036 - Die Söhne des Himmels
gut, ihn zu sehen. Verdammt gut…
Viel Zeit, sich mit Dave zu unterhalten, blieb Matt allerdings nicht. Vom ersten Tag an, an dem der Astrophysiker zurückgekehrt war, hatte ihn der Weltrat in Beschlag genommen. Sie hatten ihn von früh bis spät befragt, aber zumindest nach den negativen Erfahrungen mit Matthew darauf verzichtet, auch Dave der Qual einer falschen virtuellen Realität auszusetzen.
Erst dann hatte man Agenten ausgeschickt, die Ex-Commander Matthew Drax, der Weltrat und Armee verlassen hatte, in Washington suchen und zum Pentagon bringen sollten.
Sie kamen keine Stunde zu früh. Matt war eben erst von einem Trip in den küstennahen Atlantik zurückgekehrt, wohin die Hydriten ihn verschleppt hatten -eine Rasse von Fischmenschen, die schon länger auf dem Grund des Meeres lebten als es Menschen gab. Ohne es zu wissen hatte Matt den Geist des alten Wissenschaftlers Quart'ol in sich getragen. Bei seiner Ankunft in Washington D.C. hatten die Hydriten die Präsenz von Quart'ols Seele registriert und Matt kurzerhand in die Tiefe des Ozeans entführt, wo der Geist des weisen Hydriten auf einen jungen Klon übertragen wurde.
Danach wollten die Fischmenschen Matt zunächst nicht gehen lassen, doch als er ihnen selbstlos gegen ein tödliches Giftgas half, setzte man ihn schließlich wieder an Land.Dort wurde er schon von zwei WCA-Agenten erwartet. Sie hatten Matt bis ins Pentagon eskortiert. Mehrmals wurde er auf Waffen durchsucht, ehe man ihn zum Präsidenten vorließ, und jedes Mal befürchtete er, die Wachen würden die schmalen Schlitze an den Seiten seines Halses bemerken. Sie sahen im geschlossenen Zustand aus wie Kratzer, aber es waren Kiemen!
Matt hatte sie unfreiwillig von den Hydriten erhalten, damit er sich ohne Hilfsmittel in deren Lebensraum bewegen konnte, und er hatte sie behalten dürfen, als sie ihn zurück brachten.
Vielleicht würden sie sich ja noch als nützlich erweisen.
Der Weltrat durfte nicht von den Hydriten erfahren; erstens weil Matt sein Versprechen gegeben hatte, zweitens weil ihm die Ziele der WCA noch immer nicht klar waren.
Dann hatte er in Hymes' Büro plötzlich und unvermittelt Dave McKenzie gegenüber gestanden.
Die Wiedersehensfreude war kaum zu beschreiben gewesen. Es tat so gut, einen Vertrauten aus seiner eigenen fernen Zeit um sich zu haben. Deshalb war es für Matt keine Frage gewesen, im Pentagon zu bleiben - McKenzies Anwesenheit wog die Abneigung gegen den Weltrat mehr als auf…
Heute, nur drei tage nach dem Wiedersehen mit Dave wurde Matt erneut zu Präsident Hymes bestellt. Es ginge, so wurde ihm gesagt, um eine streng vertrauliche Angelegenheit, bei der auch David McKenzie eine Rolle spielte…
»Folgen Sie mir«, forderte einer der Posten - ein schlanker junger Mann, dessen Rangabzeichen ihn als Offizier auswiesen - Matt auf und führte ihn den schmalen Gang hinab, den er schon etliche Male durchschritten hatte und dessen Ende eine verchromte Doppeltür bildete.
Geräuschlos schwang sie nach innen auf und gab den Blick auf das Arbeitszimmer des Präsidenten frei. Die Möbel darin waren neu, in ihrem Stil jedoch der alten Zeit nachempfunden - jener Zeit, der Matt entstammte. Die Luft war regelrecht von Macht durchsetzt, und Matt konnte nicht anders als zu schaudern, als er den Mann gewahrte, der hinter dem mächtigen Schreibtisch saß und dessen Züge vom Licht einer Stehlampe beleuchtet wurden. Die Präsenz von Präsident Victor Hymes war beinahe körperlich spürbar.
»Seien Sie gegrüßt, Mr. Drax«, sagte der Präsident mit sonorer Stimme. »Damit wären wir also vollzählig.«
Matt registrierte, dass Hymes und er nicht die einzigen Personen im Raum waren.
Mit einiger Erleichterung erkannte er Dave, dem es gut zu gehen schien - der Wissenschaftler hatte sich von seinen Verletzungen, die er sich in Berlin zugezogen hatte, gut erholt und wirkte gelassen und ruhig. Neben ihm stand General Arthur Crow, Hymes' rechte Hand und Chef des Geheimdienstes.
Ehemaliger Chef, wenn es stimmte, was Hymes Matt versichert hatte: dass er Crow nach dessen eigenmächtigem Vorgehen, das zum Massaker unter Waashtoner Jugendgangs führte, strafversetzt hatte.
Wie immer vermochte Matt nicht zu sagen, was hinter der unbewegten, steinernen Miene des Offiziers vor sich ging.
Bei Crow war noch ein weiterer Mann, den Matt noch nie gesehen hatte er war von kleinem Wuchs, dennoch aber sehnig und muskulös. Seine eng beieinander stehenden Augen blickten mit äußerster
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