatte er in Eysenbeiß einen äußerst gelehrigen Schüler…
    Eysenbeiß widmete sich der Welt der Felsen und Zentauren. Dort wurde es für ihn jetzt interessant.
    ***
    Tony Cramert packte instinktiv zu und riß Uschi Peters zurück. Um Haaresbreite entging sie dem riesigen Rachen der rotschuppigen Echse. Cramert zerrte das blonde Mädchen zur Tür und schob Uschi hindurch auf den Korridor.
    Die Drachenechse war förmlich erstarrt. Nur noch die gespaltene Schlangenzunge, die aus dem offenen Maul hing, bewegte sich leicht hin und her. Und die Augen rollten. Aus den Nüstern drang Dampf. Es begann nach Fäulnis zu stinken.
    Atemlos starrte Tony Cramert den Schädel der Bestie an, der aus der Wand ragte. Es war ein unwirkliches, bizarres Bild. Vielleicht wäre es einfacher zu akzeptieren gewesen, wenn der Rest des Untiers sich im »Wald« der Fototapete abgezeichnet hätte. Aber da war nichts. Im Bild sah es aus, als hinge der Schädel frei in der Luft über der Steintreppe.
    »Raffael hatte recht«, keuchte Uschi. Sie stand auf den Zehenspitzen und versuchte über Tonys Schulter zu sehen. Sie wartete förmlich darauf, daß das Ungeheuer weiter aus dem Weltentor hervorkroch. Aber das geschah nicht.
    »Verdammt, ich kann das einfach nicht verstehen«, flüsterte Tony. »Vorhin war die Wand doch wieder fest, und jetzt…«
    »Das ist auch für mich ein Rätsel«, erklärte Uschi. »Ob das Biest jetzt festsitzt, weil es sich nicht mehr bewegt?«
    Tony zuckte mit den Schultern.
    Uschi wußte hinterher nicht, wieviel Zeit vergangen war. Waren es nur Sekunden gewesen, oder lange Minuten? Plötzlich klappte das Maul zu, ließ nur noch die gespaltene Zungenspitze herausschauen - und der mächtige Schädel zog sich in die Wand zurück. Nur der Fäulnisgestank, der aus Rachen und Nüstern des Ungeheuers gedrungen war, erfüllte noch das

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