0338a - Handlanger des Todes
Und da läuft mir…«
»Du weißt genau, warum ich einen Wagen aus Boston haben wollte«, unterbrach Fishback ihn nervös, »hier in der Umgebung von New York werden zu viele Wagen gestohlen. Entweder du läufst sofort bei der Polizei auf oder du läufst dem Wagenbesitzer in die Arme. Deshalb. Und was war mit der Polizeikontrolle?«
»Der Sheriff lief mir direkt vor die Kanone. Er wollte meine Papiere sehen und ließ sich nicht ablenken. Da blieb mir keine andere Wahl. Ich habe ihn erschossen.«
Fishback starrte Gunny-Fred einige Sekunden verständnislos an, dann brüllte er: »Bist du wahnsinnig? Das Unternehmen läuft wie geschmiert. Wir kommen, ohne einen Schuss abzugeben, an ein paar Millionen, und du spielst verrückt. Wo war die Kontrolle?«
»Zwischen Hartford und New York.«
»Dann wird es hier in wenigen Stunden von Cops wimmeln. Du hast den Verstand eines Kleinkindes, Fred!«
»Wäre es dir lieber gewesen, wenn der Bulle mich abgeführt hätte?«, fragte Gunny-Fred mit leiser Stimme. Fishback antwortete nicht. Er lief nervös im Zimmer auf und ab. Schließlich sagte er ärgerlich: »Du hättest dir was anderes einfallen lassen müssen. Wo hast du den Wagen stehen?«
»Im Hof.«
»Du bist tatsächlich wahnsinnig.«
»Und warum?« Gunny-Fred ließ sich von der Aufregung nicht anstecken.
»Hast du Zeugen bemerkt? Es ist äußerst selten, dass ein Mann allein Kontrolle macht.«
»Das habe ich auch geglaubt«, erwiderte Gunny-Fred, kramte eine Zigarette aus seinem Silberetui und setzte sie in Brand. Dann fuhr er fort: »Deshalb habe ich auch gestoppt, als ich den roten Stab der Polizei sah. Und erst als ich sicher war, dass der Sheriff allein im Regen auf Autodiebe wartete, habe ich geschossen.«
»Und wenn der Bursche jetzt plaudert, sich dein Gesicht oder die Wagennummer gemerkt hat?«, fragte Fishback.
Der andere schüttelte den Kopf, sog an seiner Zigarette und entgegnete, nachdem er den Rauch gegen die niedrige Decke geblasen hatte: »Der Sheriff wird keinen Ton mehr von sich geben.«
»Trotzdem, eine verdammt ärgerliche Angelegenheit. Du hättest dir etwas anderes einfallen lassen müssen. Schließlich haben wir für die Vorarbeit gute sechs Monate gebraucht. Mit deiner Unvorsichtigkeit setzt du alles aufs Spiel. Hast du Spuren hinterlassen?«
»Nur eine Kugel, die im Kopf des Sheriffs steckt. Aber sei unbesorgt. Ich habe dafür einen nagelneuen Revolver benutzt.«
Gunny-Fred zog ihn aus der Tasche und warf ihn auf den Tisch.
»Bring das Ding in die Mülltonne, aber in eine, die mehr als zehn Meilen von hier entfernt ist. Sonst haben die Cops uns am Wickel«, knurrte Fishback.
»Du kannst unbesorgt sein, ich bin kein Anfänger«, erwiderte der andere, »was hast du also vor?«
»Am liebsten würde ich die ganze Aktion abblasen und warten, bis die Polizei die Suche nach dem Mörder des Sheriffs einstellt.«
»Willst du den Doc bis dahin in Spiritus konservieren? Die Leute in seiner Klinik werden bald merken, dass er fehlt, und Krach schlagen. Wenn ich dir einen Rat geben kann, lass uns die Millionen möglichst schnell an Land ziehen. Notfalls werden wir ein bisschen nachhelfen und Dr. Rusher zum Sprechen bringen.«
***
Als Mrs. Rusher ihre Wohnung am Central Park verließ, war es sieben Uhr morgens. Bis Deer Gardens brauchte sie selten mehr als eine Stunde.
Mrs. Rusher trug ein graues Leinenkostüm. Ihre Haare waren durch ein bunt bedrucktes Kopftuch verdeckt. Sie zog den Wagenschlüssel aus der Krokodilledertasche, die an ihrem Arm baumelte, und ging zum Thunderbird, der vollgetankt auf der Parkfläche vor der Haustür stand.
Während der Fahrt dachte Mrs. Rusher über den ungewöhnlichen Anruf des vergangenen Abends nach. Aber sie wischte alle Zweifel mit einer Handbewegung fort. Ihr Mann hatte sie wiederholt anrufen lassen, wenn er verhindert war, eine Verabredung pünktlich einzuhalten. Meist war dann aber eine wichtige Operation in seiner Privatklinik am East River der Grund gewesen.
Wenige Minuten nach acht erreichte Mrs. Rusher den Villenvorort Deer Gardens. Sie warf einen prüfenden Blick zum Bungalow, stieg aus und öffnete das Tor zur Garagenauffahrt. Die Frau war sicher, dass ihr Mann noch nicht angekommen war. Denn das Haus besaß nur einen Eingang, und das Gitter dieses Einganges war noch geschlossen. Sie setzte sich wieder hinter das Steuer und fuhr den Wagen in die Garage.
Mrs. Rusher spürte plötzlich eine prickelnde Unruhe. Hastig öffnete sie auch die Haustür
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