0344 - Die Kidnapper des Auserwählten
lachten, dann begaben sie sich auf ihre Zimmer.
Draußen war die Sonne hinter den Bergketten verschwunden, aber das Meer war noch hell erleuchtet.
Zwei Stunden später brach die Nacht an.
*
Rhodan, Danton und Ras Tschubai hatten sich schon zur Ruhe begeben, aber John Marshall konnte sich nicht dazu entschließen, seine Kleider abzulegen. Er hatte ein Gefühl der Unruhe, das er sich nicht erklären konnte. Ihm war, als drängen unbekannte Gedankenimpulse an sein Gehirn, erreichten aber sein Bewußtseinszentrum nicht. Es konnten natürlich die Gedankenimpulse der Wachmannschaften sein, die ringsum in ihren getarnten Unterkünften saßen und vielleicht noch nicht schliefen. Aber Marshall war sich nicht sicher, daß das die Erklärung war. Er hatte das unbestimmte Gefühl, Gehirnimpulse aufzufangen, die von einem Wesen stammten, das sich mit ziemlicher Geschwindigkeit bewegte. Es mußte sich also in einem Gleiter aufhalten, der sich dem Tal der Glückseligkeit näherte.
Ruhelos wanderte John Marshall im Zimmer auf und ab. Er blieb am Fenster stehen und sah hinaus in die Dunkelheit, die das Tal inzwischen eingehüllt hatte. Am Himmel standen Unmengen von Sternen, die unbekannte Konstellationen bildeten. Sie waren so hell, daß die nahe stehenden Bäume sichtbare Schatten warfen.
Allmählich gewöhnten sich Marshalls Augen an die Dunkelheit, und er konnte mehr Einzelheiten erkennen. Über dem Meer, viele Kilometer entfernt, lag ein fluoreszierendes Leuchten. Darüber stand der sternenübersäte Himmel. In der Mitte des Tales wand sich der mattsilbern leuchtende Fluß. Hier und da war auf den Hügeln und Berghängen ein Licht zu erkennen - die Wohnstätte eines erholungsuchenden Gastes von hohem Rang. Plötzlich verdeckte ein Schatten die Sterne. Der Form nach konnte es sich nur um einen der Fluggleiter handeln, wie sie auf Geegival benutzt wurden.
Marshalls Sinne waren sofort hellwach. Wer hatte hier etwas um diese Zeit zu suchen? Wenn seine Gefühle ihn nicht täuschten, so bedeutete dieser Besuch Gefahr.
So schnell er konnte, versuchte er telepathischen Kontakt mit Rhodan, Danton oder Ras Tschubai zu erhalten. Rhodan und Danton schliefen, aber Ras Tschubai war noch wach. Er mußte gerade heiß geduscht haben, denn er sehnte sich nach einem Sprung in den von Eisschollen bedeckten Hudson-River.
Marshall warf sich einen Purpurmantel über, den er im Wandschrank fand. Dann verließ er sein Schlafgemach und eilte über den Gang zu dem Zimmer, in dem Ras Tschubai wohnte. Ohne zu klopfen, öffnete er die für und trat ein. Der Teleporter sah ihm verblüfft entgegen, atmete aber erleichtert auf, als er den Freund erkannte. Er war nur in ein Badetuch gehüllt.
„Ich hoffe nicht, der späte Besuch hat etwas Unangenehmes zu bedeuten", sagte er zur Begrüßung.
John Marshall zuckte die Schultern.
„Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Soeben ist vor unserem Haus ein Gleiter gelandet. Ich habe ihn gesehen. Wenn mich nicht alles täuscht besteht die Besatzung nur aus einem einzigen Lebewesen, denn mehr Gedankenimpulse konnte ich nicht auffangen. Ich glaube, es ist besser, wir sehen einmal nach."
„Ich werfe mir nur schnell etwas über", sagte Ras Tschubai und verschwand im Nebenraum. Fünf Minuten später waren die beiden Mutanten in der Vorhalle und näherten sich der Eingangstür. Hinter den dicken Verglasungen war undeutlich die Gestalt eines Jinguisem zu erkennen.
„Das beruhigt mich", sagte Marshall. „Diese Bienen sind mir lieber als die Schildkröten."
Sie öffneten die Tür, und die übergroße Biene trat ein. Sie machte eine außerordentlich tiefe Verbeugung und teilte dann mit, daß sie von der Fleel Jinguisem hierhergeschickt worden sei, um die vier Blauen während ihres Aufenthalts im Tal der Glückseligkeit zu bedienen. Außerdem habe sie den Befehl erhalten den Luftgleiter für alle Fälle in der Nähe des Hauses stationiert zu lassen. Das solle aus dem Grund geschehen, daß die vier Blauen jederzeit davonfliegen könnten, falls ein Stützpunktingenieur auftauchen sollte.
Die Lage war ein wenig verworren. Es war Marshall völlig klar, daß die Anwesenheit eines Dieners alle ihre Pläne über den Haufen werfen konnte. Er mußte also versuchen diesen dienstbaren Geist auf möglichst elegante Weise loszuwerden.
„Was ist mit dem Piloten des Gleiters?" erkundigte er sich vorsichtig.
„Ich bin selbst der Pilot, mein Herr. Und ich werde auch in meiner Maschine schlafen, falls Sie nichts dagegen
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