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0344 - Die Hexe von Nottingham

0344 - Die Hexe von Nottingham

Titel: 0344 - Die Hexe von Nottingham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Drehung.
    »Ich mache uns Frühstück, all right? Danach können wir uns überlegen, ob du wirklich eine Krankmeldung fälschen willst oder doch noch fährst…«
    »Wenn ich dich so sehe«, sagte er genießerisch, »ist die Entscheidung längst gefallen.«
    Bess Saunders warf das lange schwarze Haar zurück. Sie trat ans Fenster und sah hinaus. Draußen erhoben sich die grauen Häuserfassaden der Kleinstadt, in der sie eine unauffällige Zweizimmerwohnung ihr eigen nannte. Niemand ahnte, womit sie sich wirklich beschäftigte. Schwarze Magie… Krankheitszauber, Schadzauber, Totsprechen, … es war erst wenige Tage her, daß sie für einen ihrer höchst wirksamen Zauber ein fürstliches Honorar entgegengenommen hatte. Die Ärzte rätselten immer noch über die Todesursache eines Kaufhauskettenbesitzers…
    Das Grau der Häuser ödete die Hexe an. Aber sie wußte, daß sie sich nicht einfach in der grünen Landschaft verkriechen konnte. Sie brauchte ihre Verbindungen, sie brauchte den Kontakt zur Zivilisation. Die alten Zeiten waren vorbei, wo eine Hexe als altes, verhutzeltes Kräuterweiblein mit Katze und Rabe auf den Schultern in einer ärmlichen Hütte im Wald lebte. Noch besser wäre für sie London gewesen, aber London war ihr zu groß und zu hektisch. Nottingham war ein Kompromiß. Trotzdem mochte sie die Städte nicht.
    Sie wandte sich vom Fenster ab, lächelte Dan verführerisch zu und huschte nackt aus dem Zimmer hinüber in das kleine Wohnzimmer mit Kochnische.
    »Was, bei Put Satanachias Ziegengehörn, tun Sie hier?« stieß sie hervor.
    Die rothaarige Frau lächelte sie aus dem Ledersessel heraus geschäftsmäßig kühl an.
    ***
    »Ihr kommt immer so unangemeldet«, beschwerte sich Babs Crawford. »Es ist nett, daß ihr wieder einmal hier seid - aber ich habe wenig Zeit. Ich muß in einer halben Stunde zum Dienst.«
    »Du bist immer noch bei Scotland Yard?« fragte Nicole.
    »Natürlich.« Babs lachte bitter auf. »Würde ich die Stelle aufgeben, ja glaubst du denn, ich fände eine andere? So rosig ist die Lage schon lange nicht mehr…«
    Babs arbeitete als Sekretärin. So hatte sie damals Kerr kennengelernt, den jungen Inspektor. Zwischen ihnen hatte es gefunkt, und auch wenn Liebe im Büro selten funktioniert: dieses war einer der Ausnahmefälle gewesen. Sie hatten zueinander gefunden und zusammengelebt, bis Kerr starb. Babs war gezwungen, weiterhin zu arbeiten, um leben zu können. Kerrs Lebensversicherung war nicht sonderlich hoch gewesen, und da sie nicht verheiratet gewesen waren, stand Babs auch keine Hinterbliebenenrente zu.
    »Wir haben nicht dran gedacht, tut uns leid«, sagte Zamorra. »Wir sind zeitlich ja recht unabhängig und glauben daher manchmal, alle anderen müßten es auch sein. Nun, was hältst du davon, wenn wir auf dem Rückweg von Leicester wieder hereinschauen, vielleicht heute abend nach Dienst?«
    Babs sah auf die Uhr. »Ich habe um sieben Schluß.«
    »Seltsame Zeiten.«
    »Etwas verschoben, nicht wahr? Aber bei uns läuft nun mal alles anders. Ich habe noch Tee da. Trinkt ihr eine Tasse?«
    »Wir wollen dich nicht aufhalten, Babs«, sagte Nicole.
    »So schlimm ist es auch wieder nicht. Aber mein Chef könnte griesgrämig sein, und da ist es nicht gut, ihn durch größere Verspätung zu reizen. Er brütet an einem Fall, den er nicht geknackt bekommt. Ein Kaufhauskettenbesitzer ist unter mysteriösen Umständen gestorben. Wir wissen einfach, daß es Mord war. Aber es gibt nicht die Spur eines Beweises. Die Obduktion ergab, daß der Mann kerngesund war. Trotzdem blieb sein Herz einfach stehen. Er war auch nicht sonderlich schreckhaft… nichts. Keine Rückstände irgend welcher Gifte, er ist einfach gestorben. Und ein Konkurrent zieht jetzt große Vorteile daraus, weil die Kaufhauskette von unserem Kandidaten allein geführt wurde, er hatte alle Fäden in der Hand, und jetzt weiß keiner mehr so recht, was läuft. Der Konkurrent nutzt das natürlich aus.«
    »Magie«, warf Zamorra ein.
    »Sicher. Ich bin davon überzeugt. Aber Simpson ist nicht Kerr. Wenn ich nur das Wort ›Magie‹ laut denke, flippt er schon aus. Er leugnet alle übersinnlichen Erscheinungen strikt ab. Statt dessen grübelt er und kommt nicht weiter.«
    »Und Sinclair?«
    »Solange Simpson steif und fest behauptet, daß es ein ganz gewöhnlicher, wenn auch raffinierter Mord war, gibt es für den Geisterjäger keine Handhabe. Er kann nicht einfach hingehen und Simpson den Fall abnehmen. Abgesehen davon, daß

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