036 - Die Söhne des Himmels
Rorke entsetzt und wand sich in seinen Fesseln. »Was für Fragen, verdammt noch mal? Ich weiß nichts, hört ihr?!«
»Dann, Fremder«, erwiderte der Priester ungerührt, »wirst du sterben wie eine Sonne, die zur Supernova wird.«
***
Beklommen beobachtete Matt, wie die Sektierer Rorke abführten und mit ihm auf eines der Gebäude, die jenseits des Abschussgeländes lagen und einigermaßen intakt aussahen, zu marschierten. Eines stand fest: Wenn es ihnen nicht gelang, Rorke aus der Gewalt der Sektierer zu befreien, würde er sterben…
»Nein«, sagte Dave und schüttelte entschieden den Kopf, noch ehe Matt etwas sagen konnte. »Das kommt nicht in Frage.«
»Aber wir müssen Rorke befreien. Wir müssen es wenigstens versuchen. Mit unseren Waffen könnten wir genügend Verwirrung stiften, um ihn da rauszuholen.«
»Und dann?« Dave blickte Matt eindringlich an. »Was willst du dann tun? Fliehen? Wohin? Und was ist mit unserem Auftrag? Wie sollen wir diese verdammten Ruinen erforschen, wenn uns die ganze Meute auf den Fersen ist?«
»Aber wir können doch nicht hier sitzen und nichts tun, während…«
»Er ist einer von Crows Spitzeln. Er arbeitet für den Weltrat. Hast du mir nicht selbst gesagt, dass dem Rat in manchen Dingen nicht zu trauen ist?«
»Ja, aber ich…«
»Wäre es anders herum glaubst du, Rorke würde auch nur eine Sekunde zögern, einen von uns oder auch uns beide zu opfern, wenn das Ziel der Mission davon abhinge?«
»Wahrscheinlich nicht«, räumte Matt ein.
»Aber ich bin nicht Rorke. Und er hat mir das Leben gerettet.«
»Du hast ihn bereits einmal gerettet wie oft willst du noch für ihn deinen Hals riskieren?«
Matt starrte seinen Freund an, war einigermaßen fassungslos. Bislang hatte er immer noch gehofft, dass die Abgeklärtheit, die Dave an den Tag legte, nur Fassade war, eine Folge der langen Gefangenschaft. Doch mehr und mehr begann ihm zu dämmern, dass David McKenzie tatsächlich nicht mehr der Mann von früher war.
Er war hart geworden. Kaltblütig. Egoistisch…
»Hör zu, Dave«, sagte Matt leise und atmete tief durch, »ich weiß nicht, was in dich gefahren ist, aber für mich zählt ein Menschenleben mehr als…«
»Spar dir deine Predigt. Ich werde mein Leben und das Gelingen dieser Mission keinesfalls gefährden, um eine Schmeißfliege wie Rorke zu retten. Er ist Crows Agent. Ein Spitzel. Er hat es nicht besser verdient.«
»O Mann.« Matt schüttelte enttäuscht den Kopf. »Was ist nur aus dir geworden, Davy?«
»Jedenfalls kein Idiot«, gab Dave McKenzie bissig zurück. »Ich werde nicht…«
Der Astrophysiker verstummte jäh, als er etwas Kaltes, Spitzes in seinem Nacken spürte. Er erstarrte und wagte nicht mehr, sich zu bewegen er fühlte, dass es ein tödlicher Fehler gewesen wäre.
Matt neben ihm erging es nicht anders. Auch er fühlte plötzlich etwas in seinem Nacken und registrierte gleichzeitig die eisige Nähe tödlicher Gefahr.
»Rotieren«, forderte eine Stimme, deren eigentümlicher Dialekt dem des Priesters ähnelte. »Aber ganz langsam…«
Matt brauchte einen Augenblick, bis er begriff, dass er sich umdrehen sollte.
Er schluckte hart. Dann begann er sich ganz langsam auf den Rücken zu drehen. Er erkannte, dass der Gegenstand, der ihn berührt hatte, die Spitze eines Speeres war, die jetzt an seiner Kehle ruhte.
Die Waffe gehörte einem jungen Mann, der von Kopf bis Fuß in eine Kutte gehüllt war und ihn finster anblickte. Er war nicht allein; weitere Kuttenträger begleiteten ihn. Einer von ihnen hielt Dave in Schach und ihre entschlossenen Mienen verrieten, dass sie keinen Augenblick zögern würden zuzustechen, wenn Matt und Dave auch nur den Versuch unternahmen, Widerstand zu leisten…
* Rorke hatte Todesangst.
Der Mann aus General Crows Geheimdiensttruppe, der sich bei dieser Mission als Techniker auszugeben hatte, war gedrillt worden, weder Schmerz noch Furcht zu kennen doch hier, im Angesicht dieser menschlichen Bestien, versagte das Training, das Crow seinen Agenten angedeihen ließ.
Zu schrecklich waren die Dinge, die Rorke über die »Söhne des Himmels« gehört hatte und er war im Begriff, das gleiche Ende zu nehmen wie all die anderen Männer aus seiner Einheit, die ihr Leben in der Gewalt dieser Unmenschen gelassen hatten.
Die Sektierer kannten keine Gnade. Ihr Gott Eisas war ebenso rachsüchtig wie blutrünstig… Während sie erneut ihren monotonen, rätselhaften Singsang anstimmten, brachten sie Rorke in ein
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