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034 - In den Krallen der Nebelhexe

034 - In den Krallen der Nebelhexe

Titel: 034 - In den Krallen der Nebelhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Die letzten
Worte, die Cindy Calhoon in ihrem Leben sprach, lauteten: »Ich finde es
herrlich hier. Keine Menschen? Kein Verkehr… nur das ewige, gleichmäßige
Rauschen der Wellen und der Brandung… selbst auf dem Friedhof nebenan ist es
totenstill…« Sie lachte leise wie über einen gelungenen Witz. Dabei merkte man
ihr an, daß sie an diesem Abend zuviel Alkohol getrunken hatte.
    Cindy Calhoon
war eine Frau, die die Einsamkeit liebte, und das Alleinsein. Niemand in ihrem
Bekanntenkreis wußte, daß sie sich vor vierzehn Tagen hierher begab, um mal
wieder den ganzen Trubel los zu sein. Das einsame Haus im Norden Kaliforniens
war genau das Richtige für sie.
    Seit Jeanys
Tod war sie die alleinige Besitzerin. Ihre Schwester, die schon vor zehn Jahren
das Zeitliche gesegnet hatte und auf dem kleinen Friedhof neben dem Haus
begraben lag, hatte es ihr testamentarisch vermacht.
    Jeany hatte
diesen Platz geliebt. Hier war sie auch hergegangen, als sie merkte, daß es zu
Ende ging.
    Man fand sie
drei Monate später. Durch Zufall. Ein gewalttätiger Tod war auszuschließen, da
Jeany an einer unheilbaren Krankheit litt und ständig mit ihrem Ableben rechnete…
    Cindy Calhoon
trat ans Fenster, öffnete beide Flügel und starrte in die Nacht. Vom nahen Meer
war nichts zu sehen.
    Weiß wie
Milch war der Nebel, der die ganze Bucht überlagerte und gespenstisch
leuchtete.
    Die Frau, die
schon einige Drinks genommen und eben noch so fröhlich mit sich selbst
gesprochen hatte, wirkte plötzlich wie versteinert.
    Sie spürte
instinktiv, daß an dieser Nacht etwas nicht stimmte.
    Körperlich
fühlte sie eine Gefahr, ohne sich eine solche erklären zu können. Diese Gefahr
lag im Nebel.
    Er war so
fremdartig und wirkte bedrohlich, als lauere etwas darin, das sich auf sie
konzentrierte!
    Cindy kam
nicht mehr dazu, das Fenster zu schließen, in die Wohnung zurückzugehen oder
noch zu schreien.
    Durch das
Fenster kam etwas, löste sich aus dem Nebel und packte Cindy Calhoon an der
Kehle.
    Dann wurde
die Frau, die die Einsamkeit so liebte, über die Fensterbrüstung nach draußen
gezogen, Richtung Meer… mitten durch den Nebel, der sie schließlich
verschluckte…
     
    ●
     
    An der
Peripherie von Los Angeles, wo die teuersten Villen und Bungalows standen,
hatte Murphy Cullers sein Haus.
    Der Mann
liebte Gäste, Parties und schöne Frauen. Obwohl er selbst nicht mehr der
Jüngste war, hielt ihn das nicht davon ab, sich den hübschesten Damen
zuzuwenden, zu flirten, zu tanzen und mit sicherem Blick eine Gefährtin für die
Nacht auszuwählen.
    Rose
Margonny, eine alternde Diva, deren Name vor zwanzig Jahren die Plakate zierte
und die wegen ihrer abenteuerlichen Streifen und langen Beine populär geworden
war, beobachtete das Werben des Produzenten amüsiert.
    »Er gibt sich
wie ein Pfau«, meinte sie lächelnd zu ihrer jugendlichen Begleiterin, die an
einer Party, bei der so viele große Namen vertreten waren, zum ersten Mal
teilnahm. »Murphy scheint nie alt zu werden, nicht mal reif…«
    Das
charmante, dunkelhaarige Mädchen an ihrer Seite lachte leise.
    »Naja,
Miriam«, wandte Rose Margonny sich an die Dunkelhaarige. »In dem Alter, wo man
derart philosophisch wird, sind Sie Gott sei Dank noch nicht… Sie sind herrlich
jung, das ganze Leben liegt noch vor Ihnen. Ich wollte, ich wäre noch mal an
der Stelle, an der Sie jetzt stehen…« Rose Margonny seufzte.
    Miriam Brent
blickte die Sprecherin eingehend an. »Meinen Sie wirklich, Rose, daß das so
erstrebenswert wäre? Haben Sie nicht alles erreicht in Ihrem Leben, was Sie
erreichen wollten?«
    »Vieles…
nicht alles…« Die Frau mit dem weißblonden Haar drehte nachdenklich ihr Glas
zwischen den Fingern und ging dann langsam auf die offene Terrasse hinaus, die
nierenförmig gestaltet war und in der Einbuchtung einen Springbrunnen umschloß,
der munter plätscherte und dessen Wasser beleuchtet war.
    In dem
weiträumigen, parkähnlichen Garten hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch mehr
Gäste auf.
    Auch Murphy
Cullers unternahm mit einem Filmsternchen einen Spaziergang. Sie sahen den
grauhaarigen Produzenten hinter einer Gruppe mit Rhododendron-Büschen
verschwinden.
    Aus dem Haus
hinter den beiden Frauen erklangen Lachen und laute Stimmen. Die Gesellschaft,
rund sechzig Leute, amüsierte sich köstlich.
    Die meisten
Besucher stammten aus dem Schauspieler-Milieu.
    Dadurch war
auch Miriam Brent, hoffnungsvolle Nachwuchsschauspielerin, in den Genuß einer
der begehrten

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