0338 - Inferno in der Alptraum-Schlucht
erschrak er, denn die Zeitspanne war abgelaufen. Wenn di Conti auf Draht war, würde er jetzt anrufen. Das Gespräch wollte Sir James in seinem Büro entgegennehmen.
Er war schon auf dem Weg und fast an der Tür, als sich der Apparat auf Glendas Schreibtisch meldete. Als ob Sir James es geahnt hätte, stoppte er seinen Schritt, drehte sich um und sah, daß Glenda abhob. Sie meldete sich mit leiserer Stimme als üblich.
Als sie ein »Si« sagte, wußte Sir James Bescheid. Jetzt konnte er nicht mehr ausweichen.
»Geben Sie mir den Hörer, ich werde hier reden!«
»Wollen Sie, daß ich den Raum verlasse, Sir?« erkundigte sich Glenda.
»Nein, nicht nötig.« Er ließ sich von der dunkelhaarigen Sekretärin den Hörer reichen.
Glenda hatte sich nicht wieder gesetzt. Ihr Stuhl war frei, und Sir James ließ sich auf die Sitzfläche fallen. »Signore di Conti?« rief er fragend in den Hörer.
»Ja, ich bin es, Sir James.«
»Gut, Sie sind pünktlich. Wie ist es gelaufen?«
Der Mann vom italienischen Geheimdienst SIFA lachte krächzend.
»Wie es gelaufen ist, kann ich Ihnen sagen, Sir. Unsere Bomber stehen bereit. Die Triebwerke laufen. Wir warten nur noch auf Ihre Entscheidung. Deshalb meine Frage. Hat sich bei Ihnen etwas getan?«
»Nein! Aber wenn wir die Frist möglicherweise um zwei Stunden verlängern könnten, hätten wir etwas gewonnen.«
Nach diesem Vorschlag wurde Sir James von Glenda Perkins beobachtet. Sie wartete darauf, daß der Italiener zustimmte, aber der schien sich negativ entschieden zu haben, denn Glenda hörte, wie der Superintendent antwortete: »Sie lassen sich nicht umstimmen?«
»So ist es, Sir.« Di Conti hustete. »Sehen Sie mal! Das Verbrechen, wenn ich das so nennen darf, ist in Italien geschehen oder in unserem Luftraum. Wir tragen die Verantwortung, und wir müssen entscheiden, nicht Sie im fernen London.«
»Wenn Sie es so sehen, haben Sie natürlich recht.«
»Das muß ich so sehen, Sir.«
»Dann steht es also fest?«
»Si, Sir James. Wir werden bombardieren. Es ist mit der NATO Einsatzleitung alles abgesprochen.«
»Natürlich.«
»Soll ich Sie anrufen, wenn alles vorüber ist?«
»Ja, tun Sie das.«
»Und kann ich auch Ihre Zustimmung zu dieser Maßnahme erwarten, Sir James?«
Plötzlich schwitzte der Superintendent noch stärker. Obwohl er sich längst entschieden hatte, fiel ihm die Antwort schwer.
»Sagen Sie doch was!«
Glenda Perkins hatte zwar nicht alles verstanden, sie ahnte jedoch, um was es ging. Ihre Blicke ruhten gespannt auf dem gebeugten Rücken des Polizeioffiziers.
»Es tut mir leid, Signore di Conti. Von mir bekommen Sie die Zustimmung zur Bombardierung nicht.«
Selbst der Italiener war überrascht. Er schwieg einige Sekunden.
»Dann tut es mir leid für Sie. Ich kann hier nichts mehr ändern, da Sie keine neuen Erfolge erzielt haben.«
»Rufen Sie mich an?« fragte Sir James leise.
»Klar, wenn alles vorbei ist. Bis später, Sir.« Der Italiener hängte ein.
Sir James saß wie ein alter Mann auf dem Drehstuhl und schüttelte den Kopf. Er wußte nicht, was er sagen sollte, und als er den Kopf hob, glich seine Gesichtshaut der eines Toten. So bleich und blutleer war sie.
Glenda Perkins erschrak darüber. »Ist Ihnen nicht gut, Sir?« fragte sie besorgt. »Soll ich Ihnen Tabletten bringen?«
»Nein, lassen Sie.«
Glenda wußte, daß sie den Mann jetzt nicht ansprechen durfte. Sir James hatte eine schwere Entscheidung getroffen. In der Sache war sie vielleicht falsch gewesen, aber menschlich hatte er richtig reagiert.
Glenda hätte nichts anderes getan.
Das Gesicht des Mannes glich einer Maske. Der Schweiß rann von der Stirn nach unten und lief in bizarren Bächen über die bleichen Wangen des Superintendenten. Die Brille war nach vorn gerutscht.
Ihre Gläser beschlagen. Die Hände hatte Sir James gefaltet.
Es mußten schwere Gedanken sein, die ihn quälten. Das las Glenda von seinem Gesicht ab. Manchmal zuckte sein Mund, wenn er die Lippen bewegte, aber kein Laut drang hervor.
Wie ein Todkranker stemmte er sich in die Höhe und begann damit, den Raum zu durchwandern.
Vier Schritte hin, vier weitere zurück. Manchmal blieb er stehen und schüttelte den Kopf, als wäre er dabei, finstere Gedanken zu verscheuchen. Und plötzlich nickte er.
Für Glenda Perkins ein Beweis, daß ihr Chef einen Entschluß gefaßt hatte.
»Sir, kann ich jetzt etwas für Sie tun oder Ihnen irgendwie behilflich sein?«
Der Mann schaute sie an und blickte
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