0373 - Echsenmenschen greifen an
»Sie sind so schnell wieder von der Bühne des Lebens verschwunden, wie sie aufgetaucht sind. Dabei hatten sie dieselben Grundvoraussetzungen wie wir. Aber sie haben nicht einmal zehntausend Jahre lang existiert. Eine Sekunde der Ewigkeit, wenn überhaupt so lange. Nun, Fehlentwicklungen der Natur verschwinden eben wieder.«
Über Fehlentwicklungen der Natur hatte Norr seine eigenen Ansichten, aber er wollte darüber jetzt nicht weiter diskutieren.
»Bringt das Tier in den Tempel und sperrt es ausbruchsicher ein«, befahl Gatnor von den Sümpfen.
Zwei Adepten schleppten es zum Tempel hinüber. Norr, der jetzt wieder voll handlungsfähig war, auch wenn er die Kälte noch in sich fühlte, folgte ihnen. Er wußte, daß die Priester der Kälte das Wesen liebend gern unauffällig hätten verschwinden lassen. Unter Norrs wachsamen Augen jedoch verbrachten sie es in eine kleine Zelle, die möglicherweise unter anderen Umständen von einem Adepten bewohnt wurde, jetzt aber leer geräumt war. Die Tür wurde sorgfältig verriegelt. Nur wer einen Schlüssel besaß oder über die entsprechenden Para-Kräfte verfügte, konnte es öffnen. Aber nur Sauroiden waren para-begabt. Es war nicht anzunehmen, daß dieses Wesen über übersinnliche oder magische Fähigkeiten verfügte.
Denn sonst hätte es sie längst bei seiner Flucht eingesetzt.
Als Norr sicher war, daß man das Wesen hier nicht verschwinden lassen würde, verließ er den Tempel. Er kehrte zu Fuß in die Wohnstadt zurück. Er dachte an Ti-Ak Shats. Mit etwas Glück hatte der das Luftkissenfahrzeug inzwischen auch ohne den Starterschlüssel wieder flottgemacht.
Norr suchte die Medienzentrale auf und holte das Versäumte nach. Die Meldung von der Gefangennahme eines Wesens, das nicht aus dieser Welt stammte, mußte verbreitet werden. Denn wenn die Priester der Kälte Norr einmal bei einem Bluff erwischten, würden sie ihm grundsätzlich nicht mehr glauben.
So mochten sie aber weiter rätseln. Wenn sie schon zu dumm waren, die Wahrheit zu erkennen…
***
Es mochte etwas mehr als eine halbe Stunde vergangen sein, als Ted Ewigk sich tief aufatmend zurücklehnte. Er warf den Dhyarra-Kristall in die Luft und fing ihn wieder auf.
»Jetzt müßte es stimmen«, sagte er. »Probieren wir es aus.«
»Sollten wir nicht etwas warten,« gab Nicole zu bedenken. »Wenn es wieder eine Überschwemmung gibt…«
»Werden wir rechtzeitig dafür sorgen, daß sie sich in Grenzen hält«, sagte der Reporter. »Je schneller wir reagieren, desto besser kann es für Teri sein. Ich möchte sie keine Sekunde länger als nötig da drüben lassen.«
»Wir werden sie suchen müssen«, sagte Nicole. »Sie hält sich bestimmt nicht mehr an der gleichen Stelle auf wie vor einem halben Tag.«
Ted sah Zamorra an.
»Du bist zwar erschöpft, aber vielleicht kannst du uns doch ein wenig helfen«, sagte er. »Wir müssen versuchen, das andere Ende des Weltentors zu steuern. Dorthin, wo Teri sich befindet. Was hältst du von der Idee, ihr Bewußtsein, ihr Gedankenmuster, anzupeilen? Wenn wir uns gemeinsam auf dieses Muster konzentrieren…«
»Einen Versuch ist es wert«, sagte Zamorra. Er hatte, während Ted den Kristall auf das Amulett abstimmte, ein wenig vor sich hin gedöst. Sonderlich fit fühlt er sich natürlich immer noch nicht, aber zumindest konnte er versuchen, etwas zu bewirken.
»Versammeln wir uns also alle im Bad«, sagte Nicole. »Das wird ’ne Duschorgie…«
»Ich frage mich, woher das Wasser kam«, überlegte Ted. »Es muß eine Art Austausch gewesen sein. Teri nach drüben, das Wasser nach hier - bloß ist da weit mehr Wasser zu uns gekommen, als sie an Körpermasse besitzt. Vielleicht kommt diesmal kein Tropfen, wenn sie sich an einer anderen Stelle befindet.«
»Wenn das ein Austausch war«, sagte Zamorra, »könnte es passieren, daß beim Zurückholen auch wieder etwas von hier nach drüben in die andere Welt fließen muß.«
Nicole nickte. »Ich werde die Wasserhähne aufdrehen, wenn’s so weit ist«, sagte sie. »Wir schicken ihnen Wasser zurück.«
Irgendwie hatte Zamorra bei der Sache ein ungutes Gefühl.
Nicole hielt das Amulett in den Händen. Ted Ewigk aktivierte den Dhyarra-Kristall. Er begann Kraft zu liefern. Das Amulett glomm leicht auf. Der silbrige Lichtschimmer pulsierte. In dem kleinen Raum knisterte die Luft plötzlich, als sei sie mit Elektrizität aufgeladen. Und diese Aufladung verstärkte sich immer weiter.
Zamorra sah, wie die Umrisse des
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