0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick
schmetterte sie ins Schloss, durchquerte mit drei Sprüngen den kleinen Raum, in dem Harry Syth gesessen hatte und erreichte das Sekretärinnenbüro.
Eine wuchtige Explosion erschütterte den Bau. Türen sprangen auf. Fenster zerklirrten. Ich spürte die Druckwelle, aber ich hatte genug Mauer zwischen mich und die Handgranate gebracht.
In mir schoss Zorn hoch. Ich war ein einzelner Mann mit einer Pistole. Ich allein hatte ihren Maschinenpistolen und Handgranaten nichts entgegenzusetzen. Es wäre Wahnsinn gewesen, sie allein überwältigen zu wollen, aber ich musste sie stellen.
Ich rannte zur Tür, die vom Hauptbüro in den Korridor führte. Sie hatte dem Druck standgehalten, aber sie dröhnte unter wuchtigen Fußtritten, und sie sprang in der gleichen Sekunde auf, in der ich nach der Klinke griff.
Ich hob die Pistole. Zum Glück brannte auf dem Korridor noch Licht, und ich erkannte Phil.
Er hielt in der Rechten die 38er, in der Linken eine Taschenlampe.
»Keine Bewegung!«, schrie er. Dann: »Jerry!«
Ich riss ihm die Taschenlampe aus der Hand.
»Sie sind dort drüben. Lass sie nicht über den Korridor entkommen. Verschaff dir ’n Telefon. Alarmier unseren Verein!«
Ich rannte den Weg zurück, den ich vor der Handgranate geflohen war. Ich kam bis zum Büro Syths. Die Verbindungstür zwischen diesem Raum und dem Chefbüro war von der Handgranate herausgerissen worden.
Ich blieb in ihrer Deckung und ließ die Taschenlampe aufflammen. Der scharfe Strahl glitt über ein Chaos von zerfetzten Polstern, umgestürzten Möbeln und unter der Platte des runden Tisches ragten die Beine eines Mannes hervor.
Auch die Anstellmöbel an der Stirnwand waren durcheinandergebracht worden. Ich sah in der Mauer eine Öffnung von der Größe eines schmalen Schrankes.
Ich sprang über die Trümmer, zwängte mich durch die Öffnung und stand in einem großen Büroraum. Neben einem Stuhl lag ein Mann auf der Erde - Rane Cyle.
Eine Sekunde kniete ich neben ihm. Er war nicht tot, und ich konnte in diesem Augenblick nichts für ihn tun.
Ich stürzte mich auf eine Tür, die sich an der gegenüberliegenden Seite befand, riss sie auf. Ich sah einen schmalen Gang und am Ende des Ganges ein schwaches, diffuses Licht.
Mit wenigen Sätzen spurtete ich zum Ende des Ganges, erreichte eine Glastür, die den Schacht eines Liftes abschloss. Das schwache Licht drang von unten herauf. Ich hörte das Summen des Motors, sah im Strahl der Taschenlampe das laufende Seil und handelte gedankenschnell.
Ich hob die 38er. Ich richtete die Waffe auf die Schalttafel und feuerte. Drei, vier Kugeln, dann sprühten die Funken des Kurzschlusses. Es gab einen zischenden Schlag. Der Fahrstuhl stand.
***
Phil kam, als er die Schüsse hörte.
»Sie stecken im Fahrstuhl!«
Wir stießen am anderen Ende des Korridors auf den Hausmeister. Der Mann zitterte.
»Wohin geht der Lift?«
»Welcher Lift?«, stammelte er.
»Vom Büro hinter Frosts Räumen?«
»Aber das ist doch der Lift von Mister Larfield«, stammelte er.
»Wer ist denn nun wieder Mister Larfield?«
»Der Pächter der Kellergarage. Der Lift führt von der Garage zum Büro.«
Ich begriff, dass wir gewonnen hatten, meine Ruhe kehrte zurück.
»Zeigen sie uns den Weg!«, befahl ich.
***
Ich weiß nicht, ob jemals ein Gangster auf kläglichere Weise gefangen wurde.
Meine Kugeln hatten den Lift in der Höhe des Erdgeschosses gestoppt. Der Schacht war durchgemauert vom Keller bis zur zweiten Etage. Es gab hier so wenig einen Ausweg wie aus einer Rattenfalle.
Tragbare Scheinwerfer der Polizei waren auf die Fahrstuhltür in der Kellergarage gerichtet. Hinter den Autos, hinter den Pfeilern lagen und standen G-men und Polizisten, Gewehre, Maschinenpistolen in den Händen. Tränengasbomben wurfbereit.
»Alles klar?«, fragte ich den Lieutenant, der die Cops befehligte.
Er nickte grimmig.
»Lassen Sie den Lift herunter.«
Ich erfuhr erst bei dieser Gelegenheit, dass jede Fahrstuhlanlage eine Vorrichtung hat, um einen stecken gebliebenen Lift mit Muskelkraft und einer großen Kurbel herunterzuholen.
Der Lieutenant gab über ein tragbares Funksprechgerät den Befehl weiter an zwei Beamte, die oben am Ende des Schachts am Getriebegehäuse warteten.
Gebannt starrten wir alle auf den Lift. Das Seil senkte sich ruckweise. Dann kam die Unterkante des Korbes in Sicht, die Füße zweier Männer, ihre Beine, die Hände und die Waffen, die sie darin hielten, dann die Schultern, die Köpfe.
Für sie
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