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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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damals liebte. Als wir uns endlich erkannten und die Erinnerung kam, schwand der Grund für Wangs tödlichen Haß auf Dschinghis-Chan. Und damit war auch dem Dämon die Existenzgrundlage entzogen. Er starb, oder besser, er verschwand einfach aus der Welt. Lee hat ihn ungewollt und unbewußt erschaffen, und er hat ihn auch wieder ausgelöscht.«
    »Und wir durften Statisten spielen, die rätselratend durch das Land rasten«, sagte Zamorra. »Das stimmt mich nicht gerade zufrieden.«
    Er sah den Mongolen an. »Was wird nun? Weiß Su, daß du der Leibwächter des Höllenfürsten bist?«
    »Sie weiß es«, sagte er. »Und was nun werden wird? Nun, ich werde in die Hölle zurückkehren und Leonardo einige Erklärungen abgeben müssen. Unter anderem, warum ich dich, Zamorra, wieder einmal nicht erschlagen habe.«
    »Du kannst versuchen, es nachzuholen«, bot Zamorra grimmig an. »Aber denk an deine Frau, die dann zur Witwe würde…«
    Wang Lee lachte leise.
    »Wer sagt denn, daß ich dich töten will? Oder mich von dir töten lassen will?«
    »Wir stehen in verschiedenen Lagern«, sagte Zamorra rauh. »Ich begreife nicht, warum ich dich nicht unschädlich zu machen versuche.«
    »Weil du mich retten möchtest. Das ist deine Art«, sagte Wang Lee. »Du möchtest zumindest versuchen, mich auf die Straße des Lichts zu holen, bevor du zum letzten Mittel greifst.«
    Zamorra wollte etwas sagen, aber Wang Lee machte eine verneinende Geste.
    »Gib mir Zeit. Aber ich werde Su Ling nicht allein lassen.«
    »Du nimmst sie mit?« fragte Zamorra mit unterschwelliger Drohung. Was auch immer geschah - er würde nicht zulassen, daß Wang Lee das Mädchen in den Höllenschlund entführte…
    »Ich lasse sie hier«, sagte Wang. »Sie mag mit euch zurückkehren in ihre jetzige Heimat. Denn das hier, dieses Ruinenfeld, ist keine Heimat mehr. Aber ich werde zu ihr kommen, wenn es an der Zeit ist. Wir waren mehr als sieben Jahrhunderte voneinander getrennt. Wir können auch noch ein wenig länger warten.«
    »Was ist, wenn Leonardo dich für einen Verräter hält und erschlägt?«
    Su Ling blickte erschrocken auf.
    »Dann«, sagte Wang Lee, »werden wir uns im nächsten Leben wieder finden.«
    Er erhob sich und zog das Mädchen mit sich hoch. Hand in Hand wanderten sie in die Einsamkeit davon. Rob Tendyke verzog das Gesicht.
    »Es ist eigenartig«, sagte er. »Ich werde aus diesem Mann nicht schlau. Er hätte nun die Möglichkeit, hier zu bleiben. Und so, wie er sich verhält, ist er kein Höllenknecht. Er paßt nicht in die Schwefelklüfte, erst recht nicht mehr zu Leonardo.«
    »Er wandelt sich«, sagte Nicole. »Daß er seine Frau in einem neuen Leben wiedergefunden hat, und daß sie auch zu ihm hält, das könnte ihn wahrhaftig umpolen.«
    »Aber, warum zum Teufel bleibt er dann nicht hier? Warum verläßt er sie dann und kehrt in die Hölle zurück?«
    »Weil er dem Fürsten der Finsternis Treue geschworen hat«, sagte Zamorra rauh. »Er muß den Schwur erst lösen, muß sich davon befreien lassen. Ich fürchte, es wird nicht einfach für ihn sein. Er sitzt jetzt zwischen zwei Stühlen, und unter ihm brennt das Feuer.«
    »Es mag lange dauern«, sagte Nicole. »Vielleicht wird Leonardo ihn töten. Hoffen wir, daß es ihm gelingt, sich zu befreien - hoffen wir es für ihn, seine Seele, und für Su Ling.«
    Irgendwann später stieß sie wieder zu ihnen. Sie war sehr schweigsam, während sie im Geländewagen über die Grenze nach Ansi zurückkehrten. In ihren Gedanken war sie bei Wang Lee, der in Höllen-Tiefen seiner schwersten Aufgabe entgegen ging.
    Seine Chancen, nicht vom Feuer verbrannt zu werden, waren recht gering. Aber vielleicht schaffte er es eines Tages…
    ***
    »Mach dir keine Gedanken darüber, wer dich alles kennt oder nicht kennt, aber sieh zu, daß du es wert bist, gekannt zu werden.«
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 362 »Der Rachegeist von Houston«, Professor Zamorra Nr. 363 »Der Werwolf von Alaska«

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