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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Der Aufsatz
    Früher, als ich jung war, hatten meine Freunde und ich prima Hobbys: ATARI spielen beispielsweise. Die erste Spielekonsole. Wir verbrachten ganze Wochenenden damit, vor dem Fernseher zu sitzen und Spiele zu zocken, in denen ein weißer Klotz einen weißen Klotz auf einen anderen weißen Klotz abschießt. Grafisch war das Ding nix.
    Dann erschien ein Spiel, das so bahnbrechend daherkam wie jüngst die cineastische Dschungel-Schlumpf-Öko-Operette AVATAR: und zwar FROGGER.
    Was für ein Bildersturm. Da ging man kaputt dran. Dass so etwas technisch möglich war. Man musste einen aus sechs grünen Klötzen bestehenden Frosch über eine rege befahrene Straße lotsen. Heutzutage sind wir, wie gesagt, optisch recht verwöhnt, AVATAR in 3-D, in 2-D oder, falls man stattdessen im Zoo war, in 0-D, Avatar als Comic, Computerspiel, Wurst mit Gesicht und Daumenkino. Damals jedoch: Frosch.
    So hockten wir da und froggerten uns einen. Das waren Zeiten. Sie glänzten wie Gold.
    Später dann verblasste der Hunger nach Computerspielen. Plötzlich fanden wir auch Sex gut.
    Ã„rgerlicherweise brachte ich Sex stets in etwa 30 Sekunden hinter mich, konnte aber weiterhin stundenlang Frogger spielen. Heute ist es genau andersrum – was aber nix nützt, denn für eine Atari Konsole hat mein Fernseher keine passenden Anschlüsse, und für meinen Penis sieht’s nicht besser aus.
    Da stand man nun, Anfang der Achtziger, in der Blüte seiner Jahre, und wusste nichts mit sich anzufangen. Was tun?
    Uwe, Andy, Achim Zander und ich gründeten eine Band. Die genaue Musikrichtung war nicht so klar herauszumeißeln, weil ich nicht singen konnte, Uwe nicht konnte und nicht wollte, Andy unbedingt den Synthesizer zu spielen gedachte und Achim zwar offizielles Mitglied war, aber nicht rausdurfte. Auch stand kein Name fest: Ich plädierte für DONT TELL ME ONE FROM THE HORSE, aber so weit kamen wir nicht, denn:
    Die damalige Vorgehensweise, außerhalb der Schule mit Zander zu kommunizieren, war üblicherweise, zum Mehrparteienhaus zu marschieren, in dem Achim mit seinen Eltern wohnte, zu klingeln, dann zu warten, bis einem aufgedrückt wurde – und anschließend durchs Treppenhaus zu brüllen:
    Â»KOMMT DER ACHIM RAUS?«
    Achims Mutter schrie dann von oben herab durch den Flur:
    Â»HABT IHR MAL GESEHEN, WAS DER WOHL AN HAUSAUFGABEN AUFHAT?«
    Jou, dachte ich, das Gleiche wie wir: neun Seiten Physik, acht Blöcke Bruchrechnen und ’n Aufsatz. Mach ich morgen früh im Bus.
    Trotzdem schrie ich: »NEEE!«
    Â»Neun Seiten Physik, acht Blöcke Bruchrechnen und ’n Aufsatz!«
    Â»ECHT?«
    Â»JAU!«
    Â»Okay. Tschüss.«
    Wir verließen das Treppenhaus und standen unschlüssig draußen. Andy stellte klar, dass wir Achim ungeachtet der Tatsache, dass er ja mal gar nix konnte und in der Band nur wie ein starrer Hanswurst herumstehe, trotzdem unbedingt brauchten. Es ging nicht ohne ihn. Wir wussten nicht, warum, aber wir wussten, dass das stimmte.
    Also klingelte diesmal Andy.
    Es wurde aufgedrückt.
    Wir hörten Achims Mutter.
    Â»WAT IS?«
    Â»KOMMT DER ACHIM RAUS?«
    Â»NEE! DAS HAB ICH DEM TORSTEN SCHON GESAGT, DASS DER HAUSAUFGABEN AUFHAT, UND NICHT ZU KNAPP!«
    Â»Echt?«
    Â»UND OB! NEUN SEITEN PHYSIK, ACHT BLÖCKE BRUCHRECHNEN UND ’N AUFSATZ!«
    Â»Boah«, rief Andy.
    Â»Was boah?«
    Â»Nix. Tschüss.«
    Andy kam raus. »Sieht scheiße aus«, sagte er.
    Â»Weil ihr doof seid«, sagte Uwe. »Nicht überzeugend genug. Passt auf.«
    Hui, dachte ich, aber stimmt schon: Wenn das einer schaffte, dann ja wohl Uwe.
    Er bekam das meiste Taschengeld, hatte eine Gürtelschnalle, die zwei Kilo wog und einen verzinkten Adler mit ausgebreiteten Schwingen zeigte, und er hatte zwei hässliche Löcher im Bauch, die einfach nicht zuheilten, weil diese Schwingen ziemlich spitz waren. Außerdem sammelte und las er exzessiv Comics, vorzugsweise X-MEN und die FANTASTISCHEN VIER, weswegen er, wenn er auf dem Schulhof blöd angemacht wurde, auch nicht mit »Ey, pass bloß auf, du Arsch« konterte, sondern Formulierungen fabrizierte wie: »Nun werde ich dich zerquetschen, Unhold!«
    Uwe klingelte. Er war völlig ruhig.
    Das sah man, weil das Glöckchen an seiner Palomino-Jeans nicht bimmelte. Teufelskerl.
    Die Tür wurde aufgedrückt.
    Augenblicklich kam von

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