0373 - Blütenjagd im Niemandsland
überlegte eine Weile, während ich mit dem nassen Handtuch an den tränenden Augen herumwischte.
»Was mag er gesucht haben? Vielleicht die Dollarnoten in meinem Jackett?«
»Das wäre eine Möglichkeit.«
»Nimm sie aus meinem Anzug und verstecke sie dort unter dem Teppich«, trug ich Phil auf. »Ich glaube, diese Scheinchen sind für gewisse Leute sehr wichtig.«
Er glättete den Teppich. »So wichtig, dass sie mit Pfeffer auf dich schießen.« Er rieb sich mit der Hand am Kinn entlang. »Sei froh, dass es Gewürz war und kein Blei.«
***
»Willst du auch etwas Pfeffer haben, Jerry?«, fragte Phil. Er hielt mir den Streuer hin.
Ich schüttelte den Kopf. Meine Augen schimmerten immer noch in den Nationalfarben. »Vielen Dank, Phil. Zuviel Pfeffer ist ungesund.« Dann setzte ich die Sonnenbrille auf.
Nach dem Frühstück rief ich Mr. High an und erzählte ihm, was in Baltimore anlag. »Hier werden Sie im Augenblick nicht gebraucht, Jerry«, erklärte er mir. »Fahren Sie nach Washington. Im Zentral-Building des FBI soll man die Blüten unter die Lupe nehmen.«
Ich bestellte einen Leihwagen und fuhr los.
Der Ford vernaschte die 36 Meilen von Baltimore nach Washington wie einen kleinen Appetithappen.
Es dauerte nicht lange, da saß ich in einem hellen Raum, dessen Wände zart blau getönt waren. Vor mir stand ein Chemiker des FBI-Labors Washington, Dr. Roy Alman.
Ich zog die Dollarnoten aus der Tasche und blätterte sie auf den braunen Schreibtisch.
Mit spitzen Fingern zog der Chemiker die Papierchen an sich.
Ich erklärte ihm das Besondere an den Banknoten.
»Sie haben recht, Cotton«, stimmte Alman mir zu, »auf den ersten Blick sehen sie wie echte Noten aus.«
Dr. Almans Stimme war genauso dünn wie sein Kopf. Ich musste scharf hinhören, um ihn zu verstehen.
»Wir werden sie näher untersuchen. Es wird nicht lange dauern, Sie können darauf warten, Cotton.«
Eine Weile drehte ich Däumchen, rauchte Zigaretten und atmete die nach Schwefel riechende Luft ein.
Ein Mädchen mit roten Haaren kam herein. Sie legte eine Akte auf Dr. Almans Schreibtisch, lächelte mich an und verschwand genauso geräuschlos, wie sie gekommen war.
Dann flog die Seitentür auf. Dr. Alman schnellte ins Zimmer, er rückte das Brillengestell zurecht, sah mich an und sagte hastig: »Cotton, der Chef will Sie sprechen.«
»Welcher Chef?«
»Assistent Director Barrett. Chef der Falschgeldabteilung. Dritter Stock, Zimmer 351. Sie brauchen sich nicht anzumelden. Mr. Barrett erwartet Sie.«
Ich fuhr mit dem Lift eine Etage hoher.
In Assistent Director Barretts Zimmer waren die Wände rosa getönt.
Barretts massige Gestalt kam aus dem Sessel hoch. Er lächelte, die hellen Augen musterten mich. Ich hatte schon mal eine Begegnung mit Mr. Barrett gehabt, doch das war lange her. Er strich mit der Hand über das dünne grau melierte Haar.
Dann streckte er den linken Arm zur Begrüßung aus. Der rechte Ärmel steckte leer in der Tasche des grauen Jacketts.
Mr. Barrett hatte früher auch in der vordersten Front gegen die Gangster gekämpft. Eine Garbe aus einer Maschinenpistole hatte ihm den Arm zerfetzt.
Auf Assistent Director Barretts Wink hin setzte ich mich. »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind«, begann Barrett mit einer angenehm klingenden Stimme. »Kommen wir zur Sache.« Er sah auf die Dollarnoten, die auf der grünen Schreibunterlage lagen.
Barrett nahm einen Schein hoch. »Dr. Alman hat alle Scheine im Labor überprüft. Ich weiß auch von ihm, wo Sie sie entdeckt haben, Cotton.« Er klopfte mit der Hand auf den Tisch. »Eine brennend heiße Sache.«
»Wieso?«
»Laut Dr. Almans Test ist das Papier echt!«
»Das ist doch unmöglich«, warf ich ein.
»Doch! Alle Banknoten sind auf echtem Papier gedruckt. Ebenfalls sind keine Abweichungen im Muster festzustellen. Dennoch handelt es sich um Fälschungen.«
»Wegen der gleichen Nummern?«
»Ja, ganz recht. Es handelt sich um äußerst raffiniert hergestellte Blüten. Mir läuft viel falsches Geld durch die Hände, wie Sie sich wohl denken können, Cotton. Doch so etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist das Nonplusultra. Wer achtet schon auf die Nummern auf den Scheinen?«
Ich musste ihm recht geben.
»Der Fall ist noch verzwickter, als wir befürchten müssen. Wir wissen nicht, wie viele falsche Scheine bereits im Umlauf sind. Ich werden sämtlichen Banken und Geldinstituten schreiben, und sie auf Scheine mit gleichen Nummern aufmerksam machen. Wenn diese
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