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0361 - Der Turm des ewigen Lebens

Titel: 0361 - Der Turm des ewigen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aber das konnte der Mausbiber nicht wissen. Es gab Gedankenimpulse außer seinen eigenen, embryonalen Gedankenimpulsen, die ihm die Wahrheit verraten hätten.
    Der Hyperphysiker, Dr. Bysiphere, nannte den Vorgang später eine „biophysikalische Hyperregenerierung", worunter vorerst nur er selbst sich etwas vorzustellen vermochte. In der Kristallhalle wurde Guckys atomares Körpergefüge von der goldenen Strahlung in den Urzustand zurückversetzt. Er wurde, ohne es verhindern zu können, abermals zum Embryo, behielt aber nach einer kurzzeitigen Trennung von Geist und Körper alle seine Merkmale, die sein späteres Leben formen sollten.
    Oder formten...?
    Bei vollem Bewußtsein erlebte er seine Wiedergeburt.
    Als er das begriff, wenn auch nicht in vollem Ausmaß, begann er sich verzweifelt gegen das phantastische Geschehen zu wehren. Er wollte teleportieren, aber noch besaß er keinen Körper. Das, was er einmal gewesen war, hing in der Form einer ausglühenden Energiespirale im Raum und sog bereits wieder seinen Geist auf. Erneut fiel die unbeschreibliche Angst Über ihn her und drohte ihn ins Dunkel des Vergessens sinken zu lassen.
    Sekunden vergingen, aber für ihn waren es Wochen und Monate. In ihnen erlebte er sein Heranwachsen, sein Reifen, sein Größerwerden - und die allmähliche Zusammenziehung und Verstofflichung der Spirale. Er spürte, wie er seine geistige Freiheit verlor und wieder an einen Körper gefesselt wurde.
    Aber was war das für ein Körper...?
    Auf dem Boden der Kristallhalle, die sich allmählich mit Flüstern und Singen als akustische Begleiterscheinung mit Licht fühlte, lag ein winziges, kaum fingerlanges Etwas von rotbrauner Färbung und mit einem Pelz bekleidet. Es besaß die Form einer Maus, die sich mit einem Biber gepaart hatte.
    Dieses Etwas war Gucky, kaum fünf Minuten nach seiner Geburt.
    Er konnte denken, richtig denken, aber die Furcht vor dem, was mit ihm geschehen war, war stärker als alle Vernunft. Er begann, nach seiner Mutter zu rufen die schon viele hundert Jahre tot war und ihn doch gerade erst geboren hatte. Er wälzte sich auf dem fluoreszierenden Kristallboden, dessen Wärme ihm gut tat. Aber das geheimnisvolle Flüstern und Singen, das in der Luft hing, störte ihn. Es steckte an.
    Er begann zu wimmern und den Namen der Mutter zu rufen, aber er bekam keine Antwort. Dafür begann sein Verstand zu arbeiten und versuchte, das Geschehene zu erklären. Aber er konnte nur die Tatsachen feststellen, mehr nicht.
    Die Konstrukteure des Zentrums beherrschten die biophysikalische Hyperregenerierung eines alten Körpers. Ihnen hatte es nicht genügt, den Alterungsprozeß eines Lebewesens einfach anzuhalten.
    Vielmehr waren sie in der Lage, einen Körper, dessen atomare Struktur für alle Zeiten unveränderlich war, aufzulösen und erneut geboren werden zu lassen. Damit wurden alle biologisch bedingten Alterserscheinungen weggewischt, so wie auch einmal erhaltene Verwundungen und Narben für immer verschwanden. Krankheiten wurden durch dieses System annulliert - und auch der Tod war nur eine Krankheit.
    Der Geist aber, das Bewußtsein, blieb erhalten.
    Im Prinzip, und das erfuhren die Terraner erst später, wurde das atomare Skelett eines Lebewesens aus der biologischen Schale herausgelöst und neu zusammengefügt. Dann erst erfolgte die Nachbildung des Fleisches, des gesamten Zellgewebes. Das war nach dem einmal Erreichten nicht schwer, denn alle Faktoren waren im atomaren Strukturskelett unverbrüchlich verankert.
    Der neugeborene Körper behielt sein Bewußtsein, seinen Geistesinhalt. Gucky, wenn auch erst zehn Zentimeter groß, dachte und fühlte wie vorher, als er noch der erwachsene und alte Mausbiber war.
    Sein Körper aber war jung, unendlich jung geworden.
    Das ganze Leben lag noch einmal vor ihm.
    Und Gucky fühlte, daß der rasende Ablauf der Zeit sich plötzlich zu verlangsamen begann...
     
    *
     
    Am Fuße des Kristallturms fanden sie Schutz.
    Fünftausend Meter über ihnen waberte der goldene Schein, der mit dem Goldhalo des Nachbarturms verschmolz. Dazwischen schimmerte das Blau, das Kennzeichen der Kugelgalaxis M-87, das selbst zweiunddreißig Millionen Lichtjahre entfernt noch zu erkennen war und den irdischen Astronomen schon seit Jahrhunderten genug Kopfzerbrechen bereitet hatte. Die Sterne waren unsichtbar geworden.
    Der Turm selbst war, obwohl auch er zweifellos aus Kristallen bestand, undurchsichtig. Er besaß Vorsprünge, die im ersten Augenblick auf eine

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