0364 - Shimadas Höllenschloß
hatte vorgehabt, sich an den Menschen zu rächen, die seinen Diener, den Buckligen, auf dem Gewissen hatten.
Durch Yakup war Shimada nicht in den Besitz des so mächtigen Würfels gelangt. Daß sein Haß auf Yakup immens sein mußte, wußte der Türke selbst. Allerdings wunderte er sich nicht darüber, daß Shimada noch nicht versucht hatte, kurzen Prozeß zu machen. Dämonen waren da anders als Menschen. Sie spielten zunächst mit ihren Opfern, wollten sie leiden sehen und ergötzten sich oft genug an deren Qualen.
Wenn der Gang eine Falle war, so schlug sie nicht zu, denn Yakup konnte auf seinen Gegner ohne Schwierigkeiten zugehen. Shimada rührte sich auch nicht. Er hätte normalerweise ebenfalls sein Schwert ziehen müssen, das ließ er bleiben, weil er sich sicher fühlte.
Von Yakup waren nur die Augen zu sehen. Kalt und starr blickten sie. Nichts deutete in den Pupillen darauf hin, welche Gedanken den Kämpfer durchfluteten. Er hatte sich in der Gewalt, obwohl er im Innersten seines Herzens zugab, daß das, was er hier tat, lebensgefährlich war.
Schon einmal hatte er versucht, Shimada zu töten, das war ihm nicht gelungen, denn dieser Dämon konnte nur mit einer besonderen Waffe vernichtet werden.
Diese Waffe lag an einem Ort, den Yakup nicht kannte. Vielleicht wußte Shimada Bescheid, das war nicht sicher.
Aber eine Person war darüber informiert.
Amaterasu, die Sonnengöttin!
Man hätte sie fragen können, und es hätte ihr sicherlich großes Vergnügen bereitet, das Versteck der Waffe zu nennen. Aber die Sonnengöttin war gefangen im Dunklen Reich. Sie mußte erst befreit werden, was so gut wie unmöglich war.
Weshalb gehe ich überhaupt zu ihm? fragte sich Yakup. Es hatte sowieso alles keinen Sinn.
Weil ich es tun muß, gab er sich Selbst die Antwort. Würde ich jetzt den Rückzug antreten, könnte ich vor meinem Gewissen nicht mehr existieren. Mein gesamtes Leben würde demnach nur mehr aus Vorwürfen bestehen. Ich könnte den anderen Brüdern im Kloster nicht mehr in die Augen sehen. Deshalb gehe ich diesen Weg, und ich werde ihn bis zum bitteren Ende schreiten.
Jeder Schritt brachte ihn näher an Shimada. Dessen Gestalt stand wie ein Denkmal. Er sprach auch nicht. Aus seinen ungemein kalten, gnadenlosen, blauen Augen starrte er Yakup entgegen und zuckte mit keinem Muskel, als der Türke startete.
Es war ein erster, wild aussehender, aber sehr genau überlegter Versuch des mutigen Kämpfers. Aus seinem Mund drang ein Schrei, das Schwert in seiner Hand wurde zu einem blitzenden Reflex, als er es bewegte und auf die Person des Shimada zielte.
Bei diesen beiden Kämpfern ging es tatsächlich um Bruchteile von Sekunden. Shimada wußte genau, wann er zu reagieren hatte, und das tat er im richtigen Augenblick.
Plötzlich bewegte er seinen Fächer. Er hatte ihn in der rechten Hand gehalten und reagierte somit auf den gewaltigen Rammstoß der scharfen Ninja-Klinge.
Gedankenschnell drückte er den ausgebreiteten Fächer in die Tiefe, so daß die Spitze hineinfuhr.
Yakups Schrei war in dem Moment abgebrochen. Dafür dröhnte das Lachen des Dämons Shimada durch den Gang, und er benutzte die Kraft des Fächers, um seinen Gegner zurückzuschlagen.
Der Türke hatte das Gefühl, in den Himmel gehoben zu werden.
Trotz seiner außergewöhnlichen Körperkräfte konnte er nichts gegen die Wirkung des Fächers unternehmen.
Sie war einfach stärker und besaß die Kraft einer uralten Magie.
Yakup hob nicht nur vom Boden ab, er überschlug sich auch in der Luft. Instinktiv rollte er sich nach dem Aufprall ab.
Yakup fiel auf seinen wunden und schmerzenden Rücken. Kein Stöhnlaut drang über seine Lippen, der Kampf war längst nicht entschieden. Aus seiner liegenden Haltung heraus sah er, wie Shimada mit einer blitzschnellen Bewegung seiner linken Hand das Schwert aus der Scheide zog und dabei schaurig auflachte.
»Ich stelle mich, Yakup! Ich stelle mich dir zum Kampf. Du hast mich dazu aufgefordert, und du wirst sehen, daß ich kein Feigling bin. Los, laß es uns austragen! Ich will sehen, wenn ich dich in die tiefste Hölle schicke.«
Mit einer federnden Bewegung kam Yakup wieder auf die Beine.
Das Schwert hielt er in der rechten Hand, die Klinge wies in einer schrägen Linie auf den Körper der lebenden Legende, und er wartete darauf, daß der andere kam.
Shimada bewegte sich vor.
Seine Schritte waren kaum zu hören. Mehr ein lautloses, sehr bezeichnendes Gleiten, denn wer ihn zum erstenmal sah,
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