0338 - Inferno in der Alptraum-Schlucht
schon einmal verkleinert hatte. Damals war dies dem Hexer von Paris gelungen, und auch zu der Zeit hatte der Schwarze Tod seine Finger mit im Spiel gehabt.
Trotz meiner bescheidenen Lage gab ich nicht auf. Ich beobachtete auch die Umgebung. Die Geisterscheinungen entdeckte ich nicht.
Ich hatte nur ihre Stimmen gehört. Dafür bemerkte ich jetzt etwas anderes, als ich durch die Wände des Würfels schaute.
Die goldenen Skelette zogen sich zurück. Und das taten sie auf eine wirklich seltsame Art und Weise.
Sicherlich schritten sie dabei. Dennoch kam es mir komisch vor, als würden sie sich auflösen, und das lag bestimmt nicht am Glas des Würfels.
Nein, in der unmittelbaren Umgebung des Quaders geschah etwas völlig anderes.
Aber was?
Ich wartete. Unruhig natürlich, blickte nach rechts, links, vorn und hinten, damit ich etwas entdecken konnte.
Ja, das Bild wechselte.
Plötzlich und eigentlich völlig unerwartet, sah ich etwas anderes.
Keine goldenen Skelette mehr, sondern einen vorhangähnlichen Stoff, der eine große Falte warf.
Zuerst kam ich damit nicht zurecht, bis ich den Blick höher wandern ließ und praktisch durch die gläserne Decke des Würfels schaute.
Da sah ich es.
Mein Herz setzte fast aus, so sehr war ich von dem Anblick überrascht worden. Vielleicht noch schlimmer als beim erstenmal. Denn jetzt sah ich keine Skelette mehr, sondern ein Frauengesicht aus nächster Nähe.
Es gehörte einer alten Bekannten.
Jane Collins!
***
Sir James hatte eine halbe Stunde benötigt, um seinen Rücktritt zu diktieren. Einige Male hatte er Sätze verworfen, wieder neu begonnen, durchstreichen lassen und einen weiteren Anfang gesucht.
Jetzt aber war er fertig.
Glenda Perkins ließ den Stenoblock sinken. Sie merkte überhaupt nicht, daß ihre Hände stark zitterten und ihr der Block aus den Fingern rutschte.
Vor ihren Füßen blieb er liegen. Auch Sir James hatte dies nicht bemerkt, weil er ins Leere starrte.
Ein paarmal holte Glenda tief Luft. Sie mußte sich zwingen, die nächsten Worte zu sprechen. Flüsternd drang die Frage über ihre Lippen. »Ist das wirklich Ihr Ernst, Sir?«
»Hätte ich Ihnen den Brief sonst diktiert?«
»Ich kann es nicht begreifen. Sie gehören zum Yard. Diese Polizeiorganisation ist ihr Leben, Sir. Sie haben doch alles dafür gegeben…«
Der Superintendent winkte ab. »Was spielt das noch alles für eine Rolle, meine Liebe?«
»Für mich würde es eine spielen.«
»Nein, Glenda, ich habe mich wissentlich falsch verhalten. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen das sagen muß. Da gibt es nur eine Alternative. Zurücktreten!«
»Aber was wird man dazu sagen?«
»Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf. Es ist lange gutgegangen, aber es mußte einmal so kommen. Schon die letzten Fälle deuteten es an. Ich glaube einfach, daß die anderen Kräfte zu stark sind und wir gegen sie machtlos sind.«
»Wir haben auch Unterstützung.«
»Zu wenig, Glenda, zu wenig.«
»Nein.«
»Ich weiß, daß Sie jetzt geschockt sind, doch überlegen Sie mal. Wir haben ein Handicap. Es ist Fairneß. Wir alle können nicht so gemein sein, gnadenlos und brutal handeln wie die andere Seite. Und das wissen unsere Feinde sehr genau und stellen sich darauf ein.«
»Wenn Sie das so sehen, Sir…«
»Die einzig richtige Perspektive.«
Glenda hatte trotzdem Einwände. »Wenn wir aber nicht mehr kämpfen, wird es keiner mehr tun. Daran sollten Sie denken, Sir. Ich möchte Sie nicht belehren, aber Sie überlassen den dämonischen Kräften dann das Feld.«
Sir James nickte. »Ja, das stimmt.«
»Und Sie können es so ohne weiteres mit Ihrem Gewissen vereinbaren, wenn Sie schon Bescheid wissen?«
»Eigentlich nicht.«
»Weshalb dann der Abschied?«
Es war ein seltsames Gespräch zwischen den beiden Menschen.
Ein neutraler Beobachter hätte nie auf den Gedanken kommen können, daß es sich um Chef und Sekretärin handelte. Und Sir James kehrte auch nicht den Vorgesetzten heraus. Er hielt sich sehr zurück, war aber weiterhin in Gedanken versunken.
»Überlegen Sie es sich noch einmal, Sir. Ich könnte mir vorstellen, daß Sie falsch reagiert haben.«
»Nein, Glenda, ich habe richtig gehandelt. Wäre ich nicht freiwillig gegangen, hätte man mich wahrscheinlich gefeuert. Ich habe falsch entschieden, als ich gegen die Bombardierung sprach. Ich hätte zustimmen müssen, tat es nicht und muß nun die Konsequenzen ziehen, wenn Sie das verstehen.«
»Ja, schon…« Glenda nickte, schaute zu Boden
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