0373 - Blütenjagd im Niemandsland
nochmals zu mir herüber. Harding sagte: »Vielleicht hatte die Nummerierungsmaschine einen Defekt und hat auf alle die gleiche Zahl gedruckt.«
»Gleich fünfzigmal, James?«, gab ich zu bedenken. »Nein, das halte ich für ausgeschlossen.«
»Und was hast du für eine Erklärung für dieses seltsame Phänomen?«
»Es handelt sich um Falschgeld.«
Phil hatte bis dahin still und nachdenklich dagesessen und uns zugehört. Jetzt meinte er: »Vielleicht hat Jerry recht. Die Scheine wurden mithilfe einer Druckplatte hergestellt, in die nur eine Nummer eingesetzt war. Daher war keine fortlaufende Nummerierung möglich.«
Ich nahm die Scheine an mich. Ebenfalls den Papierstreifen. »Auf jeden Fall haben wir jetzt Grund genug, diese seltsamen Blüten zu überprüfen, James.«
»Willst du das übernehmen?«
»Natürlich. Es besteht der starke Verdacht, dass hier ein Verbrechen vorliegt, das das FBI angeht. Ich werde dir eine Quittung geben. Wenn es keine Blüten sind, bekommst du das Geld zurück.«
***
Ich erwachte.
Ein schepperndes, metallisches Geräusch und tapsende Füße hatten mich hoch geschreckt.
Ich hielt das Leuchtzifferblatt meiner Armbanduhr dicht vor die Augen. Die grünlich phosphoreszierenden Zeiger zeigten kurz nach zwei Uhr an.
Wieder tapsten Schritte.
Das Geräusch kam von draußen, durch die offen stehende Tür, die auf den Balkon meines Hotelzimmers führte.
Mein Kopf schnellte herum.
Das Rechteck des Fensters neben der Balkontür schälte sich hell aus dem Dunkel heraus. Davor wehten die durchsichtigen Gardinen.
Dann sah ich im Dunkel, nur als Silhouette zu erkennen, einen untersetzten, breitschulterigen Mann mit einem Hut.
Phil war es nicht.
Der Schatten wanderte langsam an dem Fenster vorbei, bis zur Tür.
Ich lag ganz still.
Mit der linken Hand tastete ich ohne Geräusch zur Nachttischlampe hinüber. Der Zeigefinger legte sich auf den Druckschalterknopf.
Für einige Sekunden blieb der Mann stehen. Er schien sich zu orientieren. Dann betrat er vorsichtig das Zimmer.
Eine Diele quietschte leise.
Sofort blieb der Schatten stehen.
Ich gab mir den Anschein eines fest Schlafenden und atmete tief und regelmäßig.
Das machte ihn wieder sicher.
Behäbig wie eine Schildkröte schlich er auf mein Bett zu.
Am Fußende verharrte er wieder kurz. Danach setzte er seinen Schneckengang fort, er ging zu dem Stuhl, auf dem meine Kleider ordentlich aufgehängt waren.
Der Mann beugte sich vor und tastete mit einer Hand an dem Stuhl herum.
»Guten Abend, Buddy«, sagte ich laut, »suchst du Zigaretten?«
Im gleichen Augenblick drückte ich auf den Knopf an der Lampe.
Ich wusste nicht, wie es kam. Hatte ich in der Eile nicht richtig durchgedrückt? War im Hotel der Strom abgeschaltet?
Auf jeden Fall ging die Lampe nicht an.
Der Schatten reagierte blitzschnell.
Ein Funkenregen wirbelte in meinen Augen auf, begleitet von höllisch brennenden Schmerzen. Die Ladung Pfeffer brannte auf meinen Pupillen. Ich konnte nur noch schemenhafte Umrisse erkennen.
Instinktiv sprang ich zur Seite.
Da knallte eine Faust gegen meinen Kopf. Ich schlug zurück auf das Bett, rappelte mich erneut hoch und hörte, wie sich Schritte eilig entfernten.
Ich streckte die Hände vor, tastend, und lief sö schnell es ging zum Balkon.
Dort taumelte ich zum Geländer. Die kühle Luft tat meinen Augen gut. Der Schmerz ließ aber noch nicht nach.
Taumelnd lief ich zu Phils Balkontür und klopfte.
Phil rannte in seinem gestreiften Schlafanzug an mir vorbei.
Ich blieb stehen und rieb die Augen.
Nach einer Weile kehrte er zurück. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen.« Er führte mich in sein Zimmer, wo ich mich auf das Waschbecken stürzte und mit Wasser meine Augen auswusch.
»Blau-weiß-rot«, stellte Phil fest, als ich ihn ansah. »Du trägst die Farben des Sternenbanners jetzt sogar in den Augen, Jerry.«
»Lass die dummen Witze«, fuhr ich ihn an, »ruf den Portier an, ob er irgendjemand gesehen hat.« Ich feuchtete ein Handtuch an und tupfte die Augen ab.
»Meinst du, der Schattenmann habe sich bei der Rezeption angemeldet?«
»Geh ans Telefon!«
Natürlich hatte der Portier nichts gesehen.
Wir wechselten in mein Zimmer hinüber. Dort drückte ich auf den weißen Knopf. Die Nachttischlampe flammte immer noch nicht auf. »Blödes Ding«, knurrte ich. Durch ihr Versagen hatte der Pfeffermann mich überwältigen können.
Ich setzte mich aufs Bett. »Was hatte der Besuch wohl zu bedeuten, Jerry?«
Ich
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