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PR 2641 – TANEDRARS Ankunft

PR 2641 – TANEDRARS Ankunft

Titel: PR 2641 – TANEDRARS Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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1.
    Im Jetzt
     
    Die Realität sah so aus:
    Glänzender, glitzernder Nebel breitete sich bodennah aus. Er verbarg die darunterliegenden Escalianer und zog Alaska Saedelaeres gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
    Der Nebel hatte keine Struktur und war kaum als einheitliche Decke wahrzunehmen; vielmehr zerfaserte und zerfiel er in unzählige Bilder, die kaum etwas miteinander zu tun hatten. Sie zeigten die Umrisse exotischer Tiere oder Gestalten, meist aber facettierte Splitter, die sich gegenläufig drehten und bewegten.
    Sie wirkten wie der Schaum auf den Wogen einer stürmischen See. Wogen, die sich aufbäumten, zueinanderfanden, sich trennten, neuen Schwung nahmen.
    Unergründliche Nicht-Substanz, konstatierte Saedelaere so nüchtern wie möglich. Sinnesverwirrend. Bar jeglicher inneren Struktur. Stürmisch und erschreckend. Nichts, dem man sich freiwillig anvertrauen wollte.
    Ein Fisch tauchte aus dem Ozean. Er sprang hoch, breitete für Sekunden seine Flügel aus, spuckte pure Energie in die Luft und versank dann wieder in der immateriellen Unruhe. Ein hirschähnliches Wesen jagte ihm hinterher, dann ein Paar armloser breiter Tatzen, die spielerisch einen Wurm mit dicht behaartem Leuchtkörper verfolgten. Die ... Erscheinungen spielten Ringelreihen, ohne sich allzu weit von ihrem ursprünglichen Standort zu entfernen.
    Denn die Erscheinungen gehören zu Escalianern. Sie sind an sie gebunden. – Oder sollte ich sagen, dass die Escalianer an sie gebunden sind?
    Saedelaere fühlte den fremden Einfluss, der auch in ihm steckte. Er vermittelte ihm beruhigende Impulse. Solche, die mentale Stärke bewiesen, aber auch eine gewisse Zerrissenheit andeuteten. Und er hörte die Worte TANEDRARS: »Lausche mir nun, Alaska. Lausche meiner Geschichte und meinem Werden, und du wirst verstehen ...«
    Zugleich erklangen die Worte auch als Echo in seinen Gedanken, das stärker und lauter wurde und schließlich die gesprochenen Worte völlig verschluckte. Lausche mir nun, Alaska. Lausche meiner Geschichte und meinem Werden, und du wirst verstehen ...
    Laut fragte er: »Ich soll lauschen? Nur das? Nicht fragen? Ich darf nur Informationen aufnehmen, die du mir zugestehen willst?«
    Die Stimme der Prinzessin – die geborgte Stimme TANEDRARS – glitt endgültig in den telepathischen Bereich, voll und süß und harmonisch, als spielten tausend Kirchenorgeln mit vollen Registern.
    Ich kann mich dir vollkommen öffnen, aber ich fürchte, dass ein ungefiltertes Zusammentreffen unsere beiden Bewusstseine für mindestens einen von uns sehr schmerzhaft ausfallen dürfte.
    Oh ja – Saedelaere wusste, dass Superintelligenzen als Wesen einer höheren Entwicklungsstufe in ihrer Denkstruktur nur begrenzt kausale und temporale Zusammenhänge benötigten. Wenn sie mit organischen Lebewesen kommunizierten, bemühten sie oft Schnittstellen oder kanalisierten ihre Denkvorgänge so, dass sie für Menschen erfassbar waren.
    »Du hast recht. Mein Geist ist nicht unbeschränkt belastbar. Zudem habe ich einige schwere Zeiten hinter mir.«
    TANEDRAR schwieg ohrenbetäubend und, wie Saedelaere es empfand, teilnahmsvoll. Dann sagte er: Ich weiß. Ich sehe. Da ist diese Hoffnung in dir, diese Sehnsucht ... und all die Masken, die du wie Schichten über dein Wesen gelegt hast.
    Die Stimme lockte und verführte. Sie spielte ein Spiel, das er nur zu gut kannte. »Hast du Antworten parat, die mir bei meiner Suche weiterhelfen könnten?«
    Gibt es denn Antworten auf deine Fragen, oder bewirken sie bloß weitere Ungewissheit, weitere Rätsel? – Die Suche nach der Kosmokratenbeauftragten Samburi Yura ist die Jagd nach einem Phantom. Du sehnst dich nicht nach ihr, du sehnst dich nach Allgemeingültigkeit. Du möchtest, dass die Gleichung deines Lebens ein logisches, nachvollziehbares Konstrukt ergibt.
    »Das wäre schön«, gab Saedelaere zu. Er sah sich um, im Museumsraum an Bord des fliegenden Schauspielpalasts, der mit Gestalten aus dem Mahnenden Schauspiel vom See der Tränen ausstaffiert war. Die starr dastehenden Statuen oder Projektionen harmonierten auf seltsame Art und Weise mit den bewusstlos daliegenden Escalianern – und bildeten zugleich einen irritierenden Kontrapunkt zu den Harmoniebewahrern, den Essenzbröckchen TANEDRARS, die diese pseudomaterielle Suppe rings um ihn bildeten.
    »Du bist seltsam«, ließ ihn die Superintelligenz wissen, nun ausschließlich mit der Stimme der Puppen-Prinzessin Arden Drabbuh, die minutenlang völlig entseelt neben ihm

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