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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Englisch.
    Aber mit keiner Regung seines Gesichtes zeigte er, ob er Tendykes Aussage glaubte.
    »Haben Sie Su Ling ausfindig machen lassen?« drängte Tendyke. »Sie kann meine Aussage bestätigen.«
    »Eine Frau namens Su Ling ist uns nicht bekannt. Auch im Lokal kannte man sie nicht.«
    »Natürlich! Wir waren doch zum ersten Mal dort…«, warf der Amerikaner ein. »Haben Sie das Lokal untersuchen lassen? Das Ding, was der Tote nach mir warf, muß doch irgendwo zu finden sein! Es ist gegen die Wand, auf einen Tisch oder den Fußboden geflogen…«
    »Tut mir leid, Mister Tendyke. Aber meine Leute haben dort nichts gefunden, was Ihre Aussage bestätigen könnte! Auch Gäste und Personal bestätigen nichts dergleichen. Nur, daß Sie plötzlich aufgesprungen sind und hinter dem Mann herrannten.«
    »Haben Sie mit Su Ling gesprochen?«
    »Ihre Su Ling ist unauffindbar, Mister Tendyke! Wieder ein Punkt, der gegen Sie spricht.«
    »Dann sagen Sie mir doch, warum ich hinter diesem mir unbekannten Mann herlaufen sollte!« forderte Tendyke.
    »Das wissen Sie besser als ich«, erwiderte Kommissar Wu. »Nun, ich danke Ihnen für Ihr verständnisvolles Entgegenkommen bei der Beantwortung meiner Fragen, muß Sie aber bitten, sich vorläufig noch zu unserer Verfügung zu halten. Das wäre alles…«
    Tendyke sprang aus seinem Sessel auf. »Moment mal!« sagte er. Das ging ihm nun doch ein wenig zu schnell. Erst die Festnahme, dann der Unglaube, und jetzt die Freilassung? Da war etwas faul.
    »Was wollen Sie denn noch, Mister Tendyke? Haftentschädigung? Die kann Ihnen die Volksrepublik nicht gewähren, weil unser Verdacht begründet war und Ihnen kein unmittelbarer Schaden entstand…«
    Hinter dem Kommissar befand sich an der Wand eine riesige Karte der Hauptstadt, die mit Fähnchen bestückt war. Offenbar war die Kriminalitätsrate in Peking kaum weniger hoch als in Hongkong oder Shanghai. Aber das war etwas, das Tendyke nicht berührte.
    »Augenblick, Mister Wu«, sagte er. »Ich möchte wissen, woran der Mann gestorben ist! Und wer er war! Das müssen Sie doch festgestellt haben, haben es mir aber bislang noch nicht gesagt! Warum nicht? Mir wurde vorgehalten, daß ich ihn zu Tode gehetzt haben soll…«
    »Das hat Ihnen niemand vorgehalten…«
    »Aber aus Ihren Fragen ging es unterschwellig hervor, verdammt! Woran also ist er nun wirklich gestorben? Weshalb lassen Sie mich frei, wenn Sie meine Geschichte doch nicht glauben wollen?«
    »Der Mann ist Mongole«, sagte Wu. »Oder besser, er war es. Er trug keine Ausweise bei sich, nur einen Brief, der an einen gewissen Madschukain gerichtet ist. Er ist in Peking nicht registriert, nicht als Bewohner, auch nicht als straffällig Gewordener. Ein unbeschriebenes Blatt, so nennen Sie es wahrscheinlich…«
    »Woher wollen Sie wissen, daß er Mongole war, wenn er keine Papiere bei sich trug? Madschukain mag ein mongolischer Name sein, aber der Brief kann auch von ihm geschrieben, aber noch nicht bei der Post aufgegeben worden sein!«
    »Für Sie als Amerikaner mag ein Asiate aussehen wie der andere«, sagte Wu Hong-Tiu. »Aber wir wissen anhand körperlicher Merkmale sehr wohl zwischen Chinesen und Mongolen zu unterscheiden. Zudem deutet seine Kleidung darauf hin, daß er aus der Mongolei kommt. Und was den Brief angeht - er war mit dem Fingernagel aufgerissen, also ohne Hilfsmittel geöffnet.«
    Tendyke nickte. In diesem Punkt mußte er Wu recht geben. Der Brief war an den Mongolen gerichtet, also hatte er Madschukain geheißen.
    »Trotzdem haben Sie mir die Todesursache bisher verschwiegen«, sagte Tendyke. »Was hat die bestimmt inzwischen erfolgte Obduktion ergeben?«
    »Da ist das Problem«, sagte Wu. »Es ist besser, wenn ich es Ihnen nicht sage.«
    »Warum?«
    »Ich habe meine Gründe dafür, Mister Tendyke«, sagte der Kommissar. »Bitte, Sie können jetzt gehen. Möchten Sie, daß ich Ihnen ein Taxi oder eine Rikscha zu Ihrem Hotel bestelle?«
    »Ich möchte, daß Sie mir die Todesursache nennen«, beharrte Tendyke.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Verdammt, ich habe ein Recht darauf!« fauchte der Amerikaner. »Schließlich haben Sie mich erst festnehmen lassen und dann verhört! Der Mann ist in meinem Griff zusammengesunken, ohne daß ich erkennen konnte, wieso! Auf einen Herzschlag deutet es jedenfalls nicht hin!«
    »Sie haben medizinische Vorkenntnisse?«
    »Nein, aber ich weiß, wie Leute aussehen, die an Herzinfarkt oder Herzschlag sterben«, behauptete Tendyke.

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