034 - In den Krallen der Nebelhexe
zufällig in der
Nähe von Los Angeles zu tun und konntest deshalb umgehend hierher kommen.«
»Das stimmt
in der Tat zum Teil. Ich habe noch in der Nähe zu tun, wobei Nähe natürlich
relativ zu verstehen ist. Du bist nicht erst seit ein paar Stunden hier im
Hospital, Miriam. Ich muß dir etwas sagen, das dich möglicherweise erschrecken
wird. Du bist nicht erst seit zwei oder drei Stunden hier, Miriam. Heute abend sind
es genau sieben Tage…«
●
Sie sah ihn
entgeistert an und schluckte trocken. Miriam kannte ihren Bruder genau. Er war
immer zu einem Scherz aufgelegt, aber in diesem Moment war dafür nicht der
richtige Zeitpunkt.
»Sag’, daß
das nicht wahr ist«, kam es tonlos über ihre bleichen Lippen.
»Das kann ich
leider nicht, Miriam.«
»Wurde ich so
schwer verletzt? Stand es denn so schlimm mit mir? Ich fühle mich gar nicht
so.«
»Nach der
Verletzung zu urteilen, die du davongetragen hast, stimmen deine Gefühle. Die Messerspitze
ist nur unter die Haut gegangen. Du hast keine lebensgefährliche Verletzung
davongetragen.«
»Und doch
bin… ich so… zusammengeklappt?«
»Wir stehen
alle vor einem Rätsel, auch die Ärzte und Schwestern des Holy
Ghost-Hospitals . Man hat einen epileptischen Anfall vermutet und deshalb
Mam und Dad informiert. Man wollte wissen, ob so etwas schon mal aufgetreten
wäre.«
»Was sie mit
gutem Gewissen verneinen konnten.«
»Richtig. Ein
Arzt vermutete, daß durch den Angriff ein Schock bei dir ausgelöst wurde. Ein
plötzlicher Angstzustand kann im Gehirn zu einer Art Kurzschluß führen. In
jener Nacht war in Cullers Haus ja wohl auch einiges los, wie ich inzwischen
herausgefunden habe…«
»Hast du denn
etwas mit dem Fall zu tun?« spielte Miriam, noch immer verwirrt, auf die
Tätigkeit ihres Bruders für die PSA an.
»Nicht
direkt. Ich muß weiter ins nördliche Kalifornien, um in einer anderen
Angelegenheit einige Informationen einzuholen. Da erledige ich das mit dir ganz
nebenbei. Ich habe bei Captain Freely die Akten eingesehen. Freely ist
zuständig für den Mordfall Cullers.«
»Weiß man
schon etwas mehr darüber?«
»Leider nein.
Das Ganze ist reichlich mysteriös. In der Zwischenzeit wurden sämtliche Zeugen
vernommen. Das sind leider nicht allzu viele. Rose Margonny hat ihre Aussagen
gemacht, ebenso Loretta Queen. Mehr haben die näheren Umstände nicht ergeben,
wenn man von dir absieht. Du konntest bisher noch nicht verhört werden. Freely
wird in den nächsten Tagen auch bei dir aufkreuzen und einiges wissen wollen.«
»In den
nächsten Tagen?« stöhnte Miriam Brent. »Wie lange wollen die mich hier denn
noch festhalten?«
»Bis man den
Grund kennt, weshalb du sieben Tage bewußtlos warst.«
»Wahrscheinlich
war es so, wie du vermutest. Die ganze Aufregung, der Angriff Lorettas auch auf
mich… sie muß völlig den Verstand verloren haben.«
»Sie streitet
weiterhin jede Schuld ab. Die Polizei kommt nicht recht weiter. Fest steht
bisher nur eins: Loretta Queen kann für die Tat nicht voll verantwortlich
gemacht werden. Man hat festgestellt, daß sie drogenabhängig ist. Auch in der
fraglichen Nacht stand sie unter Wirkung von Rauschgift. Ob Cullers davon
wußte, wird sich wohl nie mehr feststellen lassen. Die anderen Gäste im Haus
des Produzenten waren jedenfalls sehr überrascht, als sie das hörten.«
»Mir ergeht
es genau so, Larry. Loretta, rauschgiftsüchtig? Das ist das erste, was ich
höre. Man hat ihr jedenfalls nichts angemerkt.«
»Im
Anfangsstadium läßt es sich noch gut verbergen.«
Miriam Brent
richtete sich nun vollends auf.
»Mach langsam,
Baby«, sagte Larry besorgt.
»Ich fühle
mich prächtig. Ich halt’s im Bett nicht länger aus.«
»Das lassen
wir in deinem Fall besser von dem verantwortlichen Arzt entscheiden.«
Ehe sie
protestieren konnte, hatte Larry Brent schon die Klingel betätigt.
Eine Schwester
kam sofort. Der stabile Zustand der Patientin erfreute nicht nur sie, sondern
auch den Stationsarzt. Es wurde eine sofortige Untersuchung vorgenommen.
»Alles okay«,
lautete das Ergebnis. »Es gibt keinen Grund, weshalb Sie länger liegen sollten.
Aber überanstrengen Sie sich nicht, Miß Brent! Wir wissen nicht, ob und wann
ein solcher Anfall noch mal auftritt….«
Die Wunde
zwischen ihren Schulterblättern war belanglos.
»Ich verstehe
nicht, daß dieser Kratzer mich umgeworfen hat«, kommentierte Miriam, während
sie sich anzog, ohne dabei Hilfe in Anspruch zu nehmen. »Ich fühle mich
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