0338a - Handlanger des Todes
Madam«, entgegnete Fishback. »Ich rufe nur im Auftrag Ihres Gattes an. Wir sind im Klub. Sie sind doch Mrs. Rusher?«
»Ja, ich dachte, es wäre mein Mann, weil ich sonst um diese Zeit keine Anrufe bekomme.«
»Er hat mir den Auftrag gegeben, Sie zu informieren, dass er bereits zu seinem Landsitz abgereist ist. Sie sollen morgen früh mit dem Wagen nachkommen.«
Fishback sah belustigt zu Dr. Rusher hinüber, der mit wutverzerrtem Gesicht zuhörte.
»Zu unserem Landsitz?«, fragte Mrs. Rusher, »wir haben drei Häuser auf dem Lande, eines in Deer Gardens, das zweite in Asheville und das dritte in Florida. In welches ist mein Mann gereist?«
Als Fishback einige Sekunden schwieg, fuhrt sie fort: »Hallo, haben Sie meine Frage nicht gehört?«
»Aber natürlich, Madam«, entgegnete Fishback »Ihr Mann hat das Haus in Deer Gardens gemeint.«
»Unseren Bungalow an der Stradford Avenue also.«
»Yes, er sagte Stradford Avenue.«
»Carl gebraucht sonst nie den Namen Stradford Avenue. Er sagt sonst immer in the Woods, weil das Haus genau in einer Waldschneise liegt.«
»Sie sollten allerdings nicht vor neun Uhr da sein. Er hat bis dahin einige Besorgungen zu erledigen.«
»Aber ich habe doch meinen Schlüssel. Da ist es gleichgültig, wann ich komme.«
»Trotzdem habe ich das Gefühl, der Doc legt großen Wert darauf, dass seine Bitte respektiert wird.«
»Geben Sie sich keine Mühe«, erwiderte Mrs. Rusher, »ich kenne meinen Mann seit dreiundzwanzig Jahren. Ich danke Ihnen für den Anruf.«
»Und noch eins, Madam. Sie sollen allein kommen, ohne Chauffeur.«
»Aber ich fahre meinen roten Thunderbird doch immer selbst«, entgegnete sie, »ich weiß nicht, warum Carl…«
Fishback ließ sie nicht ausreden sondern legte den Hörer auf die Gabel.
»So, Doc, jetzt werden wir uns morgen in aller Frühe dein Haus in Deer Gardens ansehen, auf der Stradford Avenue, in the Woods. Und deine Frau wird die Führung höchstpersönlich übernehmen. Los, Joe, nimm ihm den Atemschutz vom Gesicht und gib ihm Verbandsstoff für seine Wunden. Er soll sich vorm Spiegel selbst verbinden.«
Der Mann, der Joe hieß, war einen Kopf kleiner als Fishback. Er hatte ungewöhnlich lange Arme. Er riss dem Arzt das Pflaster von Mund und zerrte den Knebel heraus.
»Was haben Sie mit meiner Frau vor, Sie gemeiner Verbrecher«, keuchte Dr. Rusher.
»Wenn du nicht plauderst, wird es deine Frau tun, ganz bestimmt dann, wenn sie erfährt, dass du dich in unserer Gewalt befindest.«
»Evelyn weiß nichts über die Tresore«, stieß Rusher hervor.
»Vielleicht wirst du dich am Ende doch noch bequemen zu plaudern wenn Evelyn ebenfalls in unserer Gewalt ist«, erwiderte Fishback, nahm sein Whiskyglas und goss den Inhalt durch die Kehle.
»So, Boys, der erste Teil unseres Planes ist geglückt. Ihr haftet mir für das Leben des bekannten Chirurgen«, fuhr Fishback fort und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippe. »Ich werde mich jetzt mit Gunny-Fred unterhalten.«
»Ich protestiere«, sagte der Chirurg, »ich habe morgen eine Operation zu machen, bei der es auf Leben und Tod geht. Lassen Sie mich sofort frei.«
»Ja, ich weiß, es handelt sich um Mrs. Butfield«, entgegnete Fishback, »Sie brauchen nur die Adressen der anderen Häuser in Asheville und in Florida aufzuschreiben, die Grundrisse und die Tresore einzuzeichnen, Doc, und Sie sind frei, sobald wir die Brillanten an Land gezogen haben. Also, wollen Sie die Freundlichkeit besitzen?«
Fishback schob ihm den Block vor die Nase. Der Arzt schüttelte wütend den Kopf.
»Gut, dann wird sich Mrs. Butfield noch gedulden müssen. Gute Nacht.« Der Gangster verließ die Bar durch eine niedrige Holztür, überquerte einen Flur und betrat einen Raum, der als Büro eingerichtet war.
In einem Drehsessel hockte rauchend ein Mann. Er trug einen kleinkarierten Sportanzug und graue Schweinslederhandschuhe. Seine schwarzen Haare wuchsen ihm tief in die Stirn.
»Wir haben den Doc«, sagte Fishback. »Aber er will nicht plaudern. Deshalb habe ich seine Frau bestellt, für morgen früh um neun. Sie ist weitaus gesprächiger. Und wie hat es bei dir geklappt?«
Gunny-Fred drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, blies die Tabakkrümel von seinen Handschuhen und knurrte: »War eine verrückte Idee von dir, ausgerechnet einen Wagen aus Boston haben zu wollen.«
»Warum, was ist passiert?«, fragte Fishback hastig.
»Eine ganze Menge. Auf dem Interstate Highway war eine Polizeikontrolle.
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