0364 - Shimadas Höllenschloß
fragte ich.
Es war eigentlich vermessen, von diesen Mutationen eine Antwort zu erwarten, doch für schwarzmagische Kräfte war im Prinzip nichts unmöglich.
»Die Hüter der Festung!«
Es war keine akustische Antwort, sondern eine gedankliche. Sie schalteten sich in meine Gedanken ein, und ich merkte, daß sie nicht auf meiner Seite standen, denn sie wollten mich beeinflussen.
Shimadas bösen Willen, seinen schlechten Geist, schickten sie mir entgegen, um mich zu drücken. Ich umklammerte mein Kreuz.
Diese Berührung gab mir die Kraft, die ich brauchte, um dem Strom widerstehen zu können. Zwar konnte ich die Waffe gegen Shimada nicht einsetzen, aber sie tat mir den Gefallen, mich geistig wieder aufzubauen.
»Ihm gehört die Festung, ihm gehört alles. Auch du gehörst ihm, denn du bist in das Höllenschloß eingedrungen, ohne eingeladen zu sein. Und das bedeutet nur eines: Tod.«
»Wer ist die Festung?« fragte ich.
»Shimada!«
»Mehr nicht?«
»Es reicht, Fremder. Shimadas Geist wohnt in den Mauern. Er kann alles beeinflussen. Wenn er will, daß sein Schloß auf die Größe eines Menschen zusammenschrumpft, schafft er das. Aber auch umgekehrt. Er kann dafür sorgen, daß sie größer, gewaltiger und höher ist als der mächtigste Berg. Sie ist wandelbar.«
»Und ihr? Wer seid ihr?«
»Wir sind ein Teil von ihm. Wir begleiten ihn. Einst waren wir Menschen. Das ist sehr lange her. Wie auch Shimada verschwanden wir in den Tiefen der Zeit. Damals, als wir noch normal waren, beteten wir die Vögel an. Die großen Vögel waren unsere Götter. Als wir starben und das Menschsein verloren, war die Magie so weit fortgeschritten, daß sich die Vögel unserer annehmen konnten. Wir und sie taten uns zusammen, tauschten Körper aus, wurden zu Zombies. Unsere Köpfe blieben bei den Vögeln, während die Körper begraben wurden, aber nicht vermoderten. So überlebten wir beide, obwohl die Sehnsucht der Körper nach den Köpfen blieb. Aber wir konnten nicht mehr zurück, mußten so bleiben und werden immer so sein. Ein letztes Mal haben es die Körper versucht. Du hast gesehen, wie sie als Kopflose aus der Erde kamen und nichts erreichten. Wir sind Shimada, Shimada ist wir. Solange wir sind, wird auch die Festung bleiben, denn der Geist des großen Shimada hat uns die Kraft gegeben zu überleben.«
»Dann könnt ihr auch die Festung beeinflussen?«
»Das können wir.«
»Ich glaube es nicht. Macht sie größer, laßt sie zusammenschrumpfen. Bitte, zeigt es mir! Ich will einen Beweis sehen, denn es ist für mich schwer, euren Worten zu glauben…«
»Nein!«
»Ihr könnt es doch nicht!« hielt ich ihnen entgegen.
»Shimada will es nicht.«
Ich lachte auf, bevor ich mich mit diesen Mutationen weiter unterhielt. »Seid ihr so feige geworden. Seid ihr so wenig ihr selbst? Eure Abhängigkeit von diesem Dämon ist schon schlimm. Ihr habt mir berichtet, daß ich die Festung nicht mehr lebend verlassen werde. Jeder Verurteilte hat einen letzten Wunsch. Erfüllt ihn auch mir. Beweist und zeigt mir, wozu ihr fähig seid.«
»Nur Shimada kann uns den Auftrag geben.«
»Dann fragt ihn.« Ich hatte darauf gewartet, daß dieser kaum zu fassende Dialog einen solchen Verlauf nehmen würde, denn ich wollte unmittelbar an diesen mächtigen Dämon heran.
»Das werden wir nicht.«
Ich kräuselte die Lippen zu einem spöttischen Lächern. »Ihr habt Angst, ihn zu fragen, nicht wahr?«
»Niemand von uns fürchtet sich vor Shimada!« hörte ich.
»Oder ist er nicht da?«
»Wie meinst du das?«
»Vielleicht hat er die Festung verlassen. Auch er ist nicht unbesiegbar. Ich hätte ihn damals fast vernichtet…«
»Ja, da war er allein. Wir konnten ihm nicht helfen. Die Festung war noch nicht entstanden…«
»Unsinn. Pandora half ihm. Wäre sie nicht gewesen, gäbe es keinen Shimada mehr. Ich habe das Gefühl, daß ich ihm als Gegner über bin. Deshalb hält er sich so zurück. Euer Herr und Meister ist in Wirklichkeit ein feiger, widerlicher Dämon.«
Jetzt war ich gespannt, wie sie auf dieses schwere Geschütz reagieren würden.
Sie gaben keine Antwort, aber ich spürte, daß sich etwas tat. Ich fühlte mich plötzlich sehr leicht, und als ich nach unten schaute, sah ich, daß der Boden unter meinen Füßen fehlte.
Ich erschrak bis ins Mark. Mein Herz begann wild zu klopfen, es beruhigte sich allerdings wieder, und ich konnte mich mit den neuen Gegebenheiten abfinden.
Noch schwebte ich, aber unter mir befand sich eine
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