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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wuchs noch immer weiter…
    Ein durchdringender, lang anhaltender Hupton erscholl. Wang Lee jagte seinen Wagen in die Stadt hinein, in der es plötzlich von Menschen wimmelte. Menschen, die sich dem dahinrasenden Wagen in den Weg stellen wollten, die im letzten Moment merkten, daß er nicht anhielt, und zur Seite sprangen.
    Zamorra folgte in der Fahrrinne, die Wang Lee schuf.
    Und über ihnen der riesige Dämon, der Gigant…
    Und da stoppte der Wagen. Im Lichtkegel zeigte sich eine Gestalt. Ein Mädchen, kaum bekleidet, stand mit hochgereckten Armen vor dem Dämon, und ein Schrei erklang, hallte durch die Ruinen…
    Zamorra trat auf die Bremse. Der Pickup kam trotzdem nicht mehr rechtzeitig zum Stehen. Die Bremsen waren so alt und ausgeleiert wie das gesamte Fahrzeug, das nun ins Heck des Geländewagens rauschte. Es gab einen heftigen Schlag, dann war die Wagenschnauze eingedrückt und das Fahrzeug endgültig unbrauchbar.
    Und triumphierend brüllte der Dämon!
    Er brüllte noch, als Zamorra Wang Lee und Tendyke aus dem Geländewagen stürzen sah. Tendyke wandte sich heranjagenden Dämonendienern zu, wehrte sie ab. Unversehens sahen sich auch Zamorra und Nicole in den Abwehrkampf verwickelt, und instinktiv taten sie das, was Wang Lee nicht einmal zu hoffen gewagt hatte — sie hielten dem Mongolen den Rücken frei.
    Der stürmte auf das Mädchen zu, das Su Ling war!
    »Neeiiin!« brüllte er. »Es darf nicht geschehen! Du bekommst keine Macht!«
    Der Dämon triumphierte nicht mehr. Er war verstummt. Stand als riesiger, schwankender Turm über den Menschen.
    Und Wang Lee faßte zu, riß Su Ling zu sich herum, löste sie aus dem Bann, den der Dämon über sie geworfen hatte.
    »Ling!« stieß er hervor. »Ling… du lebst… du bist hier… der Temudschin hat dich nicht… ?«
    »Lee«, keuchte sie atemlos. »Lee… die Vergangenheit… ich…«
    Und sie fiel in seine Arme, lehnte sich an ihn, während beide langsam in die Knie sanken.
    Und da platzte der Dämonenschädel auseinander und verstrahlte das in ihm glutende Vulkanfeüer! Gleißende Helligkeit überschüttete die Ruinenstadt. Feuer floß aus dem zerbröckelnden Titanenkörper, der sich langsam auflöste.
    Und die Bewegungen seiner kämpfenden Diener erlahmten mehr und mehr.
    Der Dämon starb.
    Den Grund für seine Existenz gab es nicht mehr…
    ***
    Die aufgehende Sonne überschüttete zwei Menschen mit ihrem Licht, die nebeneinander auf einem verstaubten und vom Wind rundgeschliffenen Mauerrest saßen, eng aneinandergedrängt. Wang Lee Chan und Su Ling.
    »Also, wie war das nun? Wer oder was war dieser Dämon wirklich?« drängte Zamorra, der sich neben Nicole und Rob Tendyke vor den beiden Asiaten niedergelassen hatte.
    Su Ling sah Wang an und nickte ihm zu.
    »Ihr werdet es zwar nicht für möglich halten«, sagte er. »Aber diesen Dämon - habe ich einst geschaffen.«
    »Du?« stieß Zamorra ungläubig hervor.
    »Damals, als Temudschin meine Frau entführte, war ich erfüllt von Haß und Verzweiflung. Und ohne daß ich es wußte, manifestierte sich der Sturm dieser Gefühle und wurde zu diesem Dämon.«
    »Aber - warum hat er sich siebenhundert Jahre lang nicht gerührt? Oder hat er etwa doch?«
    »Er schlief«, sagte Wang Lee. »Erst als Su Ling hier auftauchte, erwachte er, und seine Macht wuchs innerhalb weniger Tage. Er wurde stark, und er rekrutierte sich rasend schnell eine riesige Schar von Dienern.«
    »Aber die Angriffe… das Verschwinden der Leichen…«, murmelte Tendyke.
    »Er erkannte Su Ling, und er erkannte, daß er sie benutzen konnte. Mit ihr konnte er unendlich stark werden, denn sie war emotional an mich gebunden, so eng wie kein anderer Mensch. Deshalb lockte er sie zu sich. Deshalb versuchte er sie schon in Peking zu betäuben und zu entführen.«
    »Aber Su Ling - wieso ist sie an dich gebunden, Wang?«
    Wang Lee hob die Schultern.
    »Sie weiß es auch erst, seit wir uns hier vor dem Dämon getroffen haben. Wir sahen uns in Ansi und wußten, daß wir zusammengehörten, aber wir erkannten beide erst hier, warum das so ist. Su Ling hat schon einmal gelebt. Hier, in dieser Stadt und drüben, dort, wo mein Landsitz war. Damals hieß sie auch Su Ling. Damals sah sie so aus wie heute. Damals war sie - meine Frau, die Temudschin verschleppte…«
    »Ich bin wiedergeboren worden«, sagte Su Ling leise. »Seit dieser Nacht weiß ich es. Ich lebe nicht zum ersten Mal. Und damals wie heute - liebe ich Lee. Und er liebt mich, so wie er mich

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