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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Konturen aus, blaß zunächst, dann immer deutlicher. Eine Sänfte nahm Gestalt an, darin ein silberblondes Mädchen, zum Greifen nah. Uninteressant, weil nur zu bekannt… dann schob sich eine hochgewachsene Gestalt in das Bild.
    Die Spinnenfinger legten sich über die Schale. Der Rauchstrahl erlosch. Eine Stimme flüsterte seltsame Worte. Im Gewölbe wurde es heller.
    Doch an einem Punkt verblieb die Dunkelheit, schien das Licht sogar zu verschlingen, es vernichten zu wollen. Dieser Punkt war die Stelle, wo unter der Kapuze des Wesens in der schwarzen Kutte eigentlich ein Gesicht hätte sein müssen.
    Aber es gab kein Gesicht. Nur formlose Schwärze. Und während die ausgetrocknete, braune Hand sich in die Falten des Ärmels zurückzog und dabei wie Pergament im Wind raschelte, verwandelte auch sie sich in einen formlosen schwarzen Fleck…
    Das Bild an der Kuppeldecke war erloschen.
    Augen, die keine Augen waren, hatten gesehen und erkannt, was sie erfahren wollten, wußten jetzt, wer in diesem Teil von Ash’Cant erchienen war. Und in der Tiefe eines schier unendlichen Schachtes, dessen Boden sich nicht mehr in dieser Welt befand, glomm kurz ein rötlicher Funke auf; ein müdes Auge, das sogleich wieder geschlossen wurde.
    Die flüsternden Worte einer furchtbaren Sprache, von keines Menschen Geist geschaffen, verwehten.
    ***
    Zamorra hatte nur Augen für das Mädchen in der Sänfte. Ein durchscheinendes Schleiergewand enthüllte mehr von der Schönheit ihres Körpers, als es verbarg. Kleine goldene Schalen bedeckten unter diesem Gewand einen Teil ihrer Brüste, und neben goldbesetzten Stiefeln trug sie nur noch ein mit Goldfäden durchwirktes, schmales Lendentuch unter dem hauchdünnen Stoff. Doch das war es weniger, was Zamorra fesselte. Es war das edel wirkende, leicht asiatisch geschnittene Märchenfeegesicht mit dem schulterlangen, silberblonden Haar und den Augen, deren Farbe zwischen schwarz und schockgrün changierte. Sie war es!
    Sid Amos’ Behauptung stimmte. Unversehens sah sich Zamorra Sara Moon gegenüber!
    Die richtete sich plötzlich halb auf, sah ihn, den stillen Beobachter, direkt an - und erkannte ihn.
    Er hatte zu lange gezögert, gebannt von ihrer Erscheinung; er hatte sie überall, nicht aber in der Sänfte des Königs erwartet!
    Sie hob die Hand, öffnete den Mund. Aber bevor sie etwas sagen konnte, ertönte vorn ein lauter Peitschenknall, und die Trägersklaven hoben die Sänfte an, um sich unverzüglich in Bewegung zu setzen.
    Seine Majestät geruhten, den größten Durst gelöscht und die Rückkehr zum Palast angeordnet zu haben.
    Zamorra stand da wie erstarrt. Sara Moon, die langgesuchte, hier in der Sänfte, mitten in Faronar! Es war kaum zu überbieten. Wenn er jetzt zugegriffen hätte Aber nein. Er wäre keine zehn Meter weit mit ihr gekommen. Mit brennenden Augen starrte er der entschwindenden Sänfte nach und spürte nicht den leichten Ruck an seinem Gürtel. Er war der Erfüllung seines Auftrages so nah, so nah…
    Merlins Befreiung aus dem Eisgefängnis!
    Nur Sara Moon konnte Merlin wieder befreien. Nur sie kannte die Magie, die Morgan la Fay, die Zeitlose, angewandt hatte. Deshalb mußte die Druidin vom Silbermond aufgespürt werden…
    Die Zeitlose hatte Merlin in den Kälteschlaf versetzt, und Sid Amos hatte sie dafür getötet. Der Magier, der vor langer Zeit einmal der Fürst der Finsternis gewesen war, bevor Leonardo deMontagne an seine Stelle trat, konnte eben nicht aus seiner Haut. Auch wenn er die Seiten gewechselt hatte - Teufel bleibt Teufel, was die Methoden angeht.
    Aber Merlin hatte seinen dunklen Bruder Sid Amos zu seinem Vertreter und Nachfolger bestimmt. Nun war Sid Amos nichts daran gelegen, sich für die nächsten Jahrtausende um das zu kümmern, was Merlins Obliegenheiten waren. Er fühlte sich in Caermardhin äußerst unwohl mit seinem neuen »Job«. Und nichts wäre ihm lieber gewesen, als daß sich das klirrendkalte Eisgefängnis auflöste und Merlin wieder freigab.
    Aber die Zeitlose, die einzige, die den Zauber wieder hätte lösen können, war tot. Es blieb nur die Hoffnung, daß sie ihrer und Merlins Tochter Sara Moon genug vermittelt hatte, daß Sara Moon diese Magie einsetzen und Merlin wieder befreien konnte.
    Aber Sara Moon war entartet. Sie hatte sich von- Merlin, ihrem Vater, gelöst und stand auf der Seite des Bösen. Zamorra hatte erlebt, wie sie mit den geheimnisvollen MÄCHTIGEN aus den Tiefen der Ewigkeit paktierte, aber es bestand auch die

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