0338a - Handlanger des Todes
und betrat die Diele. Es roch nach Staub und stickiger Luft. Sekunden später surrten die Rollläden hoch. Die einteiligen, großen Fenster schwangen auf. Einen Augenblick sah Mrs. Rusher zur Straße hinüber. Dann machte sie kehrt und ging in die Küche, um das Frühstück zu bereiten. Als sie die elektrische Kaffeemühle anschalten wollte, schlug die Türglocke an. Die Frau zuckte zusammen. Warum schellte Carl? Er besaß genau wie sie einen Schlüssel. Aber wahrscheinlich war er wieder einmal zu bequem, den Schlüssel aus der Tasche zu ziehen.
Schnell ging Mrs. Rusher zur Haustür und öffnete. Vor ihr standen drei Männer, die die Frau anlächelten. Sie erschrak trotzdem, denn der Vorderste hielt eine Pistole in der Hand, die auf ihre Stirn gerichtet war.
»Morning, Mrs. Rusher«, sagte Fishback, »ich nehme an, Sie haben nichts dagegen, wenn wir eintreten.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schob er die Frau mit der linken Hand zurück und betrat mit den beiden anderen Männern die Diele.
»Was wollen Sie von mir?«, stammelte Mrs. Rusher. Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Sekunden später wurde sie jedoch weiß wie eine Wand, als Fishback mit schneidender Stimme sagte: »Hände hoch, Mrs. Rusher, und schlagen Sie keinen Lärm.«
Die Frau wich bis an die Wand zurück. In ihrer Angst vergaß sie, die Hände zu heben.
»Sind Sie allein?«, fragte Fishback.
»Ja«, antwortete Evelyn Rusher mit trockener Stimme.
»Wen erwarten Sie noch?«
»Meinen Mann, aber…«
Über Fishbacks Gesicht glitt ein Grinsen.
»Der Doc wird nicht kommen«, sagte er.
»Aber er hat mich doch anrufen lassen«, entgegnete Mrs. Rusher unsicher.
»Sie irren sich, Mrs. Rusher«, belehrte sie Fishback mit zynischem Tonfall. »Ich habe Sie angerufen und herbestellt.«
»Aber, das verstehe ich nicht«, stammelte die Frau, »wo ist Carl?«
»Ihr Mann befindet sich in unserer Gewalt«, entgegnete Fishback.
»In Ihrer Gewalt? Wie schrecklich.«
Die Frau schlug die Hände vors Gesicht.
»Nicht doch«, schaltete sich Gunny-Fred ein, »er erfährt bei uns die beste Behandlung. Außerdem hätte er längst frei sein können, wenn er auf unseren Vorschlag eingegangen wäre.«
»Was wollen Sie von ihm?«, stieß Evelyn hervor und nahm die Hände vom Gesicht.
»Hier ist es ungemütlich«, sagte Fishback, »setzen wir uns in den Salon, Mrs. Rusher.«
Die Frau ging voran und stieß die Tür auf, die drei Männer folgten.
»Schließen Sie zuerst die Luken«, befahl Fishback und deutete mit der Pistole auf die Fenster, »uns ist die Luft hier drinnen frisch genug.«
Mit wankenden Schritten ging Evelyn Rusher zu den Fenstern und schloss sie.
»Jetzt nehmen Sie in diesem Sessel Platz«, knurrte Fishback und deutete auf ein Möbelstück, das mitten im Salon stand.
»Wir haben herausgefunden, Mrs. Rusher«, begann Fishback, »dass Ihr Mann seine privaten Schätze - Juwelen, Diamanten, eine Opalsammlung, sowie seine Wertpapiere und Dokumente, nicht in einem Banktresor aufbewahrt, sondern in einem Tresor in seinen Häusern. Während Ihrer Abwesenheit haben wir heute Morgen Ihre Wohnung im Central Park besucht. In Ihrer Wohnung an der Fifth Avenue befand sich nur ein einfacher, leichter Tresor. Er bereitete uns keine Schwierigkeiten. Die Beute war jedoch gering.«
Die Frau blickte an den Männern vorbei. Sie schien nicht zuzuhören, sondern stieß plötzlich die Worte hervor: »Lassen Sie meinen Mann frei. Ich zahle Ihnen an Lösegeld, was Sie haben wollen.«
»Sie irren wieder einmal«, bemerkte Gunny-Fred, »wir wollen keine Scheine, die man vorher auf der Bank notiert hat. Wir wollen keine Bucks, die wir nicht ausgeben dürfen, wenn wir Lust dazu haben. Wir legen nur Wert darauf zu erfahren, wo sich der Tresor befindet, in dem der Doc die Juwelen und seine Papiere aufbewahrt, verstehen Sie, Madam? Eine solche Beute ist nämlich völlig ungefährlich. Den Schmuck können wir im Ausland unterbringen, und die Wertpapiere werden überall zum vollen Preis gehandelt.«
Evelyn Rusher starrte Gunny-Fred an und zitterte, als stehe sie in Eiswasser.
»Kein Grund zur Aufregung«, sagte Fishback, erhob sich und trat hinter ihren Sessel. »Sie brauchen uns nur den Ort zu verraten, wo sich der Tresor befindet. Dann sind Sie und Ihr Mann frei, sobald wir den Tresor geleert haben und mit der nächsten Maschine abgeflogen sind. Ist das kein Angebot?«
Die Frau sah auf ihre Fußspitzen und schwieg.
»Sie waren so freundlich«, fuhr Fishback nach einer Weile
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